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Artikel veröffentlicht am 16.01.2021 um 10:30 Uhr
Tobias Schweinsteiger im Portrait: Ein Vollblutsportler seit Kindesbeinen
Der Oberaudorfer Tobias Schweinsteiger, der ältere Bruder von 2014-Weltmeister Bastian Schweinsteiger, hat seinen Weg im Sport gefunden. Der gebürtige Rosenheimer hat mit Fußball und Skifahren begonnen, hat es bei den Alpinen bis in den B-Nationalkader geschafft. Im Fußball gelang es dem heute 38-Jährigen als Spieler sogar hinauf bis in die 2. Liga. Aktuell ist er dort beim 1. FC Nürnberg Co-Trainer.
Von Dirk Meier
Tobias Schweinsteiger
Dirk Meier
Seit seinem Karriereende im Sommer 2015 ist Schweinsteiger als Trainer tätig. Aktuell ist er einer der Assistenten von Cheftrainer Robert Klauß in der 2. Liga beim 1. FC Nürnberg.

Fußball im Sommer, Skifahren im Winter

Von klein auf interessierte Tobias Schweinsteiger der Sport und hier speziell das Skifahren und der Fußball. Kein Wunder, wuchs er doch bei seinen Eltern in Oberaudorf am Alpenrand auf. Sport war in der Familie Schweinsteiger immer Thema, die Eltern betreiben ein Sportgeschäft in Oberaudorf. Im Sommer Fußball, von Oktober bis März dann Wintersport auf Brettern, so verliefen die Jugendjahre. Mit dem Fußball begann Tobias mit sechs Jahren beim FV Oberaudorf, blieb dort vier Jahre bis 1992. Von 1992 bis 1996 spielte Schweinsteiger beim TSV 1860 Rosenheim. “Da hatten wir eine sehr gute Mannschaft”, blickt Tobias in den Rückspiegel. Die damaligen Teamkollegen Florian Heller, Maximilian Nicu und Leonhard Haas schafften es hinauf in den Profibereich. “Manchmal hat auch mein Bruder Bastian mitgespielt. Wir hatten viel Spaß bei Sechzig Rosenheim.

Das Sportgeschäft der Familie Schweinsteiger in Oberaudorf.
Dirk Meier

1996 wechselte Tobias für ein Jahr zum FC Kufstein: “Dort war es besser Fußball mit dem Skifahren zu kombinieren und das lag ja auch bei mir vor der Haustür.” Zu diesem Zeitpunkt gehörte er schon dem deutschen Ski-C-Kader an. Nach der Mittleren Reife folgte eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Polizeimeister bei der Bundespolizei in Bad Endorf. Von 1997 bis Ende 2000 spielte Tobias Fußball zunächst in der U17 und dann in der A-Jugend bei der SpVgg Unterhaching in der Bundesliga: “Ich habe dort vorgespielt und gleich im ersten Spiel drei Tore erzielt, dann haben sie mich genommen.

Unglaubliche Trainingswochen - siebenmal Skifahren, dreimal Fußball

Ab 2001 war Tobias im Herrenbereich in der Bezirksliga beim SV Nußdorf aktiv. Zu diesem Zeitpunkt hatte er es schon bis in den B-Kader der Skifahrer geschafft. Das letzte A-Jugendjahr war heftig: “Da habe ich es mit dem Sport echt übertrieben. Denn ich hatte siebenmal pro Woche Training beim Skifahren und bin dann abends noch dreimal pro Woche nach Unterhaching zum Fußballtraining gefahren, das war echt krass.” 2002 entschied sich Tobias, Bastian war da schon bei Bayern München, das Skifahren aufzugeben und konzentrierte sich voll und ganz auf Fußball, ziemlich spät. Tobias wollte unbedingt noch das Abitur machen und seinen Weg im Fußball finden.

Von Nußdorf ging es im Sommer 2002 in die Bayernliga zum FC Falke Markt Schwaben, wo damals der frühere Bayernliga-Torjäger Franz Schick vom TSV Ampfing als Chefanweiser tätig war. Stürmer Schweinsteiger brachte es als 20-Jähriger auf 20 Spiele und erzielte vier Tore. Nun war die Karriere mit dem runden Leder vorgezeichnet. Nach einem halben Jahr in Markt Schwaben angelte sich der SSV Jahn Regensburg das Talent, Tobias spielte ein Jahr in der U23 in der Bayernliga. Es schloss sich ein gutes halbes Jahr Bayernliga beim FC Ismaning an. Von dort aus gelang dem 1,83 Meter großen Stürmer, der mit ungeheurer Geschwindigkeit zu überzeugen wusste, endlich der Sprung in den Profibereich.

Profi-Debüt im hohen Norden - heimatverbunden auf ewig

Diese Laufbahn begann am 1. September 2004 und zwar beim Drittligisten VfB Lübeck. Tobias hatte bei einem Probetraining überzeugt, verließ Ismaning in Richtung hoher Norden zum Klub am Holstentor. Sein Profidebüt gab Tobias am 12. September im Heimspiel und Derby gegen Holstein Kiel. Drei Minuten nach seiner Einwechselung erzielte er in der 76. Minute den 1:0-Siegtreffer und setzte ein erstes Ausrufezeichen. In knapp zwei Jahren bei den Schleswig-Holsteinern absolvierte der Angreifer 46 Spiele mit 18 Toren. Mehr Partien wurden es aufgrund eines Kreuzbandrisses nicht. Für die Saison 2006/07 wechselte der Oberbayer in die 2. Liga zu Eintracht Braunschweig, seine Bilanz lautete 20 Spiele und drei Tore. Braunschweig stieg aber am Saisonende aus der 2. Liga ab und so zog es ihn zurück an die Lübecker Lohmühle.

Nach einem halben Jahr beim VfB führte ihn sein Weg zurück in die Heimat. Die SpVgg Unterhaching, damals auch in der 3. Liga, hatte angeklopft und Tobias nahm zu Jahresbeginn 2008 dankend an. Zweieinhalb Jahre blieb Tobias in Unterhaching, absolvierte 82 Partien mit 22 Toren. Ab der Saison 2010/11 ging Tobias wieder für den SSV Jahn Regensburg auf Torejagd, wurde im ersten Jahr mit neun Treffern erfolgreichster Stürmer seines Teams. 2011/12 übernahm er beim Jahn das Amt des Mannschaftskapitäns und kam trotz einer Sprunggelenksverletzung in 31 Spielen auf 14 Treffer, hatte damit großen Anteil am dritten Platz in der Abschlusstabelle. Mit Ex-Löwe Michael Hofmann im Tor setzte sich der Jahn in der Relegation gegen den Karlsruher SC durch und stieg in die 2. Liga auf.

Tobias Schweinsteiger hier im Trikot des FC Bayern München II im Duell mit Julian Gressel (damals im Trikot des FC Eintracht Bamberg).
Gerd Gätzschmann

Ich hätte in Regensburg bleiben können, habe mich aber für einen Wechsel in die zweite Mannschaft des FC Bayern München in die 3. Liga entschieden. Ich hatte in meiner Karriere oft besser dotierte Angebote, aber meistens habe ich die angenommen, die heimatnäher waren.” Drei Jahre bis 2015 gehörte Tobias dem FC Bayern München an, wurde 2013 für ein halbes Jahr an die SpVgg Unterhaching ausgeliehen. Für die “kleinen Bayern” brachte es Tobias auf 70 Spiele mit 27 Toren, in Unterhaching wurde es noch einmal 17 Partien mit drei Treffern. Mit seinem letzten Spiel, einer 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg II, beendete Tobias im Sommer 2015 seine aktive Laufbahn.

Auch als Trainer wechselt der Kompass zwischen Süd und Nord

Der FC Bayern ermöglichte ihm den Start ins Trainerdasein, 2015/16 als Co-Trainer der U17. Im zweiten Jahr gewann die U17 dank eines 2:0-Endspielsieges gegen Werder Bremen die Deutsche B-Jugend-Meisterschaft. Ab 2017/18 durfte Tobias als Co-Trainer der U23 in der Regionalliga Bayern als Assistent von Tim Walter ran, der vorher ebenfalls die U17 trainiert hatte. Trotz eines laufenden Vertrags bis 2019 wurde Tobias ein Jahr früher freigestellt. Im Dezember 2018 bat er um Vertragsauflösung, wurde unter Coach Andreas Weiland Co-Trainer und später sogar Teamchef beim österreichischen Zweitligisten FC Juniors OÖ. Zur Spielzeit 2019/20 gelang dem ehemaligen Mittelstürmer der Sprung in den deutschen Profifußball, als er neben Dirk Bremser der zweite Co-Trainer von Dieter Hecking beim Hamburger SV wurde.
Das Ziel Bundesliga-Aufstieg verfehlte der einstige Bundesliga-Dino im Saisonendspurt aber. “Wir haben in fünf Spielen jeweils in der Nachspielzeit wichtige Punkte verschenkt wie zum Beispiel gegen die direkten Konkurrenten VfB Stuttgart und 1. FC Heidenheim. Daher hat es am Ende knapp nicht gereicht.

Gegen Ex-Klub im Rampenlicht

Hecking verließ den HSV, wurde Sportchef beim 1. FC Nürnberg. Tobias folgte ihm, wenngleich er feststellt: “Entscheidend war, dass ich gute Gespräche mit Cheftrainer Robert Klauß hatte.” So wechselte Tobias ein zweites Mal aus dem Norden zurück in den Freistaat Bayern und das bereut der in Rosenheim lebende Ex-Stürmer nicht: “Ich habe mich hier sehr gut eingelebt, bin gut aufgenommen worden. Wir haben eine gute Mannschaft und ich arbeite in einem guten Trainerteam.” Tobias darf sehr viel selbständig arbeiten, ist für die Bereiche Individualanalyse und die Weiterentwicklung der Spieler verantwortlich. Ausgerechnet beim Spiel gegen den Hamburger SV vertrat er den gesperrten Cheftrainer Klauß und erreichte ein beachtliches 1:1 gegen den Tabellenführer und Meisterschaftsfavoriten. Dass der Club im Moment bei 20 Punkten steht, findet Tobias Schweinsteiger in Ordnung: “Am Ende der vorigen Saison konnte sich der Club ja erst in letzter Sekunde in der Relegation vor dem Abstieg retten. Wir wollten uns stabilisieren und das ist uns auch gelungen. Wir versuchen unsere Spielidee einzubringen und diese umzusetzen. Die fünf Spiele, die wir verloren haben, hätten wir auch gewinnen können. Wir haben in fast allen Spielen auf Augenhöhe mitgespielt.” Nach hinten hat das Team bereits ein ordentliches Polster von sieben Punkten zum Relegationsplatz.

Aktuell absolviert Tobias Schweinsteiger seit Juni 2020 die Ausbildung zum Fußballlehrer an der Sportschule in Hennef, die er wahrscheinlich in diesem Sommer mit bestandener Prüfung abschließen wird. Längerfristiges Ziel ist es als Cheftrainer zu arbeiten: “Ich war ja schon in Österreich Cheftrainer, das ist auf längere Sicht mein Ziel. Aber im Moment sehe ich mich in Nürnberg und in meiner Rolle dort sehr gut aufgehoben.” In Nürnberg wohnt er auch, nach Rosenheim ist es aber nicht so weit. Den Bezug nach Rosenheim und seinen Heimatort Oberaudorf ist in alle den Jahren des Tingelns durch die Lande nie verloren gegangen: “Ich verfolge natürlich auch den Fußball in der Heimat und da speziell in Rosenheim. Ich hoffe, dass die Sechziger wieder den Klassenerhalt in der Regionalliga packen werden, dazu drücke ich ihnen die Daumen.

Soziales Engagement als "Bananenflanker"

Tobias Schweinsteiger - auch nach der aktiven Karriere noch am Ball beim Team der Bananenflanker.
Dirk Meier

Tobias Schweinsteiger ist seit Jahren sozial engagiert. Seit 2012 unterstützt er das Projekt “Bananenflanker” aus Regensburg. Das ist ein innovatives Fußballprojekt speziell für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. “Ich bin dort Botschafter. Das Projekt ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Inzwischen sind schon rund 600 Kinder dabei an 18 Stützpunkten. Wir haben eine eigene Fanartikel-Kollektion und veranstalten im Sommer und im Winter Benefizveranstaltungen. Ich spiele ja auch noch aktiv für das Team Bananenflanker.” Leider ist Corona auch dafür ein Hemmschuh. “Im Moment ist es für uns schwierig dieses Projekt voranzutreiben, wir werden gerade extrem ausgebremst.” Der Oberaudorfer hat also seinen Weg gemacht, steht mit 38 Jahren in der Blüte seines Lebens und wird sicher noch für viele positive Schlagzeilen im Fußball sorgen.

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Hintergründe & Fakten



Steckbrief T. Schweinsteiger

Tobias Schweinsteiger
Alter
42
Geburtsort
Rosenheim
Wohnort
Nürnberg
Familie
in Beziehung, 1 Kind
Nation
Deutschland
Größe
183 cm

Spielerstationen Schweinsteiger

12/13
3. Liga
 
10/11
3. Liga
 
09/10
3. Liga
 
08/09
3. Liga
 
07/08
REGL
 
05/06
REGL
 
04/05
REGL
 
04/05
OBERL BAY
 
03/04
OBERL BAY
 
03/04
OBERL BAY
 
02/03
OBERL BAY
 
02/03
OBERL BAY

Trainerstation T. Schweinsteiger

22/23
FC Nürnberg
Co-Trainer
21/22
FC Nürnberg
Co-Trainer
20/21
FC Nürnberg
Co-Trainer
19/20
Hamburger SV
Co-Trainer
18/19
FC Juniors OÖ
Co-Trainer
17/18
Bay. München 2
Co-Trainer
16/17
Bay. München, U17
Co-Trainer
15/16
Bay. München, U17
Co-Trainer

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