Ein Beweis aus der Saison 1987/88: Der Ball kann auch holprig rollen! - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 13.12.2017 um 06:45 Uhr
Ein Beweis aus der Saison 1987/88: Der Ball kann auch holprig rollen!
"Fräiers ham'wer bei su am Wedda aah g'spillt!" Die vielen witterungsbedingten Ausfälle kurz vor der Winterpause verleiten alt eingesessene Fußball-Experten zum Rückblick auf frühere Tage, als der Schnee nur deshalb nicht an die Hosen der Spieler kam, weil diese so kurz geschnitten waren, und dennoch scheinbar selbstverständlich dem runden Leder hinterhergejagt wurde. Heute vor 30 Jahren:
Von Marco Galuska
Am 13. Dezember standen sich der TSV Altenfurt und der ESV Rangierbahnhof zum Bezirksliga-Derby gegenüber.

Am 13. Dezember 1987 siegte beim Heimspiel in Alta Badia (Italien) Alberto Tomba im Riesenslalom, der Tscheche Pavel Ploc gewann das Skispringen in Lake Placid und der FSV Stadeln holte beim Spitzenreiter Tuspo Fürth durch ein 3:1 wichtige zwei Punkte und blieb im Kampf um den Aufstieg in die A-Klasse weiter dran. Es fand also nicht nur Wintersport an diesem Tag statt. Elf Tage vor Heilig Abend war der letzte Spieltag vor der Winterpause in Mittelfranken angesetzt und trotz gefrorenen und schneebedeckten Plätzen gab es nicht einen Spielausfall im Kreis Nürnberg-Fürth! Auch außerhalb gab es nur wenige Spielabsagen wie beispielsweise in Behringersdorf, Polsingen oder Arberg.

Kurze Hosen mit langen Unterhosen: ein Markenzeichen im winterlichen Fußball der 1980er-Jahre. Nicht nur in Altenfurt konnte Mitte Dezember 1987 gespielt werden.
privat

 

Das Nürnberger Derby in der Bezirksliga Süd zwischen dem TSV Altenfurt und dem ESV Rangierbahnhof wollten trotz Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt 400 Zuschauer sehen. Schließlich gastierte der Spitzenreiter beim Tabellensechsten an der Wohlauer Straße. Und trotz des holprigen Bodens entwickelte sich eine Klassepartie, in der die Altenfurter die größeren Spielanteile hatten. Gleich zu Beginn ein Paukenschlag: Der mittlerweile verstorbene frühere Zirndorfer Bundesliga-Referee Manfred Dölfel, mit dem beide Teams so ihre Probleme hatten, vermutete in der 2. Minute ein Foulspiel von Altenfurts Oliver Brüggen (heute Pressesprecher der adidas AG). Den folgenden Strafstoß verwandelte der überragende Techniker Dieter Miedel für die Elf von Gerhard Zuber. Doch der TSV, gecoacht von Günter Raabe, konnte schnell antworten. Mittelstürmer Peter Schady, vor der Saison als B-Klassen-Torschützenkönig vom SC Viktoria gekommen, feierte nach langer Verletzungspause ein gelungenes Comeback und traf per Freistoß zum 1:1-Ausgleich. Altenfurt drückte weiter, doch Miedel schlug erneut für die Gäste zu. Der TSV vergab beste Chancen kläglich oder scheiterte immer wieder am starken Michael "Mix" Fuchs (heute Torwart-Trainer des 1.FC Nürnberg), der als Jugendkeeper den am Knie verletzten Stammtorhüter Thomas Hertlein vertrat, im Tor des Spitzenreiters. Kurz vor der Pause gelang Hans Hempfling schließlich doch noch der überfällige Ausgleich für Altenfurt. Im zweiten Durchgang verhängte Dölfel sechs Zeitstrafen und sieben Gelbe Karten. Die Hausherren vergaben weiterhin beste Chancen, mussten sich schließlich - wie schon im Hinspiel - mit dem 2:2-Endstand begnügen.


Michael Mix FuchsZweimal musste der junge Rangers-Keeper Michael "Mix" Fuchs den Ball beim 2:2 in Altenfurt aus dem Netz holen.
Foto: Privat

Einer der Zeitzeugen, der damalige ESV-Vorstopper Rudi Haubner, erinnert sich an die zurückliegende Winterspiele: "Es wurde früher häufig auf Schneeboden gespielt. Es ging auch gut. Vielleicht lag es auch daran, dass wir damals anderes Schuhwerk hatten", spricht er von den Veränderungen in der Ausrüstung im Laufe der Jahre und führt aus: "Das waren früher in der Regel einfache, runde Stollenschuhe, die auch einmal nachgegeben haben. Jetzt ist das Material soweit, dass der Körper nachgeben muss und so viele Verletzungen entstehen", ist Haubner heute der Meinung, dass es keinen Sinn macht und gefährlich ist, auf gefrorenen Plätzen zu spielen. Da die Hosen damals kürzer waren, wurde im Winter oft mit "Bundeswehr-Unterwäsche" gespielt. "Ich habe meistens aber darauf verzichtet", meint er rückblickend auf "eine schöne Zeit".


Zum Sportlichen: Die Altenfurter setzten sich im Laufe der Saison im oberen Drittel fest, was für die Qualifikation für die im folgenden Jahr neu eingeführte Bezirksoberliga entscheidend war. Der ESV Rangierbahnhof wurde auf der Zielgeraden noch von Quelle Fürth abgefangen. Der Aufstieg in die Landesliga gelang dem ESV Rangierbahnhof dann im Jahr 1993/94 gemeinsam mit dem ASV Vach. In der B-Klasse West durfte neben Meister Tuspo Fürth auch der FSV Stadeln den Aufstieg feiern.


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