Pfiff des Monats: Die Tücken des Vorteils - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 01.08.2019 um 10:00 Uhr
Pfiff des Monats: Die Tücken des Vorteils
Gleich im ersten Punktspiel der Saison kam der Schiedsrichter bei einer Partie der Landesliga Nordwest in eine Zwickmühle. Dabei hatte er nach einem absichtlichen Handspiel zwischen dem Zeigen einer Gelb/Roten Karte und dem Zudrücken eines Auges zu beurteilen. Er entschied sich für die zweite Variante. War das korrekt?
Von Ralf Riemke
Zu einer kniffligen Szene kam es am 1. Spieltag der Landesliga Nordwest am 14. Juli 2019 bei der Partie SV Euerbach/Kützberg - 1. FC Lichtenfels. Beim Stand von 1:0 für die Heimelf agierte der bereits verwarnte Osama Alawami unglücklich. Der 20-Jährige versuchte einen Pass der Korbstädter in die Spitze mit der Hand zu verhindern. Er kam zwar mit der Hand an den Ball, dieser gelangte aber dennoch zu einem Gästeakteur, weshalb der Schiedsrichter den Vorteil laufen ließ und nicht pfiff, um auf direkten Freistoß zu entscheiden. Der Vorteil verpuffte kurz danach und es kam zu Reklamationen der Gäste. Sie wollten die Gelb/Rote Karte für den Verteidiger. Damit wären sie eine gute halbe Stunde in Überzahl gewesen und hätten unter Umständen aus diesem Vorteil Kapital schlagen können. Am Ende ging die Partie für die Gäste nach einem 0:2-Rückstand mit 1:2 verloren.

Der 1. FC Lichtenfels (hier eine Szene aus der Partie beim SV Memmelsdorf) kam schlecht in die neue Saison. Aktuell steht das Team noch ohne Punktgewinn am Tabellenende der Landesliga Nordwest.
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Vergehen lag vor

Zweifelsohne lag ein Vergehen des Abwehrspielers vor, weil er den Ball absichtlich mit der Hand berührt hat. Hier, um einen aussichtsreichen Angriff zu unterbinden. Seine Hand bewegte sich klar erkennbar zum Ball und hatte dort nichts zu suchen.

Für diese Art des unsportlichen Handspiels ist im Regelwerk zwingend eine Gelbe Karte vorgesehen. Das hätte konkret bedeutet: Ausschluss des Spielers vom Spiel mit dem Zeigen der Gelb/Roten Karte.

Allerdings hat der Schiedsrichter auf Vorteil entschieden, um dem 1. FC Lichtenfels nicht die Möglichkeit auf einen aussichtsreichen Angriff zu nehmen. Der hätte in einem Torerfolg münden können.

Folgende Frage stellte sich nun: konnte der Schiedsrichter trotz gewährtem Vorteil im Nachhinein noch die persönliche Strafe gegen den Spieler Alawami aussprechen? Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Denn im Regelwerk findet man dazu keinen konkreten Passus. Allerdings muss das Verhalten des Heimspielers als unsportlich eingeordnet werden. Und demnach wäre das nachträgliche Zeigen der Gelben Karte, was gleichbedeutend mit Gelb/Rot gewesen wäre, durchaus möglich gewesen.

Exkurs: hätte der Schiedsrichter nach dem Handspiel gepfiffen und auf direkten Freistoß entschieden und dieser wäre schnell ausgeführt worden, dann hätte sich laut neuem Regelwerk folgende Konstellation ergeben: Aussprechen der persönlichen Strafe (hier: Gelb/Rot) bei der nächsten Spielunterbrechung.

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Spiele 1. FC Lichtenfels

So, 14.07.2019
15:00
A
 2:1


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