Einwurf - die Fußball-Glosse: Neue Regeln: Was sich ändert – und warum überhaupt - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 27.07.2016 um 12:30 Uhr
Einwurf - die Fußball-Glosse: Neue Regeln: Was sich ändert – und warum überhaupt
MAGAZIN Weil es mit Beginn des Juli diesen Jahres zahlreiche neue Regeln auch im Amateurbereich zu beachten gilt, geben wir einen Überblick über die wichtigsten Änderungen. Vernachlässigbaren Quatsch wie den Anstoß, der nun auch nach hinten ausgeführt werden darf, lassen wir weg. Hier geht es um die essentiellen Regeln, die an jedem Wochenende zigfach angewendet werden müssen. Hier werden Sie lebensnah aufgeklärt!
Von Markus Schütz
Bei mir gab es noch die Fünffach-Bestrafung...

Eines steht fest: Die neuen Regeln sind - zu großen Teilen - absolut sinnvoll und an die Bedürfnisse und Umstände der heutigen Zeit angepasst. Wie sicherlich auch die Änderungen bei der Dreifach-Bestrafung, was immer auch damit gemeint sein soll. Bei mir als Kind war die Dreifach-Bestrafung in der Regel Hausarrest + Fernsehverbot + gestrichenes Taschengeld. Bei schweren Vergehen gab es noch dazu eine links und eine rechts, also quasi eine Fünffach-Bestrafung.

Foul auf dem Klo kann Strafstoß geben...

Damit ist nicht das "Beziehungs-Foul" vieler Männer gemeint, die beim Pinkeln die Brille nicht hochklappen... Es geht um ein Foul außerhalb des Platzes, denn: Kommt es im Zuge eines Zweikampfes zu einem Foul außerhalb (!) des Feldes, gibt es nunmehr einen Freistoß auf der entsprechenden Begrenzungslinie. Findet das Foul hinter der Tor(aus)linie im Bereich des Strafraums statt, gibt es einen Strafstoß. Die entscheidende Frage ist, warum man überhaupt einen Gegenspieler foulen soll, der sich bereits außerhalb des Spielfelds befindet? Weil es "einfach nur glücklich und zufrieden macht", ist kein Argument! Vorsicht ist also nunmehr geboten, wenn der Trainer zu seinem Manndecker sagt: "Und wenn er auf's Klo geht, gehst du mit!" Sollte dort allerdings ein Foul geschehen, kann es nun einen Strafstoß geben - je nachdem, wo das Sportheim mit seinen dazugehörigen Toiletten steht... Eine mehr als überfällige Regel-Änderung!

Ein Gentleman foult nicht...

Apropos Strafstoß. Bei der Gelegenheit ein kleiner Ausflug in die Geschichte: Bis 1891 gab es in England, dem Mutterland des Fußballs, gar keine Strafstöße. Das wäre auch heute irgendwie noch hilfreich für die Inselbewohner... Der Grund damals war: In den englischen Privatschulen, in denen der moderne Fußball seinen Ursprung hatte, ging man von der Annahme aus, dass ein Gentleman niemals absichtlich ein Foul beging... Gut, bis zur Geburt von Vinnie Jones, Kampfname "Die Axt", dauerte es schließlich noch ein wenig. Für ihn galt auf dem Platz stets das Recht des Stärkeren. In einem Benefizspiel zum Beispiel, grätschte er ein Kind rücksichtslos von hinten um. "Ich wollte den Ball treffen", sagte er danach - und half dann mit, das Kind mit vom Platz zu tragen. Also dann auch irgendwie doch wieder ein Gentleman...

Sprinttraining für die Betreuer sinnvoll...

Kurze Behandlungen (maximal 20 bis 25 Sekunden) von verletzen Spielern auf dem Platz sind jetzt möglich. Sie sind erlaubt, wenn ein Spieler verletzt wird und das Foul mit einer Karte geahndet wurde. Bisher musste der verletzte Spieler erst einmal vom Feld, das Spiel ging dann weiter. 20 Sekunden? Abgesehen davon, dass es die meisten Betreuer in 20 Sekunden noch nicht einmal bis zum Spieler geschafft haben (es sei denn, er wurde bei regennassem Rasen auf Höhe Mittellinie/Außenlinie gefoult und schlitterte bis kurz vor die Coaching-Zone), reicht die Zeit sicher nur für ein Zäpfchen - oder das obligatorische Eisspray, aber nur, wenn der Betreuer schon im Laufen die Dose schüttelt...

"Der Ball ist aus Penis-Leder..."

Vor dem Spiel kann es nun schon Rote Karten geben. Während der Halbzeit und nach dem Abpfiff ging das schon zuvor. Theoretisch ist ein Platzverweis jetzt sogar schon möglich, sobald der Schiedsrichter das Spielfeld hinsichtlich der Bespielbarkeit begutachtet. Wird ein Spieler vor dem Spiel ausgeschlossen, darf der Trainer einen neuen Spieler aufstellen, aber die Ersatzspielerliste nicht mehr abändern, wenn die Aufstellung bereits übergeben wurde. Eine wahre Geschichte aus meiner Jugendzeit: Vor einem Spiel, kurz nach dem Verlassen der Kabinen, monierte die Schiedsrichterin, dass dem Ball Luft fehle und er aufgepumpt werden müsse. Daraufhin sagte ein Mitspieler zu ihr: "Der ist aus Penisleder, gute Frau! Den müssen Sie einfach nur ein wenig streicheln, dann wird er richtig prall! Versuchen Sie's mal..." Der Schiedsrichterin blieb damals wahrscheinlich nur, eine Meldung zu verfassen. Heutzutage kann derjenige, der bewusst über die Materialbeschaffenheit des Balles täuschen will, für seine anzügliche Flapsigkeit auch vor dem Spiel schon Rot sehen...

"Aschenputtelparagraf": Verbot von Stopper-Socken!

Der sogenannte „Aschenputtelparagraf“ wurde nun geändert: Spieler, die versehentlich ihre Schuhe (oder Schienbeinschoner) verlieren, müssen diese so schnell wie möglich, spätestens jedoch in der folgenden Spielunterbrechung wieder anziehen - oder sich mit dem Spruch "Rucke di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh" von dieser Pflicht befreien. Mit dem Finden eines verlorenen Schuhes wird es in der heutigen Zeit ja nicht so schwer, bei den gängigen Signal-Farben der Schuhe. Was zunächst als Mode-Streich galt, ergibt nun tieferen Sinn: bei vielen Spielern hat der linke Schuh eine ganz andere Farbe, als der rechte. Dies ist eine Hilfestellung für die Fußballer, die in einer Aktion beide Schuhe verlieren... und im ersten Moment nicht wissen, dass links dort ist, wo der Daumen rechts ist. Jedenfalls: Wenn der Spieler nur mit Socken (daher der englische Begriff für Fußball = Socker) den Ball spielt oder ein Tor erzielt, wird weiter gespielt bzw. zählt der Treffer. Eine Einschränkung allerdings wird es geben: Die sogenannten und vor allem, aber nicht nur bei Kindern beliebten Stopper-Socken, auch, wenn sie wie in diesem Beispiel noch so schön aussehen, sollen verboten werden, denn sie verschaffen - auch ohne Schuh - durch ihre Griffigkeit einen entscheidenden Vorteil...

Vielleicht ist bei einem solchen Exemplar die Wahrscheinlichkeit wirklich größer, nur mit Socken bekleidet ins Tor zu treffen - und genau das ist nun (bis zur nächsten Spielunterbrechung) möglich und erlaubt.
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Wo ist der alte Zeckendorfer Platz, wenn man ihn braucht...?

Aus einem Eckstoß kann direkt ein Tor erzielt werden, aber nur gegen das gegnerische Team. Wenn der Ball direkt in das Tor des ausführenden Spielers geht, erhält die gegnerische Mannschaft einen Eckstoß. Wenn wir ehrlich sind: es muss schon eine außerordentliche Schusskraft vorliegen, um das zu schaffen. Leichter wäre das sicher auf dem alten Zeckendorfer Platz gefallen, zumindest vom oberen Tor aus. Aber als es den Platz noch gab, gab es die Regeln noch nicht. Jetzt wo es die Regeln gibt, ist der Platz verschwunden. Aber das kann die FIFA ja nicht wissen...

Keine Vorteile durch sog. "Trink-Arm"

Einwürfe müssen mit beiden Händen gleichkräftig ausgeführt werden. Das System mit einer Stützhand, bei dem eine Hand den Ball schleuderte, ist damit verboten. Auch in der A- und Kreisklasse gab es diese Spezialisten, denn bei den meisten Spielern ist ein Arm deutlich stärker, als der andere: der sogenannten "Trink-Arm", der zum weiten Schleudern des Balles benutzt wurde. Das ist nun passé.

Wehe es hat wieder einer die Absicht, eine Mauer zu errichten

Eine in der Bundesliga nicht ganz so populäre Praxis wird jetzt verboten: die so genannte „Angriffsmauer“. Dabei bildet die angreifende Mannschaft bei einem direkten Freistoß eine Art zweite Mauer zwischen Verteidigermauer und Torhüter, um diesem die Sicht zu nehmen. Kurz vor der Ausführung rennen die Spieler dann nach vorn und verlassen damit ihre Abseitsposition – so soll ein reguläres Tor gewährleistet werden. Für Walter Ulbricht (so eine Art Ex-DDR-Ex-Nationalspieler, aber nicht ganz) kommt diese Regel ein paar Jahrzehnte zu spät, obwohl er schon vor etwas mehr als 56 Jahren sagte: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Leider gab es damals keinen Schiedsrichter, der es ihm dann doch verbieten hätte können, als er sich schließlich nicht daran hielt...

Keine Doktor-Spiele, bitte...

Wenn ein Ersatzspieler, ein ausgewechselter Spieler, ein des Feldes verwiesener Spieler oder ein Mannschaftsoffizieller, also auch der Teamarzt, ohne Genehmigung des Referees den Platz betritt und ins Spiel eingreift, gibt es einen direkten Freistoß oder - wenn dieser Eingriff im Strafraum geschieht - einen Strafstoß!! Bislang verursachte eine solche Person, die auf den Platz lief, um den Ball wegzuschlagen, der sonst ins eigene Tor gegangen wäre, nur einen indirekten Freistoß. Vor dieser Regeländerung konnte es also vorteilhaft sein, wenn der Mannschaftsarzt zwar ein rechter Kurpfuscher, dafür aber früher ein guter Fußballer und damit in der Lage war, einen Ball noch schnell von der Linie zu grätschen. Mit dieser Regelung erfährt also auch indirekt das Medizin-Studium eine deutliche Aufwertung.

Wenn die Behandlung nicht länger als 20 bis 25 Sekunden dauert, darf der Spieler nun auf dem Feld bleiben.
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Rosa Schlüpfer...

Auch die Unterhose muss mittlerweile die gleiche Farbe haben, wie die Trikothose! Viel Spaß Real Madrid beim Höschen-Kauf... Ich würde jedenfalls gerne Cristiano Ronaldo in diesem Modell sehen. Ob mir das nicht selbst ein wenig Angst macht, dass ich Ronaldo in einem solchen Höschen sehen möchte? Natürlich - und wie! Aber in diesen Zeiten, so heißt es ja, soll man sich nicht von seinen Ängsten beherrschen lassen...

Wenn der Wurm den Elfer ablenkt...

Bislang wurde ein Treffer nicht anerkannt, falls dieser erzielt wurde, während sich eine Drittperson (jede Person, die nicht als Spieler, Auswechselspieler oder Teamoffizieller auf der Teamliste steht) auf dem Spielfeld befand und in das Spielgeschehen eingriff. In Zukunft sollen diese Treffer gezählt werden!! Selbst wenn der Eindringling den Ball noch berührt, bevor er die Torlinie überschreitet. Voraussetzung ist allerdings, dass er keinen Spieler der verteidigenden Mannschaft daran hindert den Ball zu spielen und dass der Treffer für die gegnerische Mannschaft (des Eindringlings) fällt. Achtung: In demselben Sinne wird in Zukunft auch entschieden, wenn Tiere auf das Spielfeld gelangen und dem Ball eine andere Richtung geben. Ich selbst habe Elfmeter schon so schwach geschossen, dass sie von einem aus der Erde ragenden Wurm hätten abgelenkt werden können. Jetzt, wo ich nicht mehr spiele, würden diese Tore gelten. Ob beispielsweise FRITZLE, das Krokodil-Maskottchen des VfB Stuttgart auch unter diese Regel fällt, ist noch ungeklärt. Wenn ja, würde es sich anbieten, einen gesperrten Stürmer in das Kostüm zu stecken... Hoffentlich habe ich jetzt nicht manchen Verein auf dumme Gedanken gebracht.

Ich sehe hier acht Beine, oder: einen Schiedsrichter - und zwei potenzielle Torschützen!
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Blowing in the wind...

Übrigens, was ganz anderes: Auf den Färöer Inseln darf ein Mitspieler den Ball beim Elfmeter für den Schützen festhalten. Der Grund dafür ist der zu starke Wind, der den Ball wegblasen könnte. Also, es gibt schon auch ziemlich verrückte Regeln, finde ich.

Pokémon Go: "Schiri, am Elfer steht ein Rattfratz..."

Zunächst bei Schüler- und Jugendspielen darf bzw. muss die Partie kurz unterbrochen werden, wenn sich herausstellt, dass eine Pokémon-Jagd vor Ort möglich ist. Ziel dieses Spiels ist die digitale Jagd per Handy nach Rattfratz (rattenähnliche Pokémons) oder Taubsis (taubenartige Pokémons) beispielsweise. Wer es also noch nicht kennt: Pokémon Go ist ein Spiel, das auf der sogenannten Augmented Reality, also einer erweiterten, eigens erschaffenen Realität, basiert. Es ist nur konsequent, dass dieses Spiel nun auch Einzug in den Fußball hält. Denn auch die Selbsteinschätzung mancher Fußballer findet teilweise, manchmal sogar ganz, in der Augmented Reality statt - damit ist das Fußballfeld natürlich eine ideale Spielwiese für Pokémon Go!

Lesen Sie sich diesen Text also bitte mehrfach durch und lernen Sie die Fallbeispiele auswendig, dann wird es in der kommenden Serie für Sie im Hinblick auf das neue Regelwerk keinerlei Überraschungen mehr geben - auch nicht, wenn Hennes, der Kölner Geißbock, nach seinem ersten Bundesliga-Treffer jubelnd und meckernd eine Stadionrunde dreht!

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