Fußball in weiter Ferne: Nur kontaktloses Gegurke und ungeduschter Abflug? - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 04.03.2021 um 10:00 Uhr
Fußball in weiter Ferne: Nur kontaktloses Gegurke und ungeduschter Abflug?
Mit banger Erwartung wurden gestern im Fußballkreis die Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz zur Fortsetzung des Sportgeschehens erwartet. Schließlich ist der Spielkreis Hof-Marktredwitz mit einer der höchsten Inzidenzen bundesweit belastet. Die strengen Vorgaben lassen es nun unwahrscheinlich erscheinen, dass die Kugel in den nächsten Wochen zwischen Hof und Tirschenreuth noch einmal rollt. 
Von Hans-Jürgen Wunder
Die Statistik des Robert-Koch-Instituts, die für die Anwendung der Corona-Maßnahmen maßgeblich ist, bietet für die Grenzregion mit seinen zahlreichen Fußballern derzeit ein trauriges Bild. Der Landkreis Wunsiedel führt mit einer Inzidenz von 316,6 diese Wertung in der Bundesrepublik an, gefolgt von der Stadt Hof mit 292,4. Der Landkreis Tirschenreuth liegt indessen mit 224,9 auf Rang 6 und auch, wenn der Landkreis Hof mit 169,8 verhältnismäßig gut wegkommt, ist wohl nach den jüngsten Beschlüssen der Ministerkonferenz in den nächsten Wochen und Monaten auch dort kaum an Fußball zu denken. Die neuen Corona-Maßnahmen sehen nämlich vor, dass die Inzidenz unter 100 gefallen sein muss, damit zehn Kinder kontaktfrei trainieren können. Bei Erwachsenen muss ein Wert dann schon unter 50 fallen, um überhaupt zaghafte Versuche mit dem runden Leder unternehmen zu können. Sollten diese Zahlen dann 14 Tage stabil sein, kann die nächste Stufe - beispielsweise mit Körperkontakt - in Angriff genommen werden. Damit sind die Eintrittsbarrieren so hoch, dass im Spielkreis Hof-Marktredwitz eine Saisonfortsetzung im Frühjahr illusorisch erscheint. anpfiff.info hat sich bei einer Blitzumfrage umgehört und die Stimmung in den Vereinen ausgelotet. 

Soll an der aktuellen Saison festgehalten werden, auch wenn die neuen Bestimmungen in absehbarer Zeit keinen Fußball in der Region zulassen?

Peter Kemnitzer (Kreisspielleiter)
Die gestrigen Entscheidungen der Politik sind für mich bei den aktuellen Inzidenzen verständlich. Gleichzeitig weiß ich aber natürlich, dass das für die Vereine und den Sport unerträglich ist. Über eine Fortsetzung mache ich mir derzeit noch keine Gedanken, weil es noch keine Ansatzpunkte dafür gibt. Aber es wäre natürlich verheerend, wenn es weitergehen würde, weil beispielsweise in München die Inzidenz bei 30 liegt, wir aber noch beim kontaktlosen Training sind. Ob es jedoch eine Sonderregelung für besonders von Corona betroffene Spielkreise geben kann, wage ich zu bezweifeln, weil daran ja viel dranhängt. Etwa die überregionalen Aufstiegsregelungen. Letztlich entscheidet das aber dann der Spielausschuss des Verbandes.   

Thomas Wind (VfB Helmbrechts)
Momentan gibt es weder eine Perspektive noch ein Ziel. Ich kann meinen Spielern deshalb nicht böse sein, wenn sie die geplanten Laufeinheiten nicht absolvieren. Einen Silberstreifen am Horizont sehe ich erst, wenn die Region weitgehend durchgeimpft wurde. Denn selbst bei Vereinen, deren Landkreis nicht so stark von der Pandemie betroffen ist, stellt sich die Frage, ob Spieler aus Hotspots eingesetzt werden dürfen. Meiner Ansicht nach sollte sich der Verband einen anderen Modus überlegen, etwa Play-Offs. 

Jürgen Schmidkonz (TSV Neualbenreuth)
Bei unseren aktuellen Inzidenzen im Grenzland kann ich mir nicht vorstellen, dass bei uns demnächst Fußball gespielt werden kann. Aber vielleicht gibt es ja noch Möglichkeiten, die derzeit noch nicht erkennbar sind. Ob fortgesetzt werden sollte, darüber bin ich mir derzeit völlig unschlüssig.


Martin Rank (SG Ahornberg/Leupoldsgrün)
Ganz ehrlich, ich hatte mit kaum was anderem als diese Entscheidungen gerechnet. Die Regierung führt ihren seit Monaten plan- und konzeptlosen Kurs weiter fort. Und der Breitensport stand ja schon immer ganz unten in der Nahrungskette... Was das für uns bedeutet: die Saison kann wohl endgültig abgebrochen werden, es bleibt die Hoffnung auf einen wenig eingeschränkten Neustart im Juli. Eine Kopplung an Testergebnisse und Inzidenzen ist im Amateurbereich für mich auf jeden Fall nicht praktikabel. Und auf irgendein kontaktloses Gegurke mit hinterher ungeduschtem Abflug hab ich erst Recht keine Lust.  

Udo Schnurrer (TSV Thiersheim)
Im Grunde bin ich froh, dass es jetzt wenigstens zumindest einen Plan gibt. Aber normales Mannschaftstraining ist in unserem Gebiet vor April unmöglich, wenn überhaupt. Dazu kommt das Problem der Chancengleichheit. Wenn etwa die SpVgg Bayern Hof oder Vorwärts Röslau gegen Mannschaften spielen muss, die wesentlich früher starten durften. Natürlich ist Abbruch ein heikles Thema, weil es viel Ungerechtigkeiten schafft. Momentan sehe ich aber fast keine andere Möglichkeit.

Georg Müller (TV Selb-Plößberg)
Man wird kontaktloses Training nicht verhindern können. Doch eine Inzidenz unter 50 ist immerhin besser als 35, wie ursprünglich geplant. Aber wie soll das gehen, denn wenn man es an die Werte in der Region koppelt - da wird es immer für die eine oder andere Mannschaft Vor- oder Nachteile geben. Soviel steht fest: Die Jungs wollen wieder gegen die Kugel treten, die Vorschriften wurden in jedem Verein erfüllt und trotzdem spielt immer die Gefahr der Ansteckung mit. (Regensburg) Ich würde deswegen noch warten und möchte nicht die Verantwortung übernehmen, wenn jemand verstirbt. Dennoch: Wenn die Jungs wollen, werde ich wohl auch müssen. Zudem stellt sich aber auch die Frage, was mit den tschechischen Spielern passiert. Das alles ist nicht so einfach für die Trainer und die Vereine.

Roland Lottes (SpVgg Fassmannsreuth)
Dass dieser Lockdown länger anhalten würde und vor allem auch im
Fußballbereich weitere Einschnitte fordert, war bereits Ende letzten
Jahres absehbar, als erstmalig „ Inzidenzwerte“ ins Spiel gebracht wurden. Andere Mannschaftssportarten haben dies bereits erkannt und die Saison beendet. Dies ist meiner Meinung nach auch die einzige richtige und vernünftige Lösung im Fußballsport. Denn es käme zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen und die vermehrten Wochentagspielen würden zur Schwächung der Mannschaften mit vielen Auswärtigen beitragen. Also mein Vorschlag: Saison beenden - Aufsteiger
evtl. die Wahl des Aufstieges selbst überlassen, ebenso den Absteigern.


Christoph Wirth (FC Frankenwald)
Mittlerweile bin ich fast der Meinung, dass wir die Saison einstampfen sollten, obwohl unsere beiden ersten Mannschaften eine gute Serie spielen. Aber die geforderten Zahlen werden wir so schnell nicht errreichen und die Runde läuft jetzt schon wieder gefühlte zwei Jahre. Vor Anfang/Mitte April ist an training nicht zu denken. Freilich wird die Auf- und Abstiegsregelung sehr schwierig. Eine Patentlösung wird es hier ohnehin nicht geben. 

Wie denken Sie darüber? Es kann gerne kommentiert werden.


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