Doppelte Aufgabe in "Ebs": Simon Albert trainiert die U19 und die Frauen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.10.2017 um 08:00 Uhr
Doppelte Aufgabe in "Ebs": Simon Albert trainiert die U19 und die Frauen
In der Kreisliga der A-Junioren hofft Simon Albert auf eine geruhsamere Saison als die letzte und den neuerlichen Klassenerhalt. Im Vordergrund steht jedoch die Ausbildung der jungen Kicker, für die der ehemalige Bayernliga-Trainer klare Vorstellungen hat.
Von Uwe Kellner
Guten Tag Herr Albert, sie trainieren die U19 des TSV Ebermannstadt nun im zweiten Jahr. Wie sagt Ihnen Ihr neuer Verein zu und was ist vielleicht anders im Vergleich zum Baiersdorfer SV, wo Sie zuvor in der Jugendarbeit tätig waren?
Simon Albert: Ich fühle mich sehr wohl in Ebermannstadt, die Arbeit mit der Mannschaft macht mir großen Spaß, was aber auch in Baiersdorf so war. Der ganz große Unterschied ist wohl, dass man beim BSV leistungsorientierter arbeiten konnte, weil das sportliche Niveau in der Spitze und auch in der Breite höher war. Aber meine Jungs haben, was das angeht, letztes Jahr schon einen großen Schritt nach vorne gemacht und dieses Jahr auch schon wieder. Allerdings war es für fast alle  am Anfang schon ein ziemlicher Kulturschock und hat einige überfordert. Das sportliche Niveau anzuheben, ist ein ständiger Prozess und mein Team zieht super mit, auch wenn man da natürlich Geduld braucht und viel Energie investieren muss. Generell muss man aber auch sagen, dass in Ebermannstadt im gesamten Verein in einem großen Team zusammengearbeitet wird, da geht es insgesamt familiärer zu als in Baiersdorf. Das Vereinsleben ist ein Ebermannstadt einfach ein sehr intensives. Ich erfahre nach wie vor viel Unterstützung und alle Verantwortlichen sind stets bestrebt, dem Verein noch professionellere Strukturen zu verpassen. Es wird sehr viel miteinander gesprochen, man steht in einem konstruktiven Austausch und versucht immer, die Voraussetzungen und Abläufe für alle zu optimieren. Meine Meinung wird ernst genommen. Ich kann mich nicht beschweren.

Simon Albert trainiert in Ebermannstadt die U19 und die Frauen gleichzeitig.
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Zusätzlich sind Sie auch noch Trainer der Ebermannstädter Frauenmannschaft. Wie lässt sich das alles miteinander verbinden?
Simon Albert: Das ist genauso ein Full-Time-Job wie die U19 und das gehe ich auch mit dem gleichen Ehrgeiz und Elan an. Die Damen "nebenher" machen geht nicht, wäre auch ungerecht Ihnen gegenüber und entspricht auch nicht meiner Arbeitsauffassung als Trainer. Und es macht mir einfach Spaß. Das Schöne ist, dass die Damen mir das Arbeiten mit Ihnen doch relativ einfach machen, da es natürlich ein extremer zeitlicher Aufwand für mich ist. Zweimal die Woche Training mit der U19, zweimal mit den Damen und dann noch je ein Spiel am Wochenende ergeben sechs Tage pro Woche auf dem Platz. In der Vorbereitungsphase waren es sieben Tage, weil ich mit der U19 dreimal trainiert habe. Das geht nur mit einer guten Organisation und strukturierten Arbeitsweise und natürlich nie ohne die Hilfe von Anderen. Da muss ich immer wieder meinem Betreuer Josef Nützel und unserem Gesamtjugendleiter Franz Bezold danken, da ich organisatorische Dinge dann auch an sie weiterdelegieren kann. Generell herrscht in Ebs, wie schon erwähnt, aber im gesamten Trainerteam aber ein sehr gutes Miteinander, da kann ich dann meine Jungs auch mal geschlossen zur Ersten ins Training schicken, wenn ich verhindert sein sollte oder sich Termine überschneiden. Und auf meine Mädels kann ich mich auch immer verlassen, gerade weil sie sich auch selbst gut organisieren und sehr zuverlässig sind. In der Wintervorbereitung waren sie z.B. für eine dritte Einheit pro Woche regelmäßig im Fitnessstudio. Den Termin habe ich als fixen Trainigstermin vorgegeben, organisiert haben sie das aber alles selbst, weil ich an den Tagen nie Zeit hatte. Ab und zu versuche ich auch Termine zu koppeln und beide Teams zusammen zu bringen. Dass sich dadurch beide Mannschaften dann untereinander ganz gut verstehen, macht es für mich auch leichter. Und selbstverständlich braucht man bei dem ganzen Aufwand auch eine sehr verständnisvolle Partnerin.

In der U19-Kreisliga ging es für Ebs in den letzten drei Spielzeiten seit dem Aufstieg eigentlich immer bis zum Schluss um den Klassenerhalt. Können Sie abschätzen, ob es zur laufenden Runde anders wird?
Simon Albert: Ich hoffe es zumindest. Aber ich habe gelernt, dass ich mit solchen Ansagen eher vorsichtig sein sollte, da sonst meistens das Gegenteil eintritt. Im Normalfall sollten wir mit dem Abstieg weniger zu tun haben als letzte Saison. Allerdings kann im Laufe eines Jahres so viel passieren auf das wir keinen Einfluss haben. Letztes Jahr hatten wir extreme Verletzungsprobleme. Da hoffe ich mal, dass uns das dieses Jahr nicht wieder in dem Ausmaß trifft.  Intern haben sich die Jungs  dieses Mal deshalb ein eigenes Ziel gesteckt, was auch nicht zwingend an einem Tabellenplatz festgemacht werden kann. Wenn wir das erreichen, bin ich zufrieden.

Vorne sollte die Meisterschaft sowieso an den ATSV Erlangen, nach dem verpatzten Aufstieg im Vorjahr, gehen, oder sehen Sie das anders
?
Simon Albert: Ich denke mal, dass der ATSV Erlangen auch in diesem Jahr den eigenen Anspruch an sich hat, aufzusteigen, da sie ja in allen Jugenden zumindest auf Bezirksebene spielen möchten. Auch hier hat die letzte Saison gezeigt, dass es viele Mannschaften in der Kreisliga gibt, die den ATSV ärgern wollen und nur wenige die das auch können. Wenn Sie mich also fragen, ob der ATSV für mich der Favorit auf den Aufstieg ist, dann sage ich mal "Ja". Aber von einem "sowieso" kann man nicht sprechen. In Erlangen geht bestimmt auch keiner davon aus, dass es ein Selbstläufer wird.

In Baiersdorf trainierte Simon Albert die U19 nach dem Aufstieg in die Bayernliga. Für den Klassenerhalt reichte es am Ende nicht. In Ebs spielt er mit der U19 in der Kreisliga.
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Wie ist das in Ebermannstadt mit den A-Jugendlichen, die zu den Herrenmannschaften stoßen. Bekommen diese sofort die Chance in der Ersten oder ist der Sprung doch ein wenig zu groß?

Simon Albert: Ja, bekommen sie. Der Verein setzt voll auf die Jugend und lebt das auch. Wenn Sie sich den Kader in Ebs mal anschauen, sehen Sie, dass etwa 90 Prozent der Spieler Eigengewächse sind, oder zumindest bereits in ihrer Jugendzeit schon einmal in Ebs gespielt haben. Da haben wir mit Roland Beck und Walter Horsch auch zwei Trainer, die das Konzept voll mittragen und auch immer wieder mal A-Jugendliche in die Erste oder Zweite mit hochziehen. Das sprechen wir auch jede Woche aufs Neue ab. Solange das die Jungs nicht überfordert und überlastet finde ich das auch in Ordnung, solange es eben Sinn macht. Der größte Freund davon bin ich allerdings nicht, weil ich finde, dass ein A-Jugend-Spieler seine Zeit in der Jugend nutzen soll, es sei denn, er ist hier gnadenlos unterfordert. Im Seniorenbereich spielen sie noch lange genug. Dass es Spieler gibt, für die der Sprung in die erste Mannschaft am Anfang zu groß ist, ist auch ganz normal. Dafür können sie in der Zweiten ihre Erfahrungen sammeln. 

Auf was legen Sie in der Ausbildung der jungen Spieler Wert, was sollen Ihre Fußballer am Ende der Saison alles können?

Simon Albert: Am besten alles. Wichtig ist mir, dass sie sich in allen Bereichen verbessern und körperlich und mental für den Seniorenbereich vorbereitet sind. Den größten Wert lege ich auf Beidfüssigkeit und den ersten Ballkontakt, hier liegt das meiste Potenzial. Auch ist mir wichtig, dass die Jungs lernen, in Stresssituationen noch gute Entscheidungen zu treffen, im Kopf schnell zu sein. Taktisch ist mir wichtig, dass sie in unterschiedlichen Grundformationen, geordnet gegen den Ball arbeiten können. Und was bei mir neben allen technischen und taktischen Dingen noch einen hohen Stellenwert besitzt, ist die Einstellung zum Fußball. Auch wenn ich nicht der beste Fußballer bin, so muss ich trotzdem immer ein guter Mannschaftssportler sein: zuverlässig, ehrgeizig und diszipliniert. Ich muss mich immer verbessern wollen, an meine Grenzen gehen und mein Ego dem Mannschaftserfolg unterordnen. Ich denke, wenn ich das den Jungs in großen Teilen so vermitteln kann, dass sie es sich beibehalten können, dann habe ich einen guten Job gemacht. 

Vielen Dank für das Interview!

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