Landesligapläne liegen beim BFV: Sieben statt fünf als Formel für mehr Derbys - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 15.04.2021 um 12:00 Uhr
Landesligapläne liegen beim BFV: Sieben statt fünf als Formel für mehr Derbys
Gut sechs Wochen ist es her, dass Stefan Finzel (Sponsor Sylvia Ebersdorf) und Michael Schulz (Vorsitzender SV Ketschendorf) erstmals Einblick in ihre Pläne für eine Neuordnung der Landesligen gewährten. Sieben statt fünf sollen es – am besten schon ab der kommenden Runde – nach Vorstellung der beiden Funktionäre sein. Inzwischen liegen die Ideen aus Oberfranken beim BFV in München auf dem Tisch.
Von Marco Heumann
TSV Mönchröden statt Alemannia Haibach, TSV Schammelsdorf statt TuS Röllbach oder auch SSV Kasendorf statt TG Höchberg! Beim Blick auf die „neue“ Landesliga Nord, die es nach dem Willen von Stefan Finzel und Michael Schulz künftig geben soll, wird schnell klar, wo die beiden umtriebigen Funktionäre den großen Pluspunkt ihrer Idee sehen. Weniger Kilometer und dafür mehr Derbys – ein Nenner, der mehr als verlockend klingt.

Übrigens nicht nur für Oberfranken, wo der Plan geboren wurde, sondern auch für die Teams aus dem Würzburger und Schweinfurter Bereich. Die könnten künftig gegen den TSV Forst oder den TSV Rottendorf antreten, anstatt zum SV Friesen oder zum FC Coburg zu fahren.

Künftig weniger unattraktive Gegner

Die Initiatoren der Idee: Stefan Finzel (li.) und Michael Schulz.
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„Bisher warten in der Landesliga jede Menge Gegner auf die Vereine, die mit weiten Fahrten und  wenig Zuschauerpotenzial verbunden sind“, erklärt Stefan Finzel. Der Unternehmer, seit einigen Jahren Sponsor beim potenziellen Aufsteiger Sylvia Ebersdorf, hat gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Noch-Ligarivalen Michael Schulz die Idee von einer Neuordnung entwickelt, die zwar in die Zukunft gerichtet ist, aber durchaus eine Vergangenheit hat.

Aus fünf mach sieben lautet die Formel. „Jeder Regierungsbezirk würde seine eigene Landesliga bekommen“, sagt Stefan Finzel. Eine Einteilung, wie es sie bis zum Sommer 2012 schon einmal etliche Jahre lang gab. Damals hieß die Klasse Bezirksoberliga und wurde zugunsten einer Erweiterung der Landesligen abgeschafft. Jetzt würden die Initiatoren gerne die Rolle rückwärts wagen. Mit Manfred Neumeister haben sie einen ersten Unterstützer auf der Verbandsseite bereits für sich gewinnen können.

Der Bamberg-Bayreuther Kreisspielleiter gehört neben Stefan Finzel und Michael Schulz zu den Unterzeichnern des Konzepts, das seit dieser Woche beim Bayerischen Fußballverband in München auf dem Schreibtisch liegt.
So sähen die drei Landesligen aus, die in Franken bei einer Umsetzung des Konzepts entstehen würden.
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16 Seiten für mehr Regionalität

Eine 16-seitige Präsentation, die mit dem Motto „Mut zum Wandel und mehr Kreativität im Sinne des Fußballs als Chance für den BFV!“ überschrieben ist und sich mit der auf dem Titel vermerkten Forderung „Regionalität jetzt“ gut umschreiben lässt.

„Wir können und wollen die Zukunft gemeinsam gestalten“
, hofft Stefan Finzel auf Unterstützung aus München. Gerade in Corona-Zeiten, in denen der Fußball sich mit einem Schwund an Spielern, Mannschaften, aber auch Mitgliedern in den Vereinen wird auseinandersetzen müssen, sollte man den Mut haben, neue Wege zu beschreiten.

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern stellt er im Konzept nicht nur den – aus Sicht der Initiatoren – Nachteilen der aktuellen Struktur (lange Fahrten, wenig Zuschauer und dadurch weniger Einnahmen, wenig attraktive Gegner nicht nur für Fans, sondern auch für Spieler) die Vorteile der möglichen neuen (kürzere Fahrten, mehr Derbys, bessere Vermarktungsmöglichkeiten bis hin zu TV-Übertragungen, bessere Chancen für junge, talentierte Spieler, sich höherklassig zu beweisen) gegenüber. Es werden auch konkret mögliche Auf- und Abstiegsszenarien, die Ligenstärken und deren künftige Zusammensetzung genannt. Und das von der Regionalliga abwärts.

Jeweils 18 Teams sollen in der Regionalliga, den beiden Bayernligen, den sieben Landesligen und den Bezirksligen an den Start gehen. Bei einer Umsetzung bereits zur neuen Runde – wie sie im Konzept vorgesehen ist – würde das bedeuten, dass es weder in den Bayernligen noch in den Landesligen Absteiger geben würde. „Nach einer Saison, die zwei Jahre gedauert hat und in der es drei Wechselperioden gab, wäre das ein Höchstmaß an Gerechtigkeit und Weitblick“, findet Stefan Finzel.

Großzügig ginge es auch beim Aufstieg aus der Bezirks- in die neue Landesliga zu. Bis zu fünf Vereine könnten eine Liga höher rutschen. In Oberfranken, wo es aktuell die wenigsten fränkischen Landesligisten gibt, würden aus den Bezirksligen Ost und West jeweils ein Quintett aufsteigen. In Unterfranken und Mittelfranken wären die jeweils drei Erstplatzierten der Bezirksliga ab der kommenden Runde Landesligisten.

So sähe die Landkarte eine oberfränkischen Landesliga Nord aus.
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Meister der Landesligen steigen weiter direkt auf

Unterstützt das Konzept: Manfred Neumeister.
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Das wiederum würde die Möglichkeit eröffnen, für diesen Sommer auch den Auf- und Abstieg in den Bezirksligen oder gar auf Kreisebene anzupassen. Am Beispiel der Bezirksliga Oberfranken-West könnte das bedeuten, dass keine Mannschaft zurück in die Kreisliga müsste und zusätzlich zu den Meistern auch die Zweitplatzierten aus den Kreisligen aufsteigen könnten. Die Bezirksliga Oberfranken-West hätte  dann in der kommenden Runde 17 Mannschaften, eine mehr als die Normzahl.

Das Konzept wäre damit womöglich ein Hintertürchen für den Verband durch das man, auch bei Abbruch und Anwendung der Quotientenregel, auf Absteiger verzichten und zusätzliche Aufstiegsplätze bieten könnte.

Ab der neuen Runde würden die Meister aus den dann sieben Landesligen direkt in die Bayernliga aufsteigen. Von dort müssten dann wohl - um die Normzahl 18 halten zu können - vier Teams direkt absteigen. In einer Relegationsrunde mit den Zweiten der Landesligen und Mannschaften aus der Bayernliga, zum Beispiel der Fünft- und Sechstletzte könnten weitere freie Plätze ausgespielt werden. Für die Meister der Bezirksligen ginge es ebenfalls weiter direkt nach oben. Die Zweitplatzierten hätten auch künftig eine Relegationschance. Feste Absteiger aus den Landesligen sind zwei vorgesehen.

„Wir würden mit dieser neuen Liga bei Funktionären, Spielern und Fans sicher Euphorie und zusätzliche Emotionen schaffen“
, sagt Stefan Finzel. Gerade die würden bei den oberfränkischen Vertretern fehlen, weil sie regelmäßig zwischen den Ligen Nordwest und Nordost hin und her wechseln und oftmals sogar zwei Teams aus dem gleichen Spielkreis in unterschiedlichen Landesligen antreten müssen. „Das führt zu nicht vertretbaren Mehrkosten und fehlender Akzeptanz“, macht der Sponsor des SC Sylvia Ebersdorf klar und fürchtet, sollte sich nichts ändern, langfristig „ein Ausdünnen der Landesliga-Mannschaften in Oberfranken“.

Eine Einschätzung, die Manfred Neumeister mit Zahlen belegen kann. Waren einst mehr als ein Viertel der damals 54 Landesligisten (drei Ligen in der vierthöchsten Ligenebene) Oberfranken sind es heute nur noch neun von 90, obwohl die Landesliga nur noch sechsklassig ist. „Gestärkt wurden in all den Jahren nach 2012 die Ballungszentren um Nürnberg und München. Solidargemeinschaft sieht anders aus!“, heißt es in einem Schreiben des Bamberg-Bayreuther-Kreisspielleiter an den Verband, in dem er sich noch einmal explizit für die Idee der sieben Landesligen ausspricht. „Es darf aus meiner Sicht keine Denkverbote geben“, heißt es dort auch. Der oberfränkische Funktionär lobt zudem die beiden Initiatoren. „Ich bin dankbar, dass wir mit Stefan Finzel und Michael Schulz zwei kreative Persönlichkeiten haben, die sich mehr als nur ein wenig mit dem Amateurfußball beschäftigen.“

Vereine, die sich für das Konzept interessieren oder Fragen haben, können sich gerne an per Mail an Michael Schulz (info@svk-ketschendorf.de) wenden.

Das vollständige Konzept zur Neustrukturierung finden Sie hier.

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Das sagt der Verband

Auf Nachfrage von anpfiff.info bestätigten BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth und Verbands-Spielleiter Josef Janker den Eingang des Konzepts in der Münchener Zentrale des BFV. Aufgrund der aktuell weiter schwierigen Lage in Zeiten der Pandemie und sich beinahe täglich verschiebenden Lagen und neu hinzukommenden Herausforderungen könne es aber noch ein wenig dauern, ehe sich der zuständige Verbands-Spielausschuss der Thematik im Grundsatz annehmen wird. Eine öffentliche Stellungnahme aus München zur Idee aus Oberfranken werde es zunächst einmal nicht geben. Zu inhaltlichen Bewertungen werden sich Josef Janker und sein Team zuerst mit den Initiatoren um Stefan Finzel in Verbindung setzen.


Oberfranken in der Landesliga

1970 in der dreigleisigen Landesliga gab es 14 Vereine aus Oberfranken in einer Spielklasse (damals die vierthöchste Liga)

1980 in der dreigleisigen Landesliga gab es noch zehn Vereine aus Oberfranken in einer Spielklasse, der Landesliga Nord.

1990 in der dreigleisigen Landesliga fanden sich weiterhin zehn Vereine aus Oberfranken in einer Spielklasse (die Landesliga war noch immer die vierthöchste Liga)

2000 in der dreigleisigen Landesliga waren es  nur noch acht Vereine aus Oberfranken in einer Spielklasse.

2010 in der dreigleisigen Landesliga zählte man weiterhin acht Vereine aus Oberfranken in einer Spielklasse, der inzwischen nur noch fünftklassigen Landesliga Nord.

2021 in der fünfgleisigen Landesliga sind es noch neun Vereine aus Oberfranken in zwei Spielklassen (Nordwest und Nordost). Die Landesliga ist nur noch sechstklassig.

Der sportliche Wert nach 2012 ist für das kleine Oberfranken mit ehemals 14 Vereinen in einer dreigleisigen Landesliga in einer Spielklasse (Landesliga Nord/viertklassig) enorm gesunken. Nach 2012 wurde schon der Stellenwert durch die fünfgleisige Landesliga als sechsthöchste Klasse stark verwässert. Hintergedanke waren damals die langen Wegstrecken, die es in der dreigleisigen Variante gab.

Heute ist Oberfranken nur noch mit neun Vereinen bei 90 Landesligisten vertreten und die Wegstrecken im Gesamten sind durch die Aufteilung in die Ligen Nordwest und Nordost sogar höher als in den Jahren von 1970 bis 2000.

Bei drei Landesligen lag der Anteil der oberfränkischen Vereine bei 54 Klubs einst überproportional bei knapp 26 Prozent. Aktuell sind es bei fünf Landesligen und 90 Vereinen, bei neun Vertretern gerade einmal zehn Prozent. Tendenz fallend, da Oberfranken als kleiner Bezirk seine Vereine stets in zwei Spielklassen abgeben muss.

Eine ähnliche Struktur weist in diesem Zusammenhang der Bezirk Niederbayern auf.

Quelle: Schreiben von Manfred Neumeister an den BFV.


Tabelle Landesliga Nordwest

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26
37:48
25
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit

Tabelle Landesliga Nordost

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
26
73:14
65
2
27
59:28
55
3
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56:33
52
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26
57:30
50
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7
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit

Tabelle Landesliga Mitte

Pl.
Team
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29
71:27
62
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68:29
55
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Direkter Vergleich bei Punktgleichheit

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