“Hut ab vor der Victoria”: Die Spaßtruppe begeht das 20-jährige Jubiläum - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 26.04.2017 um 13:00 Uhr
“Hut ab vor der Victoria”: Die Spaßtruppe begeht das 20-jährige Jubiläum
MAGAZIN Mit einer großen Feier hat Victoria Erlangen, der etwas andere Sportverein aus der Unistadt, am Wochenende sein 20-jähriges Vereinsjubiläum bestritten. Erst 1997 gegründet hat sich der kleine Verein, der eigentlich aus einer Schnapsidee entstanden ist, mittlerweile in der Fußballszene der Region einen Namen gemacht. anpfiff.info blickt auf die Geschichte der Spaßfussballer zurück.
Von Sebastian Baumann

Im April 1997 war die Geburtsstunde der Victoria Erlangen. Denn der kleine Verein wurde quasi aus einer Bierlaune heraus von John Fröhlich, Thomas Nahlik, Sven Pechmann, Arne Ranwig und Dirk Warnke gegründet wurde. Die eigentlcihe Idee kam allerdings von John Fröhlich, der seit dem Grundungstag, der erste Vorsitzende des Vereins ist. “Die Idee hatte ich nachdem ich aus der damaligen A-Jugend vom BSC Erlangen wieder zurück zu meinem Heimverein FC Dechsendorf gegangen bin. Nach einer kurzen Station beim FSV Bruck hatte ich den Gedanken einen eigenen Verein aufzumachen, mit allem was dazu gehört.”, erinnert sich Fröhlich, der dabei vor allem den Spaß in den Vordergrund stellte. Denn damals wie heute trainieren die Kicker nur selten. Am Anfang bezog die neugegründete Mannschaft in der damaligen C-Klasse allerdings regelmäßig eine Klatsche nach der anderen. “Wir haben am Anfang eigentlich gedacht, es sei schon ein großer Erfolg, wenn wir überhaupt mal ein Tor schießen würden”, sagt der ehemalige Stürmer mit einem Schmunzeln. “Höchste Niederlagen waren damals  0:17 in Münchaurach und 1:13 beim ASV  Herzogenaurach”, erinnert sich Fröhlich weiter, auch wenn sich die Victoria mittlerweile oft genug revanchiert hat, “allerdings Jahre später”.

John Fröhlich 
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Aus Freude am Fußball

“Weitergemacht haben wir aus Freude am Fußball. Und unser Konzept, dass alles auf freiwilliger Basis ist, man nicht zu den Spielen kommen muss, wenn man etwas wichtiges vor hat, das hat schon vielen Gefallen und so konnten wir eigentlich permanent gute Spieler ziehen.” Kein Wunder, dass die Victoria in der Tabelle der C-Klasse immer weiter nach oben rutschte und schon im vierten Jahr der Aufstieg in die Kreisklasse feiern konnte.  “Im Meisterjahr hatte Stephan Jägle, der vom FSV Bruck geholt wurde, großen Anteil daran. Aber auch andere Bayern,- oder Landesliga Spieler wie Peter Stamm, Akin Gündogar oder Dirk Weishäupl haben uns immer wieder Qualitätsschübe gegeben.”, berichtet John Fröhlich nicht ohne Stolz. Dass die Victoria schon immer ein etwas anderer Verein war, bekam auch der anpfiff.info-Reporter zu spüren, der im ersten Kreisklassenjahr des Vereins auf den Aufsteiger traf. Während sich die Gäste aus Großenseebach 90 Minuten vor dem Spiel am damaligen Spielort der Victoria erlangen, der B-Platz der DJk Erlangen, schon lange  warm machten, saßen die Victoria-Spieler immer noch auf der Terrasse des DJK-Sportheims, genossen ein kühles Radler - oder auch Bier- sahen dem Treiben des Gegners beim Aufwärmen zu und diskutierten die Mannschaftsaufstellung.

Tim Wiese kupferte seine Trikotfarbe ab: Frank Kawretzke (links) hält die Victoria auch immer mit am Leben. Dirk Weishäupl sorgte einst für richtig Qualität im Kader, schließlich spielte der Mittelfeldmann schon für Quelle Fürth in der Bayernliga.
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Handballer prägen den Verein

Immer wieder kamen auch lokale Handballgrößen zu dem Spaßverein und halfen in der spielfreien Zeit aus oder kickten regelmäßig. Eldrige und Amilcar Herzberger von Zweitligist CSG Erlangen genauso wie beispielsweise Ben Ljevar von der HG Erlangen. Später folgte dann mit Daniel Stumpf ein Zweitligaspieler des HC Erlangen. Ben Schnwandtner lief gar in der ersten Handballbundesliga auf und kickte dann bei der Victoria. Allerdings brachte diese doppelten Spieleinsätze auch Probleme mit sich. Ali Salihu beispielsweise, der damals bei Regionalligist VfB Forchheim Handball spielte, durfte von seinem Verein nicht Fußball spielen. Aber Not macht erfinderisch, deswegen wurde dem torgefährlichen Handballer für die Zeitungsberichte einfach ein neuer Name verpasst. “Unser Sponsor hatte mir das damals untersagt, weil wir ja quasi Halbprofis waren”, blickt Salihu auf der 20-Jahrfeier zurück. “Wir haben dann überlegt was wir machen und so haben wir uns einen schönen deutschen Namen ausgedacht, der meinem ähnlich klingen sollte.”, sagt der Kosovare mit einem Lachen. So wurde aus Ali Salihu ein gewisser Albrecht Salzmann, der fortan regelmäßig Tore für die Victoria beisteuerte.

 
Ali Salihu reiste extra 500 Kilometer an für das Spiel und hatte immer noch eine feine Ballannahme. 
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Ciric und Mintal folgen dem Ruf

Aber nicht nur Handballer spielten für die Victoria, sondern auch Ex-Profis. Einen riesen Aufruhr gab es als Sasa Ciric auf einmal für die Victoria auflief. Über seine Arbeitgeber Adidas kannte John Fröhlich den Ex-Profi und überzeugte den Stürmer von dem Konzept. Beim ersten Einsatz des heute 49-Jährigen waren viele Club-Fans mit Fahnen vor Ort und feuerten ihr Idol an. Satte 199 Tore schoß der Mazedonier in 57 Spielen für die Erlanger. Sein legitimer Nachfolger wurde dann am Ende der letzten Saison das Torphantom Marek Mintal, der es sich nicht nehmen ließ beim Jubiläumsspiel gegen den Hammerbacher SV mit aufzulaufen und gleich einen Treffer zum klaren 4:0-Sieg beisteuerte. Allerdings ist der Slowake immer noch als Trainer aktiv und hat deswegen nur selten Zeit bei der Victoria mitzukicken. Und Tomas Galasek, der beim Jubiläumsspiel mitspielte? “Tomas ist ein super Typ, ich kenne ihn gut durch meinen Job. Er hat spontan zugesagt, fand die Idee lustig und da war er. Nächste Saison hat er glaube ich vor wieder eine größere Jugendmannschaft zu übernehmen, sodass – genau wie bei Marek – da sicher die Zeit fehlen wird.”, sagt Hohn Fröhlich über den sympathischen Tschechen, der als er einmal kurz ausgwechselt an der Seite verschnaufte und von Kumpel Marek Mintal angefeuert wurde, doch wieder aufs Feld zu gehen.

 
Marek Mintal kickt jetzt für die Victoria.
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Die Amtssprache ist mittlerweile englisch

Geändert hat sich in den letzten 20 Jahren vieles. Zum einen die Sprache am Platz. Denn auch Victoria Erlangen hatte immer wieder mit Personalproblemen zu kämpfen, die aber immer wieder geschickt gelöst werden konnten. Waren es einst die Handballer, die immer wieder für frisches Blut sorgten, sind es nun Adidas-Mitarbeiter, die immer wieder aus Spaß bei der Victoria kicken. “Der Verein hat natürlich davon profitiert immer wieder neue, junge und hungrige Spieler von der Firma adidas zu rekrutieren. Gäbe es diese Konstellation nicht, so wäre der Verein in dieser Form vermutlich schon länger nicht mehr existent. Man sieht es ja gerade an den Kickers. Wenn nix nachkommt, dann wird es irgendwann schwer und ich, sowie meine Vorstandskollegen könnten in dem Alter und bei der Geschwindigkeit leider schon länger nicht mehr in der Kreisklasse mithalten. Wir hatten ja zwei Jahre lang noch unsere 2. Mannschaft und nun seit dieser Saison die AH. Da macht es dann schon wieder mehr Spaß mit gleichaltrigen Strategen bisschen zu kicken und nicht von einem ambitionierten 19-jährigen überrannt zu werden.” Kein Wunder, dass der Großteil der Spieler sich auf Englisch unterhält - im Gegensatz zur AH im Übrigen, die sich auf die Amtssprache Deutsch geeinigt hat.

Andrew Walker: Der Glücksgriff lobt den Vorstand John Fröhlich: "Toll was John auf die Beine gestellt hat mit der Victoria!" 
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Auch die Trainer machen es aus Spaß


Auch bei der Trainerbesetzung ist aktuell Kontinuität rein gekommen. Denn seit drei Jahren führt Andrew Walker die Mannschaft als Spielertrainer aufs Feld. “Damit ist uns ein absoluter Glücksgriff geglückt. Seine Umsicht auf dem Feld, sein Fußball-Sachverstand und seine Leidenschaft zu dem Verein tragen die Victoria nun schon seit fast drei Jahren. Es wäre schwer gleichwertigen Ersatz zu bekommen.”, lobt der Vorstand seinen aktuellen Trainer, der das - natürlich - auch nur aus Spaß macht und sich in eine Reihe illustrer Namen auf der Trainerbank einreiht. “Angefangen hatten wir mit Vassilis Kefalas, einem sehr guten Griechen, welcher zu Beginn den Laden mit seiner spielerischen Klasse zusammen gehalten hat. Danach übernahm immer mal wieder ich kommissarisch und Torwart Mecking. Thomas Gahlert auch vom FSV Bruck war ebenso mal Trainer wie Stefan Heller. Vor Andrew Walker dann natürlich Aubrey Dolan. Ein traumhafter Fußballer.”

Die Teilnehmer des Jubiläumsspiel. 
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Auf die nächsten 20 Jahre?

Die Zukunft der Victoria sieht also durchaus positiv aus - so lange die Macher im Hintergrund auch Spaß an ihrem Projekt haben. Immerhin vier mal haben die Jungs von Trainer Walker im Übrigen in der Saison trainiert, das stellt den guten Tabellenplatz in der Kreisklasse noch einmal in ein anderes Licht. Wer dann am Wochenende spielt, ist oftmals offen, denn koordiniert wird das ganze via Doodle-Liste. “Generell fragen wir nochmal bis Donnerstag Abend ab, ob der doodle Eintrag noch aktuell ist und schicken dann je nach Verfügbarkeit freitags den Kader raus. Dann springen in der Regel nochmal ein bis zwei Spieler ab und zwei andere haben doch Zeit, sodass man dann Samstag früh mal irgendwann weiß wie das Team ausschaut. Hört sich verrückt an, aber funktioniert. Wir  haben wir uns alle daran gewöhnt über die Jahre.”, sagt der Vorstand, der noch lange nicht müde zu sein scheint sein Projekt weiterzutreiben. “Es wird natürlich irgendwann mal die Zeit kommen, in der ich vielleicht ein bisschen kürzer treten werde. Wir haben gute Jungs in der Mannschaft und im Umfeld, da traue ich schon einigen den Fußball-Abteilungsleiter-Posten zu. Präsident würde ich schon noch bleiben, wenn man mich lässt.”, schmunzelt John Fröhlich zum Schluss, um sich noch einmal bei seinen Mitstreitern zu bedanken und natürlich bei seiner Frau. “Wenn man das seit 20 Jahren Woche für Woche macht, dann kommt da schon einiges zusammen. Zum Glück habe ich aber eine Frau die das alles mitmacht und mit trägt, ansonsten wäre so etwas überhaupt nicht vorstellbar. So eine 20-Jahresfeier zu planen ist zum Beispiel natürlich auch ein Monster, so etwas geht nur mit einem Top Team. Großen Dank an die Kollegen Nahlik, Lindner, Klapp, Schade, Hermann., Warnke und Kawretzke!!”

Da schließt sich anpfiff.info gerne an und sagt: “Hut ab vor der Victoria!” Und auf die kommenden Jahre!

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