Wernsdorf Next Top-Tutu: "Der Weg zum Aufstieg ist noch lang" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 23.03.2017 um 18:30 Uhr
Wernsdorf Next Top-Tutu: "Der Weg zum Aufstieg ist noch lang"
Die Damen des SV Wernsdorf sind ein „Kind der Bezirksliga“. Zwei Jahre fristeten sie ein Dasein in der Kreisliga, bevor die triumphale Rückkehr gelang. Nun „droht“ der SVW die Liga erneut zu verlassen. Diesmal allerdings in die andere Richtung. Im Kampf um den Aufstieg in die BOL entstand eine Idee, die weitreichende Folgen haben kann...
Von Bernd Riemke
Fünfter – Vierter – Vierter – Fünfter. Die Bilanz des SV Wernsdorf seit der Rückkehr in die Bezirksliga zur Saison 2012/13 darf man getrost als außerordentlich konstant bezeichnen. Meist kam die Platzierung genau dem Rang hinter den Spitzenteams gleich. Der Sprung nach ganz vorne sollte jedoch nicht gelingen. Bis sich zu Beginn der aktuell laufenden Serie der eigene Nachwuchs aufmachte, nicht nur die Breite des Kader zu vergrößern, sondern auch die Qualität anzuheben. Dominique Sauer avancierte mit bislang elf Treffern prompt zur besten Torschützin in Reihen des SVW und liegt auch ligaweit gemeinsam mit Lilith Knauf (TSG 05 Bamberg) an der Spitze der Torjägerliste. Gefüttert wird sie unter anderem von Julia Müller, die vorwiegend über den rechten Flügel für Gefahr sorgt. Dritte im Bunde der Youngster ist Jamin Erhardt, die vornehmlich in der Rolle der Außenverteidigerin zu finden ist. „Alle drei haben uns enorm weitergeholfen“, spart Saskia Arleth, 21-jährige Flügelflitzerin, die ebenfalls dem eigenen Nachwuchs entstammt, nicht mit Lob für die Juniorinnen. Einzige echte Neue zu Saisonbeginn war Linda Eckelt, die den Weg von Ligakonkurrent SV Walsdorf nach Wernsdorf fand und sich dort auf Anhieb einen Platz in der Innenverteidigung beziehungsweise im defensiven Mittelfeld sicherte.

Zusammenhalt als Erfolgsformel

Der derzeitige Spitzenreiter der Bezirksliga/West verfügt demnach über eine eingespielte Truppe, deren großer Trumpf das sehr stark ausgeprägte Zusammengehörigkeitsgefühl ist. „Wir unternehmen auch privat viel zusammen. Das schweißt zusammen und außerdem können wir uns auf dem Platz alles sagen ohne dass es jemandem übel genommen wird“, umschreibt Arleth ein rundum Wohlfühlklima innerhalb der Mannschaft, das einen nicht zu unterschätzenden Faktor auf die eigene Leistungsentwicklung hat. Davon alleine wird man freilich nicht Tabellenführer. „In der letzten Saison haben wir teilweise mit Viererkette agiert, aber hat die Abstimmung oft gefehlt“, blickt Saskia Arleth auf eine taktische Änderung im Spiel des SVW zurück, die zunehmend automatisiert wird und daher reife Früchte trägt. Gepaart mit gesteigerter Trainingsintensität und einer unmittelbar daraus folgenden erhöhten Grundfitness, hebt dies das Niveau aller Spielerinnen. Und zwar so hoch, dass der SV Wernsdorf das bis dato einzig ungeschlagene Team der Liga ist.

Saskia Arleth (re.) fühlt sich auf der linken Außenbahn am wohlsten.
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„Wir haben in der Hinrunde gesehen, dass wir mit den Topteams mithalten können. Dadurch sprang vielleicht das letzte Fünkchen über, so dass wir nun bereit sind 150% zu geben, um ein Spiel zu gewinnen“, so Arleth über einen Umbruch, der im Kopf stattgefunden hat. Fußball spielen konnten die jungen Damen schon immer. An guten Tagen den vermeintlich Großen ein Bein zu stellen, lag zumindest im Bereich des Möglichen, doch nun sind die Damen des SVW selbst die Gejagten. „Jeder will uns jetzt schlagen. Jeder hat auch das Potenzial uns zu schlagen, aber wenn wir unser Maximum abrufen wird es für die anderen schwer“, weiß nicht nur Saskia Arleth was die Stunde geschlagen hat. Druck verspüren die SVW-Damen jedoch keinen, denn vor allem die 3:3-Punkteteilung beim SV Würgau – dem einzigen Remis stehen acht Siege gegenüber – ist Warnung genug, dass der Spitzenreiter keinesfalls unverwundbar ist. Dementsprechend übt sich der Ligaprimus in vornehmer Zurückhaltung. „Wir haben noch eine ganze Rückrunde zu spielen. Bis zu einem möglichen Aufstieg ist es noch ein langer Weg“, so Arleth.

Flexibilität als großes Plus

Zumal eben jener Aufstieg selbst als Wintermeister immer noch nicht in den absoluten Fokus des SV Wernsdorf gerückt ist. „Ziel ist es, jedes Spiel zu gewinnen. Wir wollen uns auf dem Platz gut verkaufen und dann sehen wir zum Schluss, was dabei herauskommt“, übt sich die 21-Jährige in Bescheidenheit, wohlwissend, dass ihre Truppe insbesondere im Hinspiel gegen den vermeintlich stärksten Konkurrenten einen absoluten Sahnetag erwischt hat. 6:0 hieß es am Ende gegen den derzeitigen Tabellenzweiten, Saskia Arleth traf selbst dreimal, doch auch wenn an jenem Tag jede Spielerin an ihre individuelle Leistungsgrenze ging, so kam ein Erfolg in dieser Höhe doch unerwartet. Wernsdorf verinnerlichte gerade in dieser Partie das, was Erfolgscoach Jörg Kotz gebetsmühlenartig predigt: Ball in den eigenen Reihen halten, über den Ballbesitz zur eigenen Sicherheit gelangen und in Folge dessen das Spiel dominieren! Was auf der Taktiktafel so einfach daherkommt, setzen die Spielerinnen mehr und mehr erfolgreich um. Nicht zu unterschätzen ist dabei die Flexibilität vieler Akteurinnen, für die die ehemalige Torgarantin und Topstürmerin Franziska Schick als Paradebeispiel steht. In Zeiten personeller Engpässe gab sie schon einen souveränen Sechser ab und stellte selbst als Außenverteidigerin schon ihre Qualitäten unter Beweis.

Jasmin Erhardt (re.) ist eine der Youngster, die sich nahtlos in die Mannschaft eingefügt haben.
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Die Mischung macht's

An derlei erfahrenen Akteurinnen mangelt es im Kader des SV Wernsdorf nicht. Bei einem Durchschnittsalter von 22,5 Jahren stimmt die Mischung aus jungen Wilden und den routinierten Akteurinnen, die ein Spiel zu lenken verstehen und die nötige Ruhe mitbringen. „Rebecca Ebitsch ist unser Fels in der Brandung, die auf und neben dem Platz als Ansprechpartnerin für uns enorm wichtig ist“, schätzt Saskia Arleth den ruhenden Pol der Mannschaft sehr. Ein Jahr jünger, aber nicht minder wichtig ist Victoria Hensel, die enorm viel Ballsicherheit ausstrahlt und nach vorne immer für einen Geisteblitz gut ist. Spielführerin Kristin Payne zählt zwar erst 22 Lenze, geht jedoch als ausgesprochenes Vorbild voran. „Vor allem durch ihre kämpferische Einstellung zieht sie uns alle mit“, ist Arleth froh, ihren Käptn in den eigenen Reihen zu wissen. Die Damen des SV Wernsdorf sind gereift. Sind sie auch reif für den Titel, dann verspricht Saskia Arleth Mitspielerinnen und Fans ein ganz besonderes Schmankerl. „Dann werde ich mich zum ersten Punktspiel der neuen Saison im Tutu aufwärmen“, so die 21-Jährige. Und wenn es am Ende nicht reicht? „Dann ist es eben so. Solange wir in jedem Spiel alles geben und uns so teuer wie möglich verkaufen, müssen wir uns auch nicht vorwerfen, etwas verspielt zu haben!“ Es wäre zweifelsohne der größte Erfolg in der Historie des Frauenfußballs beim SV Wernsdorf, wenn die Schützlinge von Jörg Kotz in die Bezirksoberliga aufsteigen würden. Und ohne jeden Zweifel die größte Freude, das Aufwärmprogramm vor dem ersten Spiel in der Saison 2017/18 miterleben zu dürfen...

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Steckbrief S. Arleth

Saskia Arleth
Spitzname
Sasi
Alter
28
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Hirschaid
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
179 cm
Beruf
Sportmanagement-Studentin
Hobbies
Sport im Allgemeinen, Basketball, mit Freunden ausgehen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
offensives Mittelfeld


Tabelle Bezirksliga

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
9
36:9
25
3
9
13:10
14
8
9
18:26
9
9
9
14:28
9
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit

Nächste Spiele Wernsdorf

Sa. 25.03.2017 16:00 Uhr
So. 02.04.2017 10:30 Uhr
H - SV Walsdorf (7.)
So. 09.04.2017 10:30 Uhr
H - SV Würgau (3.)
So. 23.04.2017 15:00 Uhr
So. 07.05.2017 17:00 Uhr
In Klammern aktuelle Tabellenplatzierung
Ohne Anlaufphase bekommt der SV Wernsdorf unmittelbar nach Rückrundenstart im April die ganz dicken Brocken der Liga vorgesetzt.

Bilanz SV Wernsdorf

Saison
Pl. 
Liga
2023/24
2. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2022/23
8. 
Bezirksoberliga Oberfranken
2021/22
5. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2019/21
7. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2018/19
4. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2017/18
4. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2016/17
1. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
2015/16
5. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2014/15
4. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2013/14
4. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2012/13
5. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2011/12
1. 
Kreisliga West
 
2010/11
2. 
Kreisliga Süd
 
2009/10
9. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
2008/09
8. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 

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