Familie Mönius im Interview: Der Traum vom Profi-Fußball - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 12.11.2012 um 18:00 Uhr
Familie Mönius im Interview: Der Traum vom Profi-Fußball
Sascha Mönius ist gerade einmal 16 Jahre alt geworden und hat bereits etwas geschafft, wovon viele andere Jugendliche in seinem Alter träumen: Er spielt in der (U17-) Bundesliga! Dabei hat der sympathische Gymnasiast einen rasanten Aufstieg von seinem Heimatverein SC Reichmannsdorf über den FSV Erlangen-Bruck zum Stammspieler der U17 beim 1. FC Nürnberg hinter sich. anpfiff.info hat sich mit ihm und seinen Eltern Christiane und Uwe Mönius unterhalten. Das Wort „Profi“ haben alle aber erst einmal nur ungern in den Mund genommen…
Von Erkan Yilmaz
Bis einschließlich zum jüngeren Jahrgang der C-Junioren kickte Sascha Mönius für seinen Heimatverein SC Reichmannsdorf. Seinen beiden Trainern dort, Hans-Jürgen Bätz und Harald Wenzel, ist der 16-Jährige bis heute dankbar: „Ich hatte einfach Glück, dass ich in meinem Stammverein Trainer hatte, die mir sehr viel beibringen konnten und die mir den Spaß am Fußball super vermittelt haben!“ Parallel dazu, nämlich schon ab der D-Jugend, trainierte Sascha beim DFB-Stützpunkt in Höchstadt/Aisch, wo sein besonderes Talent von den dortigen Trainern und Ex-Profis Alois Reinhardt und Hans-Jürgen Heidenreich frühzeitig erkannt und gefördert wurde. So entstand auch der Kontakt zum FSV Erlangen-Bruck, was der nächste Schritt auf der Karriereleiter werden sollte. Genau der richtige Schritt, wie sich später herausstellte: „Beim FSV war ich Stammspieler in einer tollen Mannschaft, wir wurden Meister in der C-Jugend Bayernliga, was sicher bis heute eines der Highlights der letzten Jahre war!“ Später sollten noch weitere Highlights dazukommen, wie etwa die Derbysiege mit dem „Club“ gegen Greuther Fürth oder auch gegen den FC Bayern München. Doch auch die Laufbahn beim BFV ging weiter voran. Sascha wurde zunächst in die Regionalauswahl Nordbayern berufen, mit der er ebenfalls Bayerischer Meister wurde. Es folgten Einladungen zu Lehrgängen der Bayernauswahl nach Oberhaching, einem einwöchigen Trainingslager in die Türkei oder zu Testspielen nach Tschechien. Bei der Süddeutschen Meisterschaft wurden schließlich die Scouts der Profimannschaften auf das Reichmannsdorfer Talent aufmerksam. Es folgten Probetrainings, sowohl bei der SpVgg Greuther Fürth, als auch beim 1. FC Nürnberg, die ihn im Anschluss beide gerne verpflichtet hätten: „Ich habe mich letztendlich für den „Club“ entschieden, weil ich den Eindruck hatte, dass die sich in den Gesprächen mehr um mich bemüht haben und weil die Chemie zu Trainer Michael Bischoff auf Anhieb gestimmt hat!“ Zur B-Jugend wechselte Sascha Mönius also nach Nürnberg, und ist aktuell in seinem zweiten Jahr in der U17-Bundesliga in der Innenverteidigung gesetzt. Kürzlich bei Eintracht Frankfurt erzielte er sogar sein erstes Bundesligator zum entscheidenden 2:1-Sieg, was sogar seinen Weg in die Bild-Zeitung fand. Aktuell belegt der „Club“ übrigens mit drei Punkten Vorsprung den ersten Rang, was aber eher zweitrangig ist: „Unsere Trainer Pellegrino Matarazzo und Michael Kammermeyer sagen uns immer, dass die individuelle Entwicklung wichtiger ist als die Tabelle!“ Vater Uwe Mönius bestätigt: „Das ist die Philosophie der Nürnberger Nachwuchsarbeit: Fußballerische und persönliche Weiterentwicklung jedes Einzelnen – sportlich und persönlich.“

Der Ball ist sein Freund: Sascha Mönius beim Kicken - seine Lieblingsbeschäftigung.
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Die Schule hat Priorität!


In den Leistungsmannschaften des 1. FC Nürnberg zu spielen, wozu auch die B-Jugend gehört, ist dabei wahrlich kein leichtes Unterfangen. Alle sechs Monate gibt es ein Standortgespräch, bei dem die sportliche und schulische Situation beleuchtet wird und individuelle Ziele festgelegt werden, die dann beim nächsten Gespräch überprüft werden. Wenn es einmal nicht so klappt, wie es sein soll, gibt es „tolle Unterstützung vom Verein“, erklärt Sascha Mönius. „Wenn eine wichtige Schulaufgabe ansteht, kann das Training schon einmal ausfallen. Wenn das nicht ständig der Fall ist, ist das in der Regel kein Problem!“ Sascha besucht die zehnte Klasse des Dientzenhofer Gymnasiums in Bamberg und ist froh, dass die Schule seinen enormen Zeitaufwand nach Möglichkeit unterstützt: „Nicht alle Trainingslager und Lehrgänge sind in den Ferien. Ich bin froh, dass meine Schule mich unterstützt und, falls notwendig, mir auch frei gibt!“ Apropos Schule, der Tagesablauf des Sechzehnjährigen an einem Tag mit Nachmittagsunterricht – keine Seltenheit in der zehnten Klasse – hat es in sich: Um sechs Uhr heißt es aufstehen, frühstücken und auf den Weg in die Schule machen. Direkt im Anschluss an den Unterricht muss Sascha zum Bahnhof, um mit dem Zug nach Nürnberg zu fahren, damit er schon um 18 Uhr auf dem Platz stehen kann. Nach dem Training geht es wieder auf dem gleichen Weg zurück nach Bamberg, wo er dann gegen 21.30 Uhr von seinen Eltern oder Großeltern abgeholt wird, so dass er erst gegen 22 Uhr zu Hause ankommt. Wann er seine Hausaufgaben macht, wollen wir von ihm wissen: „Ich nutze die Zeit im Zug zum Lernen. Hausaufgaben haben wir meist nicht so viel auf, so dass ich sie noch nach 22 Uhr schnell machen kann!“ Und es funktioniert, Sascha hat durch die Bank gute Noten, wie er stolz erklärt. „Die Schule hat absolute Priorität“, sagen Mama, Papa und Sohn unisono – und meinen es auch so, daran bleibt kein Zweifel. Auch wenn er diese Fahrten im Schnitt vier- bis fünfmal in der Woche auf sich nehmen muss – das Spiel am Wochenende noch gar nicht eingerechnet. Bleibt die Frage nach den Freunden: „Weggehen ist bei mir natürlich nicht so drin wie bei den Anderen. Ich muss manchmal schon am Vorabend zu einem Auswärtsspiel anreisen, dann meistens am Freitag, wenn meine Klassenkameraden zum Feiern gehen. Aber das ist es mir absolut Wert, ich spiele dafür Woche für Woche in der Jugend-Bundesliga!“ Dennoch versucht Sascha in seiner knapp bemessenen Freizeit Kontakte aktiv zu pflegen. Für eine Freundin bleibt da momentan wenig Zeit: „Ich habe meine Prioritäten gesetzt, die Schule und der Fußball stehen eben im Mittelpunkt!“

Steht mit beiden Beinen auf dem Boden und weiß, was er will: Sascha Mönius.
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„Ohne die Großeltern Hans und Anni wäre das alles fast unmöglich!“


Dabei steht der Fußball nicht nur im Mittelpunkt von Sascha, sondern auch von seiner gesamten Familie, wie seine Eltern Christiane und Uwe erklären: „Es ist für uns Eltern nicht immer einfach unseren Sohn beispielsweise immer zu fahren, sei es zum Bahnhof oder gleich nach Nürnberg, da wir beide voll berufstätig sind. Ohne seine Großeltern Hans und Anni wäre es fast unmöglich, Sascha diese Unterstützung zu geben. Der Zeitaufwand ist wirklich riesig!“ Über den finanziellen Aspekt darf man sich dabei keine Gedanken machen: „Entweder man will dem Filius die Unterstützung geben, oder eben nicht, dazwischen gibt es nichts! Die braucht er nämlich, um in der Juniorenbundesliga Fußball zu spielen – und zwar von der ganzen Familie!“ Ein intaktes Familienleben ist daher unabdingbar. „Sascha gibt uns allerdings von dem ganzen Aufwand unheimlich viel zurück – schulisch, menschlich und sportlich“, so die berechtigt stolzen Eltern. Vater Uwe war übrigens nicht nur Fußballer, sondern auch Marathonläufer, der Opa einst Landesligafußballer beim SC Reichmannsdorf, in einer Zeit, als die Landesliga die vierthöchste Klasse Deutschlands war. „Die Eigeninitiative, die Sascha übernommen hat und übernimmt, war für uns entscheidend. In Bezug auf die Schule mussten wir als Eltern noch nie nachfragen, ob er z.B. seine Hausaufgaben gemacht oder sich auf eine anstehende Schulaufgabe vorbereitet hat. Und beim Fußball verhält es sich genauso. Er will, wir helfen!“

Ein intaktes Familienleben ist unabdingbar: Papa Uwe Mönius (li.) und Sascha
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„Erst in die U19 – dann sehen wir weiter“


Auch die Ziele des Sascha Mönius sind klar definiert: „Erst einmal will ich Stammspieler in der U17 bleiben, dann in die U19 aufgenommen werden, was sicher schwer genug wird. Dafür werde ich aber alles tun! Was danach kommt muss man sehen.“ Das Wort Fußballprofi wird dabei erst einmal kaum erwähnt: „Dafür gibt es zu viele Faktoren, die kaum zu beeinflussen sind, wie z.B. Verletzungen, Erkrankungen oder auch das nötige Quäntchen Glück!“
Für jüngere Spieler hat Sascha auch noch den einen oder anderen Tipp: „Immer Spaß am Fußball haben, immer Vollgas geben, bei jedem Training und in jedem Spiel! Und immer den richtigen Willen und die richtige Einstellung zeigen und auch nicht zu früh in ein NLZ eines Bundesligisten wechseln. Ideal dafür ist meiner Meinung nach die ältere D- oder jüngere C-Jugend. Bei mir war der Sprung in die Regional- und die Bayernauswahl entscheidend, dort sind immer viele Scouts bei den Lehrgängen anwesend. Daher ist der Sprung in einen DFB-Stützpunkt als erster Schritt entscheidend!“

anpfiff.info bedankt sich für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg!

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