Leidenschaft Frauenfußball: Mit den Mädels der Spieli in die Landesliga - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 08.02.2017 um 18:00 Uhr
Leidenschaft Frauenfußball: Mit den Mädels der Spieli in die Landesliga
MAGAZIN Jan-Frederick Gnichwitz ist Trainer, er bringt Frauen das Fußballspielen bei. Obwohl er früher ein heftiger Kritiker war, ist er heute der größte Fan von Mädels, die sich dem Ballsport widmen. Mit der SpVgg Erlangen hat er einen Verein gefunden, der sich zur Nummer eins in der Stadt im Frauenfußball entwickelt hat.
Von Uwe Kellner

Aus Niedersachen nach Franken

Die große Fußballerkarriere blieb Jan-Frederik, kurz Freddy, Gnichwitz verwehrt. Der heute 36-Jährige kickte einst in seiner Heimat Niedersachen beim SG Wesertal und schnupperte in der Junioren Landesliga ein wenig höherklassige Fußballluft. Als es in den Herrenbereich ging, pendelte der Mittelfeldstratege ein Jahr lang zwischen seinem Studienplatz in Erlangen und der Heimat in Niedersachsen, ließ dies aufgrund des Zeitaufwandes aber danach bleiben. Über den Erlanger Uni-Fußball lernte er Andreas Tully kennen, der seinerzeit bei der DJK-SC Neuses Spielertrainer wurde. Der Niedersache schloss sich an und wechselte zum Forchheimer Verein.

In seinem letzten Spiel für Neuses riss sich Freddy Gnichwitz das Kreuzband. Eine Verletzung, die zuerst unbemerkt bleib und erst später korrekt diagnostiziert wurde. Der Fußballer war bereits wegen der lokalen Nähe zum TV 48 Erlangen gewechselt, fiel aber logischer Weise erst einmal eine Zeitlang aus. Später wollte er sich aufgrund seines Studiums und seiner Doktorarbeit keine Verletzung mehr leisten und stand an einem Scheideweg. Im Alter von etwa 30 Jahren entschied sich Freddy Gnichwitz für das Ende der aktiven Laufbahn und stieg ins Trainergeschäft ein. Dies tat er bei der SpVgg Erlangen, bei der er seither tätig ist.

Jan-Frederik Gnichwitz beim Coaching seiner Mädels.
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Durch Zufall zum Frauenfußball


Bei der Erlanger "Spieli" war sofort ein Posten als Jugendtrainer frei und Freddy Gnichwitz übernahm gerne die B2 der Jungen. Zu jener Zeit war im Frauenfußball der Spielvereinigung Kevin Schmidt aktiv. Der aufstrebende Trainer machte jedoch den nächsten Sprung auf der Karriereleiter und wechselte erst zum 1. FC Nürnberg und später zur SpVgg Greuther Fürth, wo er aktuell immer noch die Frauen in der Bayernliga trainiert. Dass ein solcher Mann eine große Lücke hinterlässt, ist unausweichlich und so taten die Verantwortlichen des Erlanger Vereins alles, um ihre Mädels dennoch im Verein zu halten. „Sie durften die besseren Trainingsplätze benutzen als wir bei den Jungen", erinnert sich Freddy Gnichwitz. Um mit seinen Jungs dennoch mal auf dem feinen Rasen trainieren zu dürfen, schloss der Juniorentrainer einen Deal mit Jugendleiter Helmut Stünkel. „Ich bot an, ein paar Einheiten die Mädels zu übernehmen, wenn ich dafür mit meinen Jungs auf dem besseren Platz trainieren darf." Gesagt getan und fortan war Freddy Gnichwitz vom Fieber gepackt und schwenkte letztlich ganz zum Frauenfußball um.

Lernwillen und Entwicklung überzeugen


„Ich war überrascht vom Lernwillen der Mädels", erinnert sich der Trainer der Juniorinnen. „Die Jungs in diesem Alter sind eher noch rebellisch und machen langsame Fortschritte. Die Mädchen haben die Anweisungen sofort angenommen und haben in kürzester Zeit unheimliche Entwicklungen gemacht. Früher war ich der größte Kritiker von Frauenfußball, aber nachdem ich nun seit fünf Jahren Trainer im Damenbereich bin, habe ich einen ganz anderen Blick auf diesen Sport bekommen." Bis zur C-Jugend, sagt Freddy Gnichwitz, können die talentiertesten Mädels bei den Jungen mitkicken. Spätestens dann geht aber eine Schere auf und die Jungs ziehen ihren Mitspielerinnen in puncto Schnelligkeit und Kraft davon. „Ich würde sagen, dass Frauen grundsätzlich auf einem sehr hohen technischen Niveau kicken können, aber eben nicht mit dem Tempo, das im Männerfußball gespielt wird. Die Mädels besitzen technische und spielerische Fähigkeiten, aber nicht das Körperliche. Allerdings merkt man später, welche Mädels lange mit Jungs in der Jugend zusammen gespielt haben. Sie haben eine ganz andere Zweikampfführung."

Tausendsassa Freddy Gnichwitz stieg als Coach mit seinen U17-Mädels bis in die Landesliga auf. Gleichzeitig trainiert er die Zweite Mannschaft der Damen bei der SpVgg Erlangen.
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SpVgg Erlangen steht hinter Frauenfußball


In Erlangen ist die "Spieli" die klare Nummer eins im Frauenfußball. Jan-Frederik Gnichwitz freut sich, dass der Verein in dieser Hinsicht gut aufgestellt ist und auch die Vorstandschaft hinter der Förderung des Frauenfußballs steht. Mittlerweile sei sein Verein nicht mehr so sehr gefährdet, Spielerinnen vom 1. FC Nürnnberg oder der SpVgg Greuther Fürth abgeworben zu bekommen, sondern sei vielmehr selbst zu einer guten Adresse für talentierte Spielerinnen geworden. „Die Spielvereinigung wird immer interessanter." Mit seinen Mädels aus der U17, mit denen Freddy Gnichwitz bis in die Landesliga aufgestiegen ist, setzt sich der Trainer als langfristiges Ziel den Aufstieg in die Bayernliga, auch wenn viele ambitionierte Konkurrenzvereine in Mittelfranken angesiedelt sind. Wohin sein persönlicher Weg geht, kann Freddy Gnichwitz, der gleichzeitig die Zweite Damenmannschaft der "Spieli" trainiert, noch nicht sagen. Mit seinen U17-Mädels hat er auf jeden Fall noch Einiges vor.

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Steckbrief J. Gnichwitz

Jan-Frederik Gnichwitz
Spitzname
Freddy
Alter
43
Geburtsort
Bad Pyrmont
Wohnort
Erlangen
Familie
ledig, 0 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
180 cm
Gewicht
85 kg
Beruf
Chemiker
Hobbies
Fußball, Reisen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld
Erfolge
Aufstieg als Trainer in die U17 Bayernliga
Spielerstationen:
SG Wesertal
DJK-SC Neuses
TV 48 Erlangen
SpVgg Erlangen

Trainerstationen:

SpVgg Erlangen B2
SpVgg Erlangen U17-Juniorinnen
SpVgg Erlangen Frauen 2


Top Fünf von Freddy Gnichwitz

Top-Fernsehserie
Akte X
"Hab ich in meiner Jugend angesehen, damals gab es noch kein Streaming oder DVDs. Man musste auf jede Folge warten und es war jedes Mal spannend. Eine der ersten Serien, die einen Mainstream hatte, aber auch immer wieder innovative Einzelfolgen."
Top-Fußballer
Tomas Rosicky
"Am Anfang des neuen Jahrtausends spielten in unserer Nationalmannschaft Spieler wie Carsten Ramelow oder Jens Jeremies. Und dann wechselte damals zum BVB genau das Gegenteil. Er war damals seiner Zeit voraus, unheimlich spielintelligent und technisch hervorragend. Leider tauchen in keiner Statistik die öffnenden Pässe auf, denn er konnte Spielsituation perfekt erkennen und bereitete häufig die Tor-Vorbereitung vor! "
Top-Schiedsrichter
Pierluigi Collina
"Ein perfekter Schiedsrichter. Er war nicht nur eine absolute Respektsperson, sondern hat ein Spiel nicht nur nach dem Regelbuch geleitet, sondern hatte einfach ein Gespür wie man die richtige Entscheidung trifft. Es waren dann Fußballspiele, die nicht ständig unterbrochen wurden bzw. wo viel diskutiert wurde. Solche Schiedsrichter gibt es heute leider selten."
Top-Reiseziel
Karibik
"Da stimmt einfach alles. Die Temperaturen, das Wasser, die Natur. Und die einfach glücklichen Menschen, weil sie jeden Tag im Paradies aufwachen."
Top-Verein
SpVgg Erlangen
"Derzeit meine neue Heimat. Ein wunderbar familiärer Verein in einer Großstadt mit großer Tradition. Alle die sich hier engagieren, verstehen sich und widmen so viel Energie dem Verein. Auch eine sehr solide arbeitende Vorstandschaft!"

Hintergründe & Fakten


Daten SpVgg 04 Erlangen

SpVgg 04 Erlangen
Gründung: 12.05.1904
Mitglieder: 1800
Farben: Schwarz-Rot
Abteilungen: Baseball, Football, Fußball, Gymnastik, Kegeln, RC-Car, Spielmannszug, Taekwondo, (Tisch-)Tennis, Volleyball

Sportstätte SpVgg 04 Erlangen

Waldsportpark
Kurt-Schumacher-Straße 11
91052 Erlangen
Auf die A 73 bis zur Ausfahrt Erlangen Nord. Immer gerade aus über alle Kreuzungen bis man auf die Bismarkstraße trifft, dort rechts, nächste links in die Schillerstraße, gleich wieder rechts in die Löwenichstraße. An der Ampel links in die Luitpoldstraße

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