Aus Sportplatz wird Stadtviertel: Jahn Forchheim und ATSV Forchheim ziehen um - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 06.11.2017 um 06:00 Uhr
Aus Sportplatz wird Stadtviertel: Jahn Forchheim und ATSV Forchheim ziehen um
Insgesamt sieben Stunden lang beriet der Stadtrat in einer Sondersitzung über die Jahn-Umsiedlung und über die Bebauung der freiwerdenden Flächen. Am Ende wurde eine Lösung gefunden. Dem Umzug der Sportvereinigung Jahn Forchheim und des ATSV Forchheim auf neue Gelände steht nichts mehr im Wege.
Von Andreas Oswald, Fränkischer Tag Forchheim
Es ging darum „Stadtgeschichte zu schreibe“ – was in der Stadtrats-Sondersitzung immer wieder bedeutungsschwer  betont wurde. Drehte es sich doch um  nichts Geringeres, als um die Umsiedlung der Sportvereine Jahn und ATSV sowie die Bebauung des anschließend freiwerdenden Geländes im Stadtsüden mit Wohnungen für rund 700 Menschen. Und dennoch: der öffentliche Teil der Debatte verzettelte sich streckenweise in  relative Bedeutungslosigkeiten -  wie  beispielsweise der  Gestaltungsfrage von  Kinderspielplätzen in dem neuen Wohnquartier „Philosophenviertel“. Die Umsiedlung der SpVgg Jahn, die eigentlich essenziell für alle weiteren Planungen ist, geriet dagegen fast in den Hintergrund.
Im anschließenden nichtöffentlichen Teil der Sitzung ging  es dann aber ans „Eingemachte“: Hier standen die finanziellen und rechtlichen  Aspekte eines Jahn-Umzugs  sowie ungeklärte Grundstücksfragen zur Debatte.
Das Ergebnis vorweg: Nach einer insgesamt siebenstündigen Marathonsitzung wurde  mit deutlicher Mehrheit eine Entscheidung getroffen, die den Weg frei macht für die Vereinsumsiedlungen und die Schaffung von dringend benötigtem bezahlbarem Wohnraum.

Architekt Thomas Lemberger präsentiert in der Pause der Sondersitzung das Modell des geplanten Philosophenviertels.
Andreas Oswald


Weitreichende Umstrukturierung 

Die Besucherstühle in der Mensa des Herder Gymnasiums waren restlos besetzt und auch die Reihen der Stadträte, Verwaltungsleute und Vereinsvertreter dicht geschlossen. Bauamtsleiter Rene´ Franz stellte zunächst die allgemeinen  Planungen der Vereinsumsiedlungen und des Entwicklungspotenzials für die Stadt Forchheim vor.   Insgesamt stehe eine Umstrukturierung von drei städtischen Arealen an: Das Jahn- und ATSV-Gelände als neues Wohnquartier, die Spielstätte des VfB in Forchheim -Nord als neues Domizil für den Jahn und das Germaniagelände an der Bayreuther Straße als neue Spielstätten für den ATSV. Beide Sportvereine planen neben neuen Sportplätzen auch neue Vereinsheime – der ATSV sogar mit Kegelbahn, wie Vositzender  Johannes Grün erläuterte. Aus städtebaulicher Sicht sei die Verlagerung der Sportstätten eine sinnvolle Entwicklung, betonte Rene´ Franz. Der geplante Geschosswohnungsbau werde zu einer Entspannung auf dem Forchheimer Wohnungsmarkt führen.

Ein Stoff für Stadtgeschichte„Wir können heute Stadtgeschichte schreiben, wenn wir kompetent und konsequent handeln“, warb CSU-Fraktionssprecher Udo Schönfelder für eine Entscheidung im Sinne von Stadt- und Sportentwicklung. Er appellierte,  sich nicht   in Kleinigkeiten zu verzetteln und die Sache zu zerreden. 
Franz Noffke (REP) kritisierte das  Wertgutachten über die Jahn-Grundstücke, die an den Bauinvestor verkauft wurden.  Als absolute Fehlentscheidung sieht Noffke die Einstufung des Grundstücks als Bauerwartungsland.   Die Baulandpreise hätten sich enorm gesteigert. Somit sei das Grundstück zum Schnäppchen für den Investor geworden, schreibt Noffke in einer Beschwerde  an die Regierung von Oberfranken. Auch den Bund der Steuerzahler, ja sogar die Staatsanwaltschaft droht er einzuschalten.

Albert Dorn (SPD)  hingegen mahnte, man solle sich der Bedeutung der Entscheidung bewusst sein und dürfe sich nicht „im Drahtverhau verheddern“, wie es Noffke tue.
Ulrich Schürr   forderte Planungssicherheit – insbesondere für die Tennisabteilung.  Schürr  verlangte einen festgelegten Zeitplan für den Umzug. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) unterstrich, dass auch für die Stadt Planungssicherheit gegeben sein müsse.

So werden der ATSV Forchheim und die SpVgg Jahn Forchheim neu verteilt.
Grafik Fränkischer Tag

Edith Fießer von den Grünen zeigte sich überrascht und bemängelte: „Ich sehe gar nichts, was bisher abgeklärt ist“. 93 000 Quadratmeter Sportfläche sein als „wünschenswert“ bezeichnet worden – „das weiß ich nicht, wie das realisiert werden kann“, wunderte sich die Stadträtin der Forchheimer Grünen Liste (FGL).
Dies sei ein Knackpunkt, der geklärt werden müsse, räumte auch Reinhold Otzelberger (SPD) ein. “Wir sind auf der Zielgeraden“ – aber  man habe einen Plan, auf dem der Terminus  „ungeklärt“ immer wieder auftauche, gab Otzelberger zu bedenken. 
Endlich „zu Potte kommen“Axel Rütter, der Seniorchef der Hamburger Immobiliengesellschaft Dignus, appellierte auf gut hanseatische Art, man sollte doch jetzt endlich einmal „zu Potte kommen“. Man sei schließlich auf der Zielgraden.  Architekt Thomas Lemberger vom Büro Planwerkstatt erklärte, dass das Areal in fünf Baufelder aufgeteilt sei.  Der geförderte Wohnungsbau habe seinen Platz in einem Hochhaus.  Der Verkehrs- und Industrielärm werde durch eine geschlossene Bebauung abgehalten.
30 Prozent der Geschossflächen seien geförderter Wohnraum. Umgerechnet auf die Zahl der Wohnungen heißt dies: Es werden insgesamt 300 Wohnungen geschaffen, davon zirka 95 als geförderter Wohnraum mit einer maximalen Miete von 7.50 Euro pro Quadratmeter.  In das Philosophenviertel sollen schon 2021 rund 700 Bewohner einziehen können.  

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Sportstätte SpVgg Jahn Forchheim

Jahn-Stadion
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 1
91301 Forchheim
In Forchheim auf die Äußere Nürnberger Straße. Links abbiegen auf die Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Wieder links zum Jahn-Stadion.

Sportstätte ATSV Forchheim

ATSV Forchheim
Bayreuther Str. 82b
91301 Forchheim

Sportstätte VfB Forchheim 1861

Örtelberg-Arena
Kaiser-Heinrich-Straße 42
91301 Forchheim
In Forchheim auf der Bamberger Straße stadtauswärts. Am Ortsende rechts in die Fritz-Hoffmann-Straße. Bei der Polizei links abbiegen in die Kaiser-Heinrich-Straße und immer geradeaus.

Sportstätte Germania Forchheim

Germania-Stadion
Bayreuther Straße 82 b
91301 Forchheim
Auf der Bayreuther Straße stadtauswärts Richtung Ebermannstadt. Kurz nach dem Blumen Kraus rechts abbiegen. Über die schmale Holzbrücke drüber und dann rechts zum Germania-Sportgelände.


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