Altstädterinnen jubeln wieder: SpVgg ist Zweiter der Delatron-Tabelle - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 24.10.2016 um 20:00 Uhr
Altstädterinnen jubeln wieder: SpVgg ist Zweiter der Delatron-Tabelle
Dass das zweite Jahr für einen Aufsteiger das schwerste ist, bekamen die Damen der SpVgg Bayreuth zum Auftakt der Landesliga-Saison am eigenen Leib bitter zu spüren. Drei Spiele, drei Niederlagen, zehn Gegentore – bis Sven Delatron das Traineramt übernahm. Der 35-Jährige hauchte den taumelnden Torbienen neues Leben ein…
Von Bernd Riemke
Fünfzehn Jahre lang trainierte Sven Delatron im Nachwuchsbereich, fünf davon bei der männlichen U14 im Bundesliga-Leistungszentrum der SpVgg Greuther Fürth. Nach einem Ausflug zu den Herren des TSV Ochenbruck in die Kreisliga pausierte Delatron zuletzt eineinhalb Jahre und nutzte seine fußballfreie Zeit, um Gattin Stefanie bei der Jagd nach dem runden Leder gehäuft zuzusehen. Der Umzug ins beschauliche Eckersdorf brachte schließlich auch einen Vereinswechsel von Stefanie Delatron zur SpVgg Bayreuth mit sich. „Es war ein Paukenschlag als wir erfuhren, dass Renate Kraus ihr Traineramt niederlegt“, erinnert sich der 35-Jährige an die zurückliegende Vorbereitungszeit, die – einschließlich des Saisonstarts – unter keinem guten Stern stand. Kraus-Nachfolger Hans-Dieter Sigg war das Glück nicht hold. Nach drei Niederlagen war Schluss und die SpVgg stand ohne Trainer da, bis die Verantwortlichen auf Sven Delatron zutraten…

Herr Delatron, da Ihre Gattin das schwarz-gelbe Trikot trägt dürfte es ein kurzer Dienstweg für die Trainerfindungskommission gewesen sein?
Sven Delatron: Ich habe natürlich mitbekommen, dass sich Verein und Trainer trennen werden. Bettina Böhmer und Ewald Bauer, aber auch einige Spielerinnen sind dann auf mich zugekommen und haben angefragt, ob ich die Mannschaft unterstützen könnte.

Woraufhin Sie umgehend zugesagt haben?
Sven Delatron: Nach dem ersten Spiel gab es ja nur die Optionen, zu helfen oder die Mädels hängenzulassen. Mir war schon klar, dass die Mannschaft besser ist, als Woche für Woche als Verlierer vom Platz zu gehen. Wenn ich es mache, dann richtig. Das war mir auch klar und natürlich hat es nach eineinhalb Jahren Pause auch wieder ein bisschen gejuckt.

Der Erfolg kam umgehend zurück. Was haben Sie anders gemacht als Ihr Vorgänger?
Sven Delatron: Dass Potenzial in der Mannschaft vorhanden ist, hat auch Renate Kraus schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Andererseits lügt die Tabelle nicht. Wenn eine Mannschaft nach drei Spielen mit null Punkten Letzter ist, dann glaube ich da nicht an Zufälle. Genauso wenig wie Glück Zufall ist. Auch das haben wir uns in den letzten Wochen erarbeitet.

100% Leidenschaft. Sven Delatron lebt das vor, was seine Mannschaft auf dem Platz seit Wochen umsetzt.
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Und wie sind Sie das konkret angegangen?
Sven Delatron: Unser Problem war, dass wir viel zu viele Gegentore bekommen haben. Der erste Ansatz war also, die Mannschaft zu stabilisieren. Darüberhinaus ist Fußball ein Spiel, das Spaß machen sollte. Die Mädels hatten aber keinen Spaß mehr, waren am Boden und frustriert. Also galt es auch bei aller Ernsthaftigkeit im Training, Spaß und Lockerheit zurückzubringen. Ich habe der Mannschaft versprochen, dass ich 100% Leidenschaft zeige – und das erwarte ich von den Mädels auch.

Dennoch haben Sie zudem personelle Umstellungen vorgenommen.
Sven Delatron: Es gilt immer die richtige Mischung zu finden. Nicht jede Spielerin kann zwingend immer auf ihrer Wunschposition spielen. Das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass sie die Rolle gut ausfüllt, in der sie für die Mannschaft am wichtigsten ist. Selbst wenn die Ergebnisse einmal nicht stimmen sollten, am Ende muss ich in den Spiegel schauen und sagen können: Ja, ich habe alles für den Erfolg der Mannschaft gegeben.

Das funktioniert hervorragend. Wie sieht denn Ihre Spielphilosophie aus?
Sven Delatron: Unser System hat sich schon grundsätzlich verändert. Ich spiele gerne mit einer relativ offenen Ausrichtung und zwei Spitzen. Die Mädels dürfen dabei innerhalb des Systems rotieren und spielen nicht zwingend positionsgetreu. Wir schauen zuerst auf uns und haben Woche für Woche einen Matchplan, der bisher auch immer funktioniert hat (schmunzelt).

Das kann man wohl sagen. In der Delatron-Tabelle stehen Sie auf Platz 2 hinter Theuern (13 Punkte). In den fünf Spielen unter Ihrer Regie haben Sie elf Zähler geholt und keine Partie verloren.
Sven Delatron: Darauf sind wir natürlich stolz. Unser Ziel war, bis zur Winterpause zehn Punkte zu holen. Dann wären wir zwar wahrscheinlich auf einem Abstiegsplatz gestanden, aber in Sichtweite zum rettenden Ufer.

Dieser Plan ging ganz schön „daneben“. Sie haben jetzt schon elf Punkte und drei Partien stehen noch aus.
Sven Delatron: Nun, zuvor hatten wir von zwölf möglichen Punkten null. Mit elf Punkten sind meine Träume bislang übertroffen, aber ich hätte das Amt nicht angetreten, wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Mannschaft in der Lage ist, das zu schaffen.

Gibt es denn jetzt eine neue Zielsetzung?
Sven Delatron: Ich bin kein Zauberer oder Hexer, sondern Realist. Jeder Punkt ist ein Punkt für den Klassenerhalt. Alles andere wäre übertrieben und nicht angemessen. Wir werden auch wieder Spiele verlieren und müssen dann damit klarkommen. Wenn wir die jetzigen vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz bis zur Winterpause halten, bin ich absolut zufrieden.

Anne Hecker (li.) führt aktuell mit drei erzielten Treffern die interne Torjägerliste an.
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Solange die Null steht, verlieren Sie zumindest nicht hoch. In drei der letzten vier Spiele haben Sie kein Gegentor bekommen.
Sven Delatron: Das ist natürlich auch ein Verdienst von Rüdiger Hübschmann, den ich als Torwarttrainer berufen habe und der einen hervorragenden Job macht. Grundsätzlich agieren wir aber schon offensiver. Nur ist es eben auch so, dass wir inzwischen gefestigter sind. Zwei Gegentore in einem Spiel werden wir so schnell nicht mehr kriegen. Wenn wir dann vorne eins erzielen sind wir auch mal in der Lage, das knappe Ergebnis zu halten.

Es waren in der Tat knappe Ergebnisse. Mehr als zwei Tore hat Ihre Mannschaft während Ihres Wirkens in einem Spiel noch nicht erzielt.
Sven Delatron: Ich möchte auch nicht ins offene Messer laufen und das Risiko minimieren. Im Moment sind wir in der Tat abschlussschwach und brauchen zu viele Chancen. Da ist noch Luft nach oben. Ich bin in jedem Spiel sicher, dass wir ein Tor erzielen können – aber eben auch nicht so viel mehr. Meiner Philosophie entspricht aber schon die Offensive. Angriff ist die beste Verteidigung.

In jedem Ihrer Spiele – bis auf das 0:0 in Theuern – gelang Ihrer Mannschaft das psychologisch wichtige 1:0. Ist das auch ein Faktor für den Erfolg?
Sven Delatron: Natürlich gibt das Sicherheit. Die Mädels haben aber auch gemerkt, dass sie – egal gegen wen – für ihren Aufwand belohnt werden. Wir haben einen Plan, nehmen uns was vor und wenn das dann auch noch funktioniert, dann wächst natürlich das Selbstvertrauen. Ich sehe aber noch einen anderen großen Vorteil…

Die Jetzt-Erst-Recht-Aufbruchstimmung nach drei Pleiten in Serie?
Sven Delatron: Wir hatten nichts mehr zu verlieren und sind immer noch in jedem Spiel Außenseiter. Unter unseren letzten Gegnern waren Bischofsheim, Theuern, Karsbach oder Reitsch. Die Mannschaften haben ganz andere Ansprüche als wir. Daher sage ich, dass nicht das einzelne Ergebnis für uns wichtig ist, sondern der Weg, den wir einschlagen. Wir haben dabei nur ein Ziel und das ist, die Klasse zu halten.

Dafür wünscht anpfiff.info Ihnen und Ihrem Team nicht nur in den kommenden Wochen bis zur Winterpause viel Erfolg und dankt Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch.

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Steckbrief S. Delatron

Sven Delatron
Alter
42
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Eckersdorf
Familie
verheiratet
Größe
175 cm
Gewicht
75 kg
Beruf
Geschäftsführer DEVK-Versicherungen
Hobbies
Fußball


Delatron-Tabelle

Erreichte Punktzahlen seit dem Amtsantritt von Sven Delatron nach dem 3. Spieltag

1. TSV Theuern 13 Punkte
2. SpVgg Bayreuth 11 Punkte
3. SV Weinberg 2 10 Punkte
4. FVgg. K. Aschaffenburg 9 Punkte
5. VfR Bischofsheim 9 Punkte
6. SV Frensdorf 8 Punkte
7. Schwabthaler SV 8 Punkte
8. FC Karsbach 5 Punkte
9. SV Reitsch 4 Punkte
10. SpVgg Erlangen 3 Punkte
11. FC Nürnberg 2 1 Punkt
12. TSV Neudorf 0 Punkte

Tabelle Landesliga Nord

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
8
23:12
17
2
8
22:12
17
3
8
18:12
16
4
8
22:8
15
8
8
16:22
8
10
7
10:18
6
11
7
14:15
5
12
8
12:37
3
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit

Spiele SpVgg Bayreuth

So, 25.09.2016
11:00
H
 2:2
Sa, 01.10.2016
17:00
H
 1:0
So, 09.10.2016
15:00
A
 0:0
Sa, 15.10.2016
14:00
H
 2:0
Sa, 22.10.2016
16:00
A
 1:2
Mit Schwabthal, Theuern und Bischofsheim traf die SpVgg in den letzten fünf Begegnungen auf drei Teams aus den aktuellen Top 5 und hielt sich schadlos.

Tabellenverlauf SpVgg Bayreuth

Am 4. Spieltag gelang der erste Punktgewinn. Da verharrte die SpVgg zwar noch mit der roten Laterne in der Hand, startete in den folgenden Wochen aber nach oben durch.

Bilanz SpVgg Bayreuth

Saison
Pl. 
Liga
2023/24
10. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2022/23
4. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2021/22
7. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2019/21
11. 
Landesliga Nord
2018/19
6. 
Landesliga Nord
 
2017/18
6. 
Landesliga Nord
 
2016/17
5. 
Landesliga Nord
 
2015/16
7. 
Landesliga Nord
 
2014/15
1. 
Bezirksoberliga Oberfranken
2013/14
1. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
2012/13
1. 
Kreisliga Süd/West
2011/12
1. 
Kreisklasse Mitte

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