Umfrage zur Flexiblen Liga: Verantwortliche sehen mehr Chancen als Risiken - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 28.09.2016 um 06:00 Uhr
Umfrage zur Flexiblen Liga: Verantwortliche sehen mehr Chancen als Risiken
MAGAZIN Seit Beginn der Saison gibt es die Flexible Liga als Pilotprojekt im Spielkreis Hof-Marktredwitz, mit der versucht werden soll, den Spielbetrieb auch in personalarmen Zeiten am Leben zu erhalten. Gut möglich, dass dieses Modell bald auch in anderen Regionen in Ober- und Unterfranken umgesetzt wird. anpfiff.info hat deshalb Beteiligte zu ersten Erfahrungen und möglichen Erfolgsaussichten befragt.
Von Hans-Jürgen Wunder
Es ist wohl kein Zufall, dass dieses Modell ausgerechnet im strukturschwachen Nordosten von Bayern getestet wird. Bereits zu Zeiten der Zonengrenze und des Ost-West-Konflikts profitierte diese Region nur unterdurchschnittlich vom wirtschaftlichen Aufschwung und hatte nach dem Niedergang der Textil- und Porzellanindustrie Probleme, junge Familien und Fußballer mangels Arbeitsplätze in der Region zu halten. Mit dem Geburtenrückgang hat sich die Situation für die Vereine weiter verschärft, so dass neue Lösungen gefragt waren. Eine davon könnte die Flexible Liga sein, bei der sich Mannschaften relativ unkompliziert auf eine geringere Spieleranzahl einigen können. Zudem wird weiter Druck aus dem Kessel genommen, indem es kein Aufstiegsrecht gibt. Partien können außerdem leichter verlegt werden und der kameradschaftliche Spielgedanke ist hier in den Vordergrund gerückt. Dass das aber noch nicht überall durchgedrungen ist, beweist eine Tätlichkeit bei einem Flexispiel, die mit einem Kieferbruch und einen Krankenhausaufenthalt geendet hatte.

Der Frankenwalder Keeper Florian Spitzu dürfte richtig Spaß an der Flexiliga haben. Da darf er stürmen, hat bereits acht Treffer erzielt und es gibt eher selten etwas auf die Nase.
anpfiff.info

Positive Resonanz mit Schönheitsfehlern

Beim Bayerischen Fußballverband hält man sich mit einer Bewertung des Projektes mitten in der Vorrunde noch zurück. Kreisspielleiter Klaus Helgert und Peter Kempf erklärten unisono: "Wir wollen erst einmal bis zur Spielpause abwarten und anschließend mit den Vereinen sprechen. Danach werden wir das Projekt bewerten." Dagegen waren Trainer, Spielleiter und Verantwortliche nach zwei Monaten Spielbetrieb etwas auskunftsfreudiger:

Jürgen Roth - Sportlicher Vorstand TSV Brand: "Uns tut diese neue Liga richtig gut. Nur dadurch konnten wir den Spielbetrieb bei der Reserve überhaupt aufrechterhalten, denn mit 13 Mann brauchst du nicht in eine A-Klassensaison gehen. In der Summe der Dinge ist das ohne Zweifel eine gute Sache." 

Chris Nachtmann - Trainer SV Leutendorf: "Ich persönlich halte von diesem Krampf nichts. Beim TSV Bärnau waren etwa zahlreiche Spieler der Ersten mit dabei, aber nachdem es im Grunde um nichts geht, schaut eh kein Mensch drauf. Deshalb denke ich auch nicht, dass das dauerhaft Bestand haben wird." 

Christoph Wirth - Spielleiter FC Frankenwald: "Für uns ist das eine richtig schöne Geschichte. Wir haben meist kein Problem, genügend Leute für die Dritte zusammen zu bekommen - die ja fast nicht trainieren, aber gerne spielen. Und dass sie trotzdem Spiele gewinnen, macht ihnen natürlich umso mehr Spaß. Was uns allerdings wurmt, sind die zahlreichen Absagen - das ist nicht besser als in der A-Klasse."

Klaus Benker - Abteilungsleiter SV Holenbrunn: "Wir sind ja die einzige erste Mannschaft in der Flexiliga und ich muss gestehen, dass es uns wohl auf der Fußballlandkarte nicht mehr geben würde, wenn diese neue Spielform nicht geschaffen worden wäre. Sicher müssen wir trotzdem ab und zu Alte Herren nachschieben, aber das ist kein Problem. Es gab auch schon Schiedsrichter, die haben bezüglich Spielstärke und Spielfeldgröße gesagt: Ich pfeife an, wie ihr wollt. Ihr müsst euch nur einigen. Positiv finde ich auch, dass der Druck bei den Spielverlegungen raus ist. Man einigt sich einfach, wie jetzt mit dem FSV Tirschenreuth auf einen Termin, der beiden Parteien passt. Allerdings hoffen wir trotzdem, dass wir nächstes Jahr in die A-Klasse zurückkehren können, wenn zwei Langzeitverletzte wieder anfangen und wir vielleicht denen einen oder anderen Rückkehrer begrüßen können. Wenn das nicht klappt, wäre diese Liga weiter eine gute Alternative."

Klaus Richter - Spielleiter 1. FC Schönwald: "Ich finde die neue Liga gut und bin auch optimistisch, dass das eine Zukunft hat. Natürlich sind neun Spieler nach der Partie ziemlich fertig, wenn über das ganze Feld gespielt wird. Aber damit haben wir kein Problem. Zudem können wir unsere Flüchtlinge an den Spielbetrieb gewöhnen. In der ersten Mannschaft, wo die Kommunikation besser sein müsste, wäre das nicht so leicht möglich. Deshalb ist die Flexiliga für sie ein gutes Sprungbrett. Allerdings stören uns die zahlreichen Ausfälle, weil wir gerne jedes Wochenende spielen würden. Ich habe den Eindruck, dass gerade bei weiten Auswärtsfahrten oft recht schnell die Flinte ins Korn geworfen wird."

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Tabelle A-Klasse Flex Nord/West

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15
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11:24
6
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8
17:47
6
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0
0:0
0
8
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0
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit


Tabelle A-Klasse Flex Süd/Ost

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
5
38:18
12
2
4
17:11
9
3
5
22:22
9
4
3
19:6
7
5
4
22:17
7
8
5
9:22
3
10
5
13:37
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