Ahmet Kulabas im Interview: "Die Liebe zum Fußball ist immer geblieben!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.02.2023 um 07:00 Uhr
Ahmet Kulabas im Interview: "Die Liebe zum Fußball ist immer geblieben!"
INTERVIEW Beim 1. FC Heidenheim und Wacker Burghausen lief Ahmet Kulabas in der 3. Liga auf und machte sich auch überregional einen Namen als Torjäger. Nach seiner Rückkehr nach Mittelfranken spielte er drei Jahren beim ATSV Erlangen, ehe 2019 der Wechsel zur SG Quelle Fürth erfolgte. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 35-Jährige über Vergangenes, Aktuelles und seine Zukunft im nach wie vor geliebten Fußball.
Von Marco Galuska
Ahmet Kulabas geht seit 2019 für die SG Quelle Fürth auf Torejagd - und wird es auch in der kommenden Saison noch tun.
fussballn.de/Schlirf
Hallo Ahmet, wie läuft deine Winter-Vorbereitung mit der SG Quelle Fürth?

Ahmet Kulabas (35):
Es läuft ganz gut, wir sind fit und auch ich bin körperlich gut drauf. Die Testspiel-Ergebnisse waren unterschiedlich zu bewerten, einige waren gut, andere weniger, aber das ist ja in der Vorbereitung eh nicht so entscheidend.

Schmerzen die Knochen im reifen Fußballeralter nicht, wenn es auf Kunstrasen im Winter geht?

Kulabas:
Eigentlich nicht. Ich bin Gott sei Dank vor größeren Verletzungen in meiner Karriere verschont geblieben. Außer einem Leistenbruch, damals in Burghausen, bin ich glimpflich davon gekommen. Insofern geht das immer noch recht gut.

Auch winterliche Verhältnisse lassen bei Ahmet Kulabas die Liebe zum Fußball nicht erkalten.
Hans Wunder

Und ein Motivationsproblem in der für die Fußballer wohl schwierigsten Jahreszeit schleicht sich auch nicht nach all den Jahren ein?

Kulabas:
Also in der Winterpause tun zwei, drei Wochen der Ruhe schon ganz gut, aber dann jucken schon wieder die Beine! Ich habe mit vier Jahren mit dem Fußball angefangen und die Liebe dazu ist immer geblieben und hat auch nicht nachgelassen.

Als gebürtiger Schwabe bist du im letzten A-Jugend-Jahr zum 1. FC Nürnberg gekommen. Wie hat sich das ergeben?

Kulabas:
Ich habe damals mit den Stuttgarter Kickers in der U19-Bundesliga gespielt und als junger Jahrgang eine sehr gute Saison gespielt, bei der ich 17 Tore geschossen habe. Wolfgang Wolf, der damals beim Club Trainer war, und sein leider schon verstorbener Bruder Arno haben mich vor meinem letzten A-Jugend-Jahr nach Nürnberg geholt. Ich hatte zwar jedes Jahr auch immer wieder Angebote vom VfB, aber als Blauer geht man in Stuttgart nicht zu den Roten. (lacht)

Beim Club warst du auf Anhieb Leistungsträger und Torjäger bei den Amateuren. Aber die Chance zu einem Bundesliga-Spiel hast du nicht bekommen. Wie würdest du das im Nachgang beurteilen?

Kulabas:
Das haben viele nicht verstanden. Aber ich durfte immerhin mittrainieren und auch im Freundschaftsspiel bei den Profis auflaufen. Ich denke, dass es zum einen daran lag, dass ich noch nie der Schnellste war, zum anderen muss man aber auch sagen, dass es eine andere Zeit war wie jetzt. Der Club hatte da eine super Truppe in der Bundesliga und im Europapokal! Mit Koller, Mintal, Vittek oder Charisteas war das einfach schwer. Da konnte man schon stolz drauf sein, dass man überhaupt mit solchen Spielern trainieren durfte.

Der junge Ahmet Kulabas machte bei den Club-Amateuren auf sich aufmerksam, durfte auch bei den Profis mittrainieren, die damals im Europapokal spielten.
Bernd Riemke

Am Valznerweiher gab es nach dem 0:5 in Heidenheim zum Wochenstart erneut einen Trainerwechsel. Hast du das Spiel deiner Ex-Vereine verfolgt und für wen etwas mehr die Daumen gedrückt?

Kulabas:
Ja, natürlich hab ich das verfolgt! Ich drücke da schon eher dem Club die Daumen, weil ich da länger gespielt habe. Das tut dann schon weh, so ein 0:5! In Heidenheim hatte ich auch eine schöne Zeit und noch immer eine gute Beziehung zu Frank Schmidt, der ja auch damals mein Trainer war. Wir haben mit der U23 mit dem Club einmal 6:1 gegen Heidenheim gewonnen und ich habe drei Tore gemacht. Danach wollte mich Heidenheim schon holen und wollte sogar eine Ablöse zahlen, aber Dieter Nüssing und Trainer René Müller haben mich nicht gehen lassen. Daraus wurde dann erst etwas, als mein Vertrag beim Club ausgelaufen war.

Blicken wir mal unter drei Aspekten auf deine Profi-Karriere zurück. Fangen wir mit dem besten Mitspieler an.

Kulabas:
Das war bei Wacker Burghausen eindeutig Youssef Mokhtari! Ein begnadeter Kicker, eine absolute Waffe! Er war auch mein Mentor.

Welches war dein Highlight-Spiel?

Kulabas:
Das DFB-Pokal-Spiel mit Eintracht Trier gegen den FC St. Pauli war super. Ausverkauftes Stadion, wir gewinnen 2:1, kommen weiter. Ich hab das 1:0 gemacht und wurde danach als 'Man of the Match' ausgezeichnet. Auch das Spiel in der 2. Runde gegen den HSV war super. Wieder habe ich das 1:0 gemacht, hätte sogar noch das 2:0 machen können, aber leider haben wir dann durch ein Traumtor von Dennis Aogo in der Verlängerung verloren.

Und welche Entscheidung bereust du im Nachhinein?

Kulabas:
Ganz klar, meinen Wechsel in die Türkei! Das war ein Riesenfehler! Ich bin da von Burghausen aus hin in die 2. Liga, hatte für zwei Jahre unterschrieben. Wie es dann leider so ist, wurden nach einer Weile keine Gehälter mehr gezahlt, ich wurde verliehen, mit demselben Theater wieder. Dann habe ich zu meiner damals schwangeren Frau gesagt: Wir packen zusammen und fliegen nach Hause.

Von der Türkei aus ging es wieder nach Mittelfranken. 2016 hast du beim ATSV Erlangen angefangen. Wie kam es dazu?

Kulabas:
Ich wurde von der FIFA für ein Jahr gesperrt, weil ich trotz gültigem Vertrag aus der Türkei abgehauen bin. Ich war dann in Nürnberg bei meinen Schwiegereltern, ein Freund hat angerufen und mir vom ATSV Erlangen erzählt, der angreifen will. Für mich hat das gut gepasst, weil ich mit der Profilaufbahn abgeschlossen hatte, obwohl es noch ein Angebot aus der 3. Liga gab. Ich wollte ins Berufsleben einsteigen, habe mich mit Jörg Markert auf Anhieb gut verstanden und auch bei ihm gearbeitet.

2019 bist du zur Quelle nach Fürth gewechselt...

Kulabas:
Mir war der Aufwand nach dem Aufstieg in die Bayernliga mit der Fahrerei von Schwabach nach Erlangen einfach zu groß. Unser zweites Kind kam und da hat die Anfrage von meinem Freund Serdal Gündogan, der damals Trainer bei der Quelle war, perfekt gepasst.

Gerade zu Hause gab es für die SG Quelle Fürth und Ahmet Kulabas viel zu jubeln in dieser Saison.
fussballn.de / Oßwald

Bei der Quelle bist du mittlerweile mit ein paar Jahren Abstand der älteste Spieler im Kader, hast aber trotzdem wieder die meisten Tore in dieser Saison erzielt. Wie sieht deine Rolle im Team aus?

Kulabas:
Ich würde mich als Führungsspieler ohne Kapitänsbinde bezeichnen. Es macht Spaß, ich verstehe mich mit den Jungs super, die fragen auch immer wieder mal nach Rat. Ich versuche der Truppe, so gut es geht, zu helfen. Die Technik und das Auge funktionieren immer noch, freilich ist die Schnelligkeit nicht mehr so da, aber wir ergänzen uns im Team gut.

In der aktuellen Saison seid ihr zu Hause eine Macht, auswärts war es lange Zeit genau das Gegenteil. Wie lässt sich das begründen?

Kulabas:
Also ein Hexenkessel ist das ja bei uns zu Hause nicht, eher ein Friedhof! (lacht) Wir spielen aber eigentlich auch auswärts nicht so schlecht. Da lag ein bisschen ein Fluch über den Spielen. Immer wieder gab es individuelle Fehler und unglückliche, unnötige Niederlagen. Vielleicht lag es auch daran, dass auswärts doch mehr Zuschauer da sind und der Druck etwas größer ist.

Nach der Winterpause geht es ja gleich auswärts beim Tabellenführer in Stadeln weiter. Welche Ziele gibt es noch in dieser Saison?

Kulabas:
 Der Start in Stadeln ist spannend. Bei einem Derby beim Tabellenführer muss man niemanden zusätzlich motivieren, das ist klar. Das Hinspiel war ein 0:0, das habe ich aber verpasst, da war ich im Urlaub. Wir wollen nicht um die Goldene Ananas spielen, auch wenn es schon ein gewisser Abstand nach oben ist.

Wie geht es für dich in der kommenden Saison weiter?

Kulabas:
Ich habe für die neue Saison bei der Quelle zugesagt! Der Trainer und der Verein wollen mich weiter im Team haben. Das ist eine schöne Bestätigung für mich, dass die Leistung noch immer passt. Und ich fühle mich auch sehr wohl bei der Quelle!

Beim ATSV Erlangen gab Ahmet Kulabas seinen Erfahrungsschatz als Trainer an die Jugend weiter.
Uwe Kellner

Du warst beim ATSV schon Jugendtrainer und bei der SG Quelle zeitweise spielender Co-Trainer. Kannst du dir in Zukunft auch die Rolle als Spielertrainer vorstellen?

Kulabas:
Ja, das kann ich mir gut vorstellen! Ich bleibe jetzt noch ein Jahr Spieler, die Quelle hat auch schon signalisiert, dass sie mir anbieten würden, dass ich dann eine Aufgabe im Verein übernehme. Es kann aber auch sein, dass ich mich dann auch woanders als Spielertrainer versuchen werde. Das wird man sehen.

Mittelfranken ist mittlerweile deine Heimat geworden - und bleibt es auch in Zukunft?

Kulabas:
Ja, wir fühlen uns als Familie sehr wohl hier. Mein älterer Sohn geht in die 2. Klasse, der jüngere ist im Kindergarten. Ich bin zwar schon noch regelmäßig in meiner Stuttgarter Heimat, aber wir haben eigentlich nicht vor, dass wir hier wegziehen. Das war ja auch ein Grund, dass ich mich schon vor ein paar Jahren entschlossen habe, als Fußball-Profi aufzuhören. Ich will ein geregeltes Familienleben haben, war auch nie ein Wandervogel.

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Steckbrief A. Kulabas

Ahmet Kulabas
Spitzname
Kula
Alter
36
Geburtsort
Esslingen
Wohnort
Schwabach
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
177 cm
Hobbies
Fußball, Familie
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")
Erfolge
2 Tore im DFB-Pokal (gg. St. Pauli, Hamburger SV),
Regionalliga-Aufstieg mit 1. FC Nürnberg U23,
Bayernliga-Aufstieg mit ATSV Erlangen


Spielerstationen A. Kulabas

18/19
BAYL
 
16/17
LL
 
13/14
3. Liga
12/13
3. Liga
 
07/08
OBERL BAY
06/07
OBERL BAY
 
05/06
U19, BuLi
 
04/05
U19, BuLi
 

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Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
20
33:19
43
8
19
33:29
28
9
19
41:33
27
10
19
27:29
26
11
19
28:31
26
12
20
37:31
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