Das Workout an der Außenlinie: Pici, die grazile Grätschen - Göttin - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.02.2021 um 12:00 Uhr
Das Workout an der Außenlinie: Pici, die grazile Grätschen - Göttin
MAGAZIN Patricia Schreml verteidigt offensiv für den SV Neusorg in der Landesliga. In welcher Disziplin sie den Titel einer Bayerischen Meisterin hamsterte, was sie mit der griechischen Jagdgöttin Artemis sowie Popsänger Justin Bieber gemeinsam hat und warum blutige Knie zwangsläufig zu einem „Panzer“ gehören, verrät die 20-jährige Powerfrau exklusiv im anpfiff.info-Porträt.
Von Bernd Riemke

Als Patricia Schreml in der F-Jugend des SC Eschenbach ihre ersten Gehversuche auf dem Fußballplatz unternahm, wurde sie kurzerhand zwischen die Pfosten gestellt, was ebenso schnell dazu führte, dass sich der kleine blonde Wirbelwind anderen sportlichen Aktivitäten widmete. Ob hoch zu Ross beim Voltigieren oder mit dem Tischtennisschläger in der Hand, die Oberpfälzer Frohnatur wusste ihre schier überquellende Energie stets zielstrebig einzusetzen. So setzte sie in der Leichtathletik nachhaltig Akzente und lief im Alter von neun Jahren bayernweit in 3:04 min die schnellste Zeit über 800m in ihrer Altersklasse.

„Ich wollte früher gern ein Junge sein

„Es war aber einfach lustig, Leute umzugrätschen
“, sprudelt es aus der lebensfrohen Dauerläuferin heraus, die ihren inneren Zwiespalt zwischen Tartanbahn und grünem Rasen in der D-Jugend dahingehend löste, fortan vor allem dem runden Leder nachzujagen. Das tat sie inmitten ambitionierter Jungs ziemlich erfolgreich. Mit ihrem modischen Justin-Bieber-Haarschnitt fiel sie als einziges Mädchen gar nicht sonderlich auf – allenfalls positiv durch ihren unbedingten Siegeswillen und den ausgeprägten Ehrgeiz. „Ich gebe selbst immer einhundert Prozent und verlange das auch von den anderen“, weiß Schreml selbst, dass diese hohen Anforderungen sie gerade in jüngeren Jahren auch auf dem Platz sehr emotional reagieren ließen, was der Konzentration auf das eigene Spiel nicht immer zuträglich war. Viel häufiger jedoch nutzte der „laufstarke Panzer“, der zunehmend als Sechser im defensiven Mittelfeld den Abräumer vor der eigenen Viererkette gab die positive Energie und spielte sich dank ihres übersichtlichen und vorausschauenden Auftretens ins Blickfeld des 1. FC Nürnberg. „Wenn ich die Chance nicht wahrnehme, würde er mich in jedem Training umgrätschen“, zitiert die 20-Jährige ihren damaligen Trainer Chris Gradl, der sie auf diese ebenso liebevolle wie nachdrückliche Weise „zwang“, den Sprung an den Valznerweiher zu wagen.

Mit der U17 schnappte sich Patricia Schreml (3.v.li.) den Titel in der Bayernliga.
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Meisterehren

Ein Schritt, den die toughe junge Frau nicht bereuen sollte. Das erste Jahr stellte sie nach einem Riss des Syndesmosebandes indes vor eine große Herausforderung. Als ob es nicht schon schlimm genug war, während der Rekonvaleszenz zum Nichtstun gezwungen zu sein, so fand sich Pici – wie sie seit ihrer Kindheit schon von ihren Eltern gerufen wird – anschließend zumeist auf der Ersatzbank wieder und verbrachte die meiste Zeit eines Spiels mit Warmlaufen. Das sollte sich im zweiten Jahr jedoch grundlegend ändern. Patricia Schreml kämpfte und grätschte sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Elf, die sich im weiteren Verlauf der Saison den Titel des Bayernligameisters der U17 holen sollte. „Ich hatte in jedem Spiel blutige Knie“, schmunzelt die Defensivkünstlerin über ihre eigene aufopferungsvolle Spielweise, mit der sie sich stets in den Dienst der Mannschaft stellt. „Schießen und passen kann ich mit rechts und links. Dribbeln mit keinem meiner Füße“, stellt die Kämpfernatur erfrischend ehrlich fest und erinnert sich dabei süffisant lächelnd an eines ihrer wenigen Tore, das sie sehenswert erzielte. Schließlich traf sie maßgenau ins Tordreieck – allerdings beim Versuch im eigenen Strafraum eine brenzlige Situation zu klären.

„Ich bin kein Techniktalent“

Eine weitere Spielzeit blieb die ausgeprägte Teamplayerin noch beim Club an der Noris, für dessen zweite Mannschaft in der Landesliga sie bevorzugt auf der Außenbahn verteidigte. „Da habe ich ausreichend Platz zu laufen“, stellt Schreml ihre Vorzüge hervor. Eine Hirnhautentzündung infolge eines Zeckenbisses drohte jedoch dem Karriereende gleichzukommen. Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen und starke Migräneanfälle wirkten sich körperlich enorm belastend auf ihren durchtrainierten Körper aus. Die anstehende Vorbereitung auf das Abitur tat ihr Übriges, so dass sich der Sonnenschein der Mannschaft für eine neue Herausforderung entschied und sich dem höchstklassigen Verein in der räumlichen Nähe zu ihrem Wohnort in Eschenbach anschloss. In der Landesliga beim SV Neusorg fügte sie sich auf Anhieb prächtig ein und war nach einem Assist im ersten Pflichtspiel und dem richtungsweisenden Tor zum 1:0 am zweiten Spieltag aus der Startelf nicht mehr wegzudenken. Ihr eigener Ehrgeiz wirkt ansteckend, wodurch die Powerfrau in der Lage ist, ihre Mitspielerinnen zu pushen und mitzureißen. Jenes Miteinander, das einem jeden Teamsport innewohnt, ist es auch, das Patricia Schreml besonders reizt. „Fußball vereint Laufen und Ballspiel. Und Körperkontakt im Zweikampf. Das ist einfach geil“, berichtet das jüngste von drei Geschwistern, wenngleich Zwillingsschwester Victoria nur fünf Minuten früher das Licht der Welt erblickte.

Alle Konzentration auf den Ball und immer 100% Einsatz - das ist Patricia Schreml; seit 2018/19 im Trikot des Landesligisten SV Neusorg.
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Der körnige Scheunendrescher

Die körperliche Fitness der im Nebenjob im Sicherheitsdienst tätigen BWL-Studentin kommt nicht von ungefähr. Im örtlichen Studio, wo sie unter anderem auch ihre B-Lizenz zur Fitnesstrainerin absolviert, trainiert sie neben Explosivität, Antrittsschnelligkeit und Sprintfähigkeiten auch individuell ihre Muskelgruppen und formt ihre athletische Figur durch ausgiebiges Kickboxen. „Ich schmeiße nicht einfach nur Hanteln“, verweist Schreml auf abwechslungsreiche und wohl dosierte Übungseinheiten, die ebenso Ausdauer und Koordination beinhalten. Zum Tragen kommt die daraus resultierende Konstitution schlussendlich auch während der 90 Minuten. „Ich bin einmal im Vollsprint übel angegangen worden. Bei dem Foulspiel an mich hat sich jedoch meine Gegenspielerin so schwer verletzt, dass sie bei ihrer Hochzeit eine Woche später sehr wahrscheinlich nicht tanzen konnte“, schildert Pici ein Tackling der etwas anderen Art, das nachhaltig belegt, wie stabil die 20-Jährige Strahlefrau ist. Eine gesunde Ernährung tut ihr Übriges und darauf achtet die leidenschaftliche Hobbyköchin, die sich am liebsten leckeres Curry mit Hähnchenfleisch und reichhaltigem Gemüse zubereitet, wie selbstverständlich ohnehin. „Ich bin allerdings einen Scheunendrescher und muss mich bei der Menge zügeln“, schmunzelt Schreml, die überdies eine ausgemachte Schwäche für körnigen Frischkäse, Schoko-Soufflé („Dafür würde ich töten“) und Back-Camembert – bevorzugt nach einer langen Partynacht in den frühen Morgenstunden – nicht leugnen kann.

Eine echte Teamplayerin

Wenn der kleine weibliche Tausendsassa nicht gerade in höchstem Tempo die Außenlinie rauf- und runter rennt oder als letzte Instanz in der Defensive den gegnerischen Angriff unterbindet, dann puzzelt sie gerne in stoischer Ruhe und kann beim Sortieren der knapp zweitausend Teile nach Farben stundenlang abschalten. Der tägliche Spaziergang mit Labrador-Mix Balios zählt ohnehin zu den Entspannungs-Highlights einer erfreulich reflektierten jungen Frau, die mit einem vereinnahmenden Lachen und einem grundsätzlich fröhlichen Naturell einer jeden Fußball-Mannschaft gut zu Gesicht steht. Beim SV Neusorg kann sie ihr Credo bestens in die Tat umsetzen: „Ich habe schon immer alles fürs Team gegeben. Das ist meine Philosophie“, so Pici Schreml abschließend, die abseits des Platzes beileibe kein „zweikämpfender Rambo“ ist, sondern genau zu wissen scheint, was sie erreichen will. Dass beim Streben nach Erfolg der Spaß und die Bodenständigkeit nicht auf der Strecke bleiben macht sie in der Tat genau zu dem, was sie gerne selber ist: eine starke Teamplayerin!

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Steckbrief P. Schreml

Patricia Schreml
Spitzname
Pici
Alter
23
Geburtsort
Neustadt an der Waldnaab
Wohnort
Eschenbach
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
168 cm
Beruf
BWL - Studentin
Hobbies
Krafttraining, Lesen, Puzzlen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Mittelfeld - Außenbahn


Entweder...oder mit P. Schreml

Workout oder Chillout
Workout. Chillen kann man, wenn man krank oder verletzt ist ? oder nach dem Workout. Ich trainiere viel. Wenn ich da einmal nichts tue, dann fehlt mir direkt etwas.
Bizeps oder Waschbrett
Ich selber mag es nicht unbedingt, den Bauch zu trainieren. Aber ein flacher, definierter Bauch ist definitiv schöner als ein Monsterbizeps. Bei Typen ganz klar Waschbrett, weil man den Bizeps danach immer noch trainieren kann. Der sollte dann aber auch größer sein als meiner (lacht).
Sneaker oder Highheel
Sneaker, weil sie einfach praktischer sind. Highheels trage ich nur zu besonderen Anlässen, denn auch Sneaker können gut aussehen.
Pommes oder Paprika
Bevor ich Pommes esse, esse ich lieber einen Burger. Ich achte schon auf meine Ernährung, bin da aber nicht so penibel. Es gab auch schon Tage, an denen ich zwei Tüten Crunchips Western Style gegessen habe ? aber immer nur ?eine handvoll? (lacht). Grundnahrungsmittel ist für mich Broccoli!
Instagram oder Facebook
Instagram. Facebook nutze ich nur wegen der Veranstaltungen. Wie oft ich online bin? Nur einmal täglich, aber dafür eben ständig (lacht). Nein, das stimmt natürlich nicht, aber es ist schon mehrmals am Tag.
Angriff oder Verteidigung
Vor einem Jahr wäre meine Antwort noch ganz klar Verteidigung gewesen. Inzwischen mache ich auch viel nach vorne mit auf der Außenbahn, um unsere zwei Stürmer zu unterstützen. Selbst vorne im Sturm würde ich allerdings nicht spielen wollen.

Das erste Mal...

Die erste App, die ich morgens öffne ist WhatsApp. Einfach um Nachrichten zu lesen oder Termine zu organisieren. Danach kommt sofort Snapchat, denn es ist immer wieder schön, durch Bilder an schöne Moment erinnert zu werden.

Mein erstes Auto war und ist ein Alfa Romeo Giulietta. Jeder dritte Jugendliche fährt einen BMW – das wollte ich nicht. Charakteristisch bei dem Auto ist, dass das Nummernschild nicht zentral, sondern seitlich angebracht ist. Das gefällt mir.

Mein erster Trainer war Chris Gradl, den fand ich schon toll (schmunzelt). Er war aber natürlich auch ein cooler Trainer und hat mich im Übrigen immer Prinzessin genannt.

Mein erstes Date hatte ich noch nicht. Ich bin auch noch nie nach einem Date gefragt worden. Es ist nicht leicht mit mir und den Jungs, weil ich in der Clique schon viel mit Jungs zusammen und da eher so der Kumpeltyp bin. Grundsätzlich bin ich da altmodisch. Bei einem Date müssen schon echte Gefühle mit dabei sein.

Auf ein Wort...

Beim After-Match-Styling bin ich sehr schnell. Ich föne nur kurz die Haare und trage dann am liebsten Jeans mit einem Pulli und/oder unseren Präsentationsklamotten. Danach gehe ich schließlich ohnehin nur noch nach Hause.

Das Special in meiner Sporttasche, das gar nichts mit Fußball zu tun hat, ist ein kleiner Geldbeutel aus meiner Zeit beim FCN. Da habe ich meine Zugfahrkarte aufbewahrt. Und mein Lippenbalsam. Das ist eine Melkfettcreme mit Ringelblumenextrakt. Zu guter Letzt eine Nagelfeile. Die wird oft gebraucht und dann kann ich meine immer kurz verleihen.

Wenn ich Werbung für eine Produkt machen dürfte, wären das Flauschisocken. Damit renne ich abends rum und schlafe auch in denen. Teilweise auch sehr gerne mit Antirutschnoppen – aber das ist kein Must Have.

Wenn ich einem Spielfilm mitspielen dürfte, wäre es das Remake von Game of Thrones, weil das voll die geile Serie ist und es mehrere Charaktere gibt, die ich gerne spielen würde. Arya Stark ist eine Kriegerin, die bad-ass-mäßig unterwegs ist. Denaeries Targaryen hat Drachen und eine eigene Armee.

Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich mein Hund, weil er das beste Leben kriegt, das er sich wünschen kann. Er bekommt Streicheleinheiten und darf tun und lassen, was er will (lacht).

Die griechische Mythologie

„Wir hatten früher einen ganzen CD-Stapel mit griechischen Göttersagen. Die habe ich gern gehört, was später im Latein-Unterricht in der Schule ziemlich cool war.

Mir gefällt Artemis gut. Sie ist die Göttin der Jagd und der Jungfräulichkeit, lebt im Wald, altert nicht, verwehrt sich Männern, kommt gut mit Tieren klar und ist einfach eine starke Frauenpersönlichkeit.

Poseidon ist auch cool. Er kann das Wasser bändigen. Obwohl ich als Schütze selbst ein Feuersternzeichen bin. Schützen sind freiheitsliebend und emotional. Es fällt ihnen schwer, Beziehungen einzugehen.

Hintergründe & Fakten

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