KJL Tobias Körner im Gespräch: "Hallenkreismeisterschaft wird es nicht geben" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.09.2020 um 12:00 Uhr
KJL Tobias Körner im Gespräch: "Hallenkreismeisterschaft wird es nicht geben"
anpfiff.info bat Kreisjugendleiter Tobias Körner zum Interview und dieser nahm sich dankenswerter Weise die Zeit von A bis Z alle aktuellen Themen zum Jugendfußball durchzusprechen. Der Funktionär freut sich, dass es wieder losging.
Von Uwe Kellner
Guten Tag Herr Körner, die Saison wurde nun auch in der Jugend wieder aufgenommen. Sind Sie froh darüber?
Tobias Körner: Natürlich bin ich froh, dass wir nach einer halbjährigen Pause nun endlich wieder den Spielbetrieb aufnehmen konnten! Ich denke, dass es für die gesamte Fußball-Familie wichtig ist, dass der Ball endlich rollen kann. Die Vereine brauchen ja auf der einen Seite die Einnahmen, welche rund um den Spielbetrieb generiert werden können. Auf der anderen Seite ist es aber vor allem für den Nachwuchs wichtig, dass die fußballfreie Zeit endlich ein Ende hat. Die Statistiken zeigen leider, dass der Schwund an Jugendmannschaften in diesem Sommer so groß ist wie schon lange nicht mehr, vor allem bei den jüngsten Kickern. Gott sei Dank ist unser Kreis hier noch relativ gut weggekommen, der Rückgang an Mannschaften ist überschaubar. Trotzdem sollte man nicht außer Acht lassen, dass wir z. B. zirka 15 Teams bei den D-Junioren verloren haben. Dies entspricht auch in etwa 15 Prozent Verlust im Vergleich zum Vorjahr, und diesen "schleppen" wir ja durch die nächsten Jahre... Dafür sind aber beispielsweise bei den C-Junioren wiederum mehr Teams gemeldet als im Vorjahr.
Ich möchte jedoch nicht unbemerkt lassen, dass ich durchaus Verständnis habe, wenn Vereine jetzt aktuell nicht mehr spielen wollen. Hier ist der große Vorteil in der Jugend, dass die letzte Saison abgebrochen wurde. Daher konnten die Vereine über den Sommer ja neu entscheiden, welche Mannschaften für den Spielbetrieb gemeldet werden.

Nach einer langen Pause aufgrund der Pandemie, in der es für Sie sicherlich etwas ruhiger zuging, nahmen die Vorbereitungen auf den Restart Fahrt auf. Wie viel konnten Sie bei diesem Thema als Mitglied im Verbands-Jugend-Ausschuss mitreden?
Tobias Körner: Ja, da muss ich zunächst ganz ehrlich sein: im Frühjahr war es angenehm ruhig - so ruhig wie in meiner knapp 15-jährigen Spielleitertätigkeit noch nie. Nach Abschluss der Hallenrunde im Kleinfeld Mitte März kam der Lockdown und ab diesem Zeitpunkt beschränkte sich die Arbeit auf vereinzelte Mails pro Woche.
Dennoch haben wir uns im Verbands-Jugend-Ausschuss bereits im April in Online-Meetings getroffen, die aktuelle Situation erörtert und dann ab Mai auch in Arbeitsgruppen zusammen mit einer Handvoll Vereinen beraten, wie mit der damals laufenden Spielzeit umzugehen ist, ob weitergespielt werden soll oder nicht, wie die Auf- und Abstiegsregelungen im Abbruchfall aussehen sollen, etc. Hier war allen Beteiligten klar, dass mit dem Jugendbereich differenzierter umgegangen werden sollte als beispielsweise im Herrenbereich. Von daher bin ich natürlich froh, dass ich als Mitglied im VJA von Anfang an in die Prozesse eingebunden gewesen bin und daher in die Entscheidungen direkt eingebunden war. So ist unter anderem auch die Melde-Liga entstanden, welche nun bayernweit heuer zum ersten Mal zur Anwendung kommt.

Kreisjugendleiter war als Mitglied des Verbands-Jugend Ausschusses in die Entscheidungen des Bayerischen Fußball Verbands mit einbezogen.
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Die Saison bei den Junioren wurde abgebrochen. War das die einzige sinnvolle Möglichkeit?
Tobias Körner: In meinen Augen auf jeden Fall! Niemand wusste ja im Frühjahr, wie lange überhaupt Fußballpause herrscht, daher war davon auszugehen, dass nach einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach einigen Monaten der eine oder andere Verein seine Mannschaft wegen Spielermangel nicht mehr im Spielbetrieb hätte halten können. Teilweise hatten wir bei Gruppen der B-Junioren von ursprünglich neun oder zehn Teams zum Zeitpunkt des Lockdowns ohnehin nur noch sieben im Spielbetrieb. An einen geordneten Spielbetrieb wäre da bei weiteren Abmeldungen nicht mehr zu denken gewesen. Die Junioren spielen ja in der Regel zwei Jahre in einer Altersklasse, danach folgt der Wechsel in den nächsthöheren Jahrgang. Da kann ich dann auch den einen oder anderen Jugendlichen verstehen, dass er nach einem halben Jahr Pause nicht mehr die letzten paar Spiele in der so gut wie abgestiegenen A-Jugend bestreiten möchte, weil er danach ja ohnehin zu den Herren geht. Wenn er denn überhaupt weiterspielt, denn in der fußballfreien Zeit haben die Jugendlichen da leider auch durchaus andere Interessen entwickelt...
Unter anderem aus diesen Gründen war für mich der Abbruch die sinnvollste Entscheidung. Und aufgrund des Abbruchs ist ja kein Verein schlecht weggekommen: Ich denke beispielsweise, dass wir die Aufstiegsfrage zum Wohlwollen vom Großteil aller Vereine umgesetzt haben. 100 Prozent Zufriedenheit wird man hier nie erreichen! Weiterhin musste grundsätzlich kein einziger Verein absteigen, weder auf Verbands-, noch auf Bezirks- oder Kreisebene.

Auf Kreisebene nutzte man die Möglichkeit und führte die "Meldeliga" ein, wonach jeder Verein selbst entscheidet, in welcher Spielklasse er mit seinen Jugendteams antreten wird. Ergaben sich daraus für Sie im Vorlauf zum Restart irgendwelche Schwierigkeiten?
Tobias Körner: Nein, eigentlich nicht! Ich hatte am Anfang zwar Bedenken, dass wir vor allem im Bereich der C- und D-Junioren vermehrt Meldungen für die Kreisliga bekommen würden. Hier hatte ich die Vereine im Vorfeld darauf hingewiesen, dass die Kreisjugendleitung aber alle Meldungen so umsetzen wird, wie sie durch die Vereine vorgenommen werden, es könne jedoch ggf. zu einem erhöhten Abstieg im Herbst kommen. Aber nachdem ich jetzt von den A- bis zu den D-Junioren zwischen 14 und 16 Meldungen für die Kreisliga habe, bin ich unter diesem Aspekt sehr zufrieden, denn wir müssen im Herbst ja jeweils einen BOL-Aufsteiger ermitteln. Da tut man sich natürlich leichter, wenn es jeweils nur zwei Kreisligen pro Altersklasse gibt, denn wir brauchen in unserem Kreis nur ein Entscheidungsspiel dieser beiden Meister. In anderen Kreis gibt es drei oder auch vier Kreisligen, aber auch dort darf nur ein Team nach der Herbstrunde aufsteigen.
Weiterhin finde ich die Meldeliga durchaus sinnvoll, wobei wichtig ist, dass sich die Vereine hierbei realistisch einschätzen. Dies kann ich nach dem ersten Spieltag natürlich noch nicht beurteilen, dies zeigt sich nach den ersten paar Wochen.
Und ja... wegen Schwierigkeiten... vielleicht höchstens die Tatsache, dass sich bei der A-Jugend zehn Teams für die Kreisklasse gemeldet hatten. Da wir im VJA beschlossen haben, dass auf Kreisebene höchstens in Achtergruppen mit nur einfacher Runde gespielt werden soll, musste ich dort jeweils zwei Fünfergruppen bilden. Für A-Junioren sind das natürlich nicht besonders viele Spiele, aber einerseits gibt es dort den Verbands-Pokal, und andererseits zeigte sich ja aufgrund des verspäteten Saisonbeginns, dass diese beiden Kreisklassen beispielsweise schon nicht mit Nachholspielen in die neue Runde starten mussten. Wenn ich das mit den Verbandsligen vergleiche ist mir für den Kreis durchaus wohler, denn in den genannten Ligen wird nun bis Mitte November gespielt, allerdings haben die ersten Teams bereits zwei Nachholspiele, aber noch kein einziges Spiel ausgetragen. Da wird es durchaus eng mit dem Rundenschluss im Herbst - wobei die Jugendordnung ja vorsieht, dass deren Abschluss nicht zwangsläufig in 2020 erfolgen muss... Dennoch: ich bin froh, wenn wir die Herbstrunde 2020 auch tatsächlich im Herbst 2020 abschließen können!

Waren Sie am ersten Spieltag auf einem Sportplatz zugegen und hatten Sie dabei ein gutes Gefühl?
Tobias Körner: Ich bin am Wochenende als Schiedsrichter auf mehreren Sportplätzen unterwegs gewesen, dabei hatte ich immer ein gutes Gefühl, da die jeweiligen Vereine das Hygiene-Konzept ordnungsgemäß umgesetzt hatten und jeder froh war, dass es endlich wieder mit dem Spielbetrieb losgehen kann. Wobei eine gewisse Grundskepsis herrscht, denn wie lange wir spielen können, weiß eigentlich keiner so genau. Und so ganz reibungslos ist der Auftaktspieltag erwartungsgemäß ohnehin nicht gelaufen, auch wir im Kreis haben Vereine, welche das Hygiene-Konzept (noch) nicht umsetzen konnten und deswegen auf die Austragung verzichtet haben. Außerdem gibt es diverse Verdachts-/Quarantänefälle, welche Spielabsagen nach sich zogen. Ein Verein hat das Problem, dass seine Spielstätte für den kompletten Herbst nicht für den Wettkampfspielbetrieb zugelassen wird, ein weiterer Verein hat im Jugendbereich einen positiven Corona-Fall... Und leider haben wir auch vor dem ersten Spieltag bereits zwei Rückzüge im Kleinfeldbereich zu verzeichnen, in beiden Fällen sind die Eltern zu verunsichert und lassen ihre Kinder fürs Erste nicht am Spielbetrieb teilnehmen. Dennoch bin ich mit dem Auftakt vom vergangenen Wochenende durchaus zufrieden!

Jugendfußball in Corona-Zeiten. Auch hier gibt es Verdachts- und Quaratäne-Fälle sowie Teams, die aus Vorsicht zurückgezogen haben. 
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Kommen die Vereine, die mehrere Jugendteams im Spielbetrieb haben, mit den Hygiene-Auflagen zurecht?
Tobias Körner: Grundsätzlich her ja, allerdings gab es eine Reihe von Verlegungen am ersten Spieltag und auch jetzt steht Mitte der Woche eine "englische Woche" mit über 150 Spielen an. Aber diese Verlegungen oder gar Absetzungen sind für mich in Ordnung und auch nachvollziehbar, im Moment und bestimmt auch in Zukunft wird das Gebot der Sicherheit oberste Priorität haben. Lieber setzen wir ein Spiel zu viel ab als eines zu wenig!

Glauben Sie, dass wir die nun neu begonnene Saison 2020/21 in der Jugend wie geplant durchziehen können?
Tobias Körner: Wie gesagt, hier haben die Vereine, meine Funktionärskollegen und auch ich eine gewisse Grundskepsis. Niemand weiß, ob und wenn ja wie lange der Spielbetrieb so funktioniert wie zur Zeit. Die Corona-Zahlen steigen in den letzten Tagen wieder an, Besserung ist meines Erachtens nicht in Sicht. Daher habe ich die Vereine gebeten, die Spiele möglichst durchzuziehen, auch wenn vielleicht mal der eine oder andere Spieler fehlt - denn niemand weiß, wie lange der Spielbetrieb läuft. Wir sollten dankbar sein, dass der Ball im Moment rollen kann! Vielleicht geht aber auch alles gut, die Jugend ist ja in fünf Wochen mit der Herbstrunde schon wieder fertig. Und danach... müssen wir sehen.

Wie sieht es dieses Jahr mit Hallenfußball aus?
Tobias Körner: Es wird wieder eine längere fussballfreie Zeit folgen. Eine Hallenkreismeisterschaft wird es heuer nicht geben, im Raum steht aktuell die bayernweite Absage aller Kreis- und Bezirksmeisterschaften sowie der Bayerischen! Daher laufen bei uns im Kreis konkrete Überlegungen, den Vereinen eine Futsal-Liga anzubieten, denn Einzelspiele sind wesentlich einfacher machbar als Turniere. Andernfalls schauen die Kinder und Jugendlichen den ganzen Winter wieder in die Röhre, daher wollen wir unseren Vereinen zumindest eine solche Futsal-Liga anbieten.

Vielen Dank für das Interview!

Eine Hallenkreismeisterschaft mit vielen Mannschaften in einer Sporthalle wird es nicht geben. Einzelne Spiele einer Futsal-Liga sollten hingegen einfacher durchzuziehen sein.
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