100 Jahre BSC Erlangen: “Der BSC lebt immer noch!” - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 17.07.2019 um 12:00 Uhr
100 Jahre BSC Erlangen: “Der BSC lebt immer noch!”
MAGAZIN 100 Jahre gibt es den Büchenbacher Sportclub mittlerweile - ein Verein, der mit seinem Slogan “Tradition hat einen Namen” auch ein klares Statement zu seiner langen Historie gesetzt hat. Nach vielen Höhen und Tiefen ist der BSC heute wieder in der Kreisklasse angekommen - pünktlich im Jubiläumsjahr. anpfiff.info blickt mit zwei Urgesteinen der Büchenbachern auf die lange Historie zurück.
Von Sebastian Baumann

1919 gegründet als Büchenbacher Sportclub war der heutige BSC Erlangen 22 Jahre die dritte Kraft im Fußball in Mittelfranken - hinter dem 1. FC Nürnberg und der SpVgg Fürth. Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges traten dem Vereiin der Männergesangsverein Büchenbach und Radfahrverein „Solidarität“ bei und firmierte fortan als SpVgg Erlangen-Büchenbach, kurz SpVgg Büchenbach. Es sollte aber noch knappe 15 Jahre dauern ehe der Verein mit seiner Fußballabteilung für Furore sorgte. Nach dem Aufstieg in die damals Dritte Liga, die Amateurliga Nordbayern, klopfte der BSC 1962 als Meister der Liga sogar vehement ans Tor der Zweiten Bundesliga an.  “Das war schon toll damals, wir hätten das fast geschafft”, berichtet Alfons Wendler, der in dieser Zeit das Mädchen für alles beim Büchenbacher Sportclub war. Im Entscheidungsspiel gegen den ESV Ingolstadt bekam der BSC am Ende einen Gegentreffer zu viel. “Ich komme aus der Fränkischen Schweiz und bin damals aus beruflichen Gründen nach Erlangen in die Nähe des Sportplatzes gezogen. Dann habe ich mir gedacht, wenn ich schon da bin, dann kann ich auch beim Sportclub etwas machen.” Knappe 26 Jahre war der heute 87-Jährige in verschiedenen Funktionen - vom Spielleiter, Abteilungsleiter bis zum Geschäftsführer - für seinen Verein da, übernahm danach noch für 19 Jahre die Kegelabteilung und war während seiner Zeit bei den Fußballern so etwas wie der Vater des Erfolges.

Alfons Wendler war 26 Jahre in verschiedenen Funktionen für die Fußballabteilung des BSC Erlangens aktiv.
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Anfangs kein bezahlter Fußball

Zwar spielte die Fußballabteilung lange Jahre hochklassig, doch in den Anfangszeiten kickten die Spieler vor allem aus Spaß an der Freude und nichts fürs Geld. “Es gab damals nur Spesen, kein Gehalt. Die Spieler haben 14 Mark bekommen für einen Sieg. Schulden hat es zu meiner Zeit nicht gegeben”, berichtet das Urgestein, das immer noch drei bis vier Mal die Vereinsgaststätte aufsucht, um Freunde zu treffen, weiter. Als dritte Kraft in der Region hatte der Verein einen großen Reiz - für Zuschauer und auch Trainer. Bis zu 8000 Zuschauer verfolgten damals die Spiele im Stadion an der Schallershofer Straße, das bei weitem nicht so aussah wie heute. “Die Stufen, die es heute gibt, die gab es damals nicht. Die Leute standen auf Erdwällen. Die Mitglieder haben damals in Eigenleistung die Stufen gebaut.” Größtes Highlight war sicherlich ein Testspiel. “1966 ist der TSV 1860 München Deutscher Meister geworden und hat damals ein Testspiel am Sonntag Früh gegen uns gespielt. Da waren 8000 Zuschauer da.” Unvorstellbare Zahlen aus heutiger Sicht. Aber nicht nur die Zuschauer kamen reichlich, sondern auch die bekannten Namen als Trainer. Klaus Slatina, Franz Brungs, Stefan Reisch, Josef Zenger, Aki Schmidt, Lothar Emmerich, Bernhard Hartmann, Dietmar Schabacker oder auch Dieter Nüssing in den 90er Jahren waren allesamt ehemalige Bundesligaspieler, ja sogar Nationalspieler, die in Büchenbach trainierten.

Der BSC wird Meister der BOL Mittelfranken 1990/1991 und steigt in die Landesliga auf.
Archiv Robert Kurz / Klaus-Dieter Schreiter

Umbenennung in BSC Erlangen

Bis 1979 ging die Hochphase des Büchenbacher Fußballs, bis die Mannschaft unter Klaus Slatina in die Landesliga Mitte absteigen musste. Dort spielte der Verein auch lange Jahre und nannte sich 1981 um in Büchenbacher Sportclub Erlangen. “Die Stadt wollte vom Namen des Vereins profitieren und hat dann auch Geld gegeben, damit die Umbenennung durchgeführt wurde”, erklärt Robert Kurz, ein weiteres Urgestein des Vereins. Der langjährige Stadionsprecher und Vorstand kam allerdings erst später zum BSC dazu. “Wir hatten damals ja gar nichts. Wir haben das Geld schon gebraucht, um zum Beispiel die Kegelbahnen zu bauen. Anfangs gab es auch kein Sportheim, sondern nur eine Hütte. Das wurde alles nach und nach aufgebaut”, erinnert sich auch Alfons Wendler an die Umbenennung, die vielen treuen Vereinsmitgliedern immer noch schwer im Magen liegt.

Der BSC Erlangen spielt in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals gegen UEFA-Cup-Sieger Bayer Leverkusen und Trainer Rinus Michels und verliert vor knapp 5000 Zuschauern mit 0:5.
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Highlight DFB-Pokal

In den 80er Jahren sorgte der BSC Erlangen allerdings wieder sportliche Highlights und stand sogar in der ersten Runde des DFB-Pokals. 1986 stieg die Mannschaft zwar in die Bezirksliga ab, schaffte aber sogar die Qualifikation für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal. “Wir haben damals den FC Schweinfurt mit Trainer Werner Lorant im entscheidenden Spiel mit 4:1 geschlagen und standen in der Hauptrunde. Wir waren nur Bezirksligist und Schweinfurt spielte Bayernliga”, schmunzelt Robert Kurz heute noch über den Coup, der den BSC sogar ins Fernsehen brachte. Denn in der ersten Hauptrunde kam keine geringere Mannschaft als Bayer Leverkusen - frischgebackener UEFA-Cup-Sieger - mit Trainer Rinus Michels und dem aus Erlangen stammenden Klaus Täuber nach Erlangen und füllten das Stadion. Selbst der anpfiff.info-Reporter kann sich gut an das Spiel erinnern zu dem 5000 Zuschauer ins Stadion kamen. Ein Gerüst für das Fernsehteam wurde auf der Gegengerade aufgebaut, die Jagd nach Unterschriften nach dem Spiel am engen Parkplatz vor den Umkleidekabinen und dem Mannschaftsbus wäre heute undenkbar. Zwar verlor der Underdog gegen den klaren Favoriten, verkaufte sich bei der 0:5-Niederlage aber teuer.

Kurzer Höhenflug - Abstieg bis in die B-Klasse


Anfang der 90er Jahre hatte der Sportclub dann noch einen kurzen Höhenflug und kehrte unter Dieter Nüssing 1991 zurück in die Landesliga. Zuvor hatte sich der Traditionsverein unter anderem mit einem gewissen Joe House für die Bezirksoberliga qualifiziert, die 1988 eingeführt wurde. Zwei Jahre später wurde Büchenbach dann sogar noch einmal Vizemeister und wäre fast in die Bayernliga zurückgekehrt. “Das war eine sehr schöne Zeit, selbst unter der Woche waren beim BSC oftmals 2000 bis 3000 Zuschauer. Einmal haben wir gegen Bad Windsheim vor 2200 Zuschauern unter der Woche gespielt”, erinnert sich Robert Kurz, der als Stadionsprecher immer mitten im Geschehen war. Im Jahr 2000 wäre die Geschichte des Vereines fast vorbei gewesen, denn die immer höher werdenden Schulden sorgten fast für die Insolvenz des BSC: Zwar ging es danach unter Manfred Dedaj noch einmal zurück in die BOL, doch nach dem verpassten Aufstieg in die Landesliga in der Relegation gegen den ASV Pegnitz wurde der BSC nach und nach durchgereicht und musste 2014 in der B-Klasse neu anfangen.

Robert Kurz oder auch "die Stimme des BSC Erlangen" hörte den Ausführungen von Alfons Wendler interessiert zu.
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 Die Zeit des bezahlten Fußballs sind vorbei

Das Jahr 2014 kann man auch als Wendepunkt der Geschichte des Vereines sehen. Die Fußballabteilung lag am Boden, die Schuldenlast schien den Verein zu erdrücken bis Josef “Sepp”Polster sich entschied als Vorstand bei dem Verein zu dem der Funktionär aus Kosbach immer mit dem Fahrrad gefahren war, um die Spiele anzusehen, einzusteigen für den Polster als Trainer im Jugendbereich aktiv war. “Der ”Sepp” hat es geschafft die Schulden auf ein annehmbares Niveau zu senken und hat damit den Verein am Leben gehalten”, sagt Robert Kurz, der vorher selbst in der Vorstandschaft gewesen war. “Seitdem ist der bezahlte Fußball endgültig bei uns vorbei.” Mittlerweile setzt der BSC auf die eigene Jugendarbeit und konnte sich in den letzten Jahren immer mehr verbessern - passend zum Jubiläum stieg die Erste Mannschaft in die Kreisklasse auf. Geld wird nur noch in das Sportgelände gesteckt. Der B-Platz soll begrünt werden und ein Kunstrasenkleinfeld geschaffen werden, damit der BSC auch in den kommenden 100 Jahren zukunftsfähig ist. “Der BSC lebt immer noch, das hat man an der Jubiläumsfeier deutlich gesehen”, freut sich Robert Kurz über den erneuten zarten Aufschwung seines Vereines. “Und mit der Mannschaft, die ja nur aus Eigengewächsen besteht, ist sicherlich auch irgendwann die Kreisliga oder Bezirksliga drin.” Das wäre nach der Achterbahnfahrt der letzten Jahre auch ein echter Achtungserfolg. Und mit dabei sind bestimmt auch wieder die Urgesteine des Vereins, die schon seit Jahren dem Verein die Treue halten und halten werden. So wie eben auch Alfons Wendler oder Robert Kurz.

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Hintergründe & Fakten

Teamdaten


Erfolge BSC Erlangen

2023
1. M.: BSC Erlangen ist die Mannschaft des Jahres 2023
2019
1. M.: BSC Erlangen ist Meister der A-Klasse 2
1997
1. M.: Hallenkreismeister 1996/1997
1991
1. M.: Meister der BOL Mittelfranken 1990/1991
1991
1. M.: Meister der BOL Mittelfranken 1990/1991

Daten BSC Erlangen

Büchenbacher SC Erlangen
Gründung: 01.02.1919
Mitglieder: 500
Farben: Rot-Schwarz
Abteilungen: Fußball, Tennis, Kegeln, Ultimate Frisbee

Bilanz BSC Erlangen

Saison
Pl. 
Liga
2023/24
1. 
Kreisklasse 1 Erlangen-Pegnitzgrund
 
2022/23
4. 
Kreisklasse 1 Erlangen-Pegnitzgrund
 
2021/22
6. 
Kreisklasse 1 Erlangen-Pegnitzgrund
 
2019/21
13. 
Kreisklasse 1 Erlangen-Pegnitzgrund
 
2018/19
1. 
A-Klasse 2 Erlangen-Pegnitzgrund
2017/18
9. 
A-Klasse 1 Erlangen-Pegnitzgrund
 
2016/17
3. 
A-Klasse 1 Erlangen-Pegnitzgrund
2015/16
12. 
A-Klasse 1 Erlangen-Pegnitzgrund
 
2014/15
2. 
B-Klasse 1 Erlangen-Pegnitzgrund
2013/14
16. 
Kreisliga 1 Erlangen-Pegnitzgrund
2012/13
18. 
Bezirksliga Mittelfranken 1
2011/12
11. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
2010/11
10. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
2009/10
9. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
2008/09
9. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
2007/08
1. 
Bezirksliga Mittelfranken Nord
2006/07
7. 
Bezirksliga Mittelfranken Nord
 
2005/06
14. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
2004/05
1. 
Bezirksliga Mittelfranken Nord
2003/04
8. 
Bezirksliga Mittelfranken Nord
 
2002/03
4. 
Bezirksliga Mittelfranken Nord
 
2001/02
12. 
Bezirksliga Mittelfranken Nord
 
2000/01
16. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
1999/00
17. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
1998/99
10. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1997/98
7. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1996/97
13. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1995/96
15. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
1994/95
4. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1993/94
4. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1992/93
2. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1991/92
8. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1990/91
1. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
1989/90
3. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
1988/89
4. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
1985/86
18. 
Landesliga Mitte (bis 2012)


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