Webinar des BFV: „Momentan steht ein Abbruch nicht zur Debatte!“ - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 29.03.2020 um 06:00 Uhr
Webinar des BFV: „Momentan steht ein Abbruch nicht zur Debatte!“
Auch und gerade in Corona-Zeiten sucht der Bayerische Fußball Verband den Kontakt zu seinen Vereinen. Bei Webinaren informierten die Verantwortlichen am Samstag die Vertreter der Clubs über die aktuelle Lage. Dabei wurde vor allem eines klar, dass noch nicht abzusehen ist, wann und wie es mit dem Fußball als Freizeitsport weitergeht.
Von Marco Heumann
„Leider erkennt man einen Corona-Kranken nicht an der blauen Nase!“ Ein Satz von Thomas Unger, der vielleicht ein wenig witzig klingt, aber einen mehr als ernsten Hintergrund hatte. Mit diesen Worten macht der Bezirksvorsitzende am Samstag in den Webinaren klar, dass mit einer schnellen Fortsetzung des Spielbetriebs wohl kaum zu rechnen sei. Selbst, wenn Ausgangsbeschränkungen gelockert und Sportplätze von der Politik wieder freigegeben werden sollten, bleibt beim Fußball, der nun einmal ein Kontaktsport ist, ein nicht zu unterschätzendes Risiko.

Kein Spaß, sondern eine riesige Herausforderung

Es bleibt einfach ungewiss, ob es Mit- oder Gegenspieler gibt, die das Virus in sich tragen. So berichtete Thomas Unger von werdenden Vätern, die schon jetzt ihre Bedenken äußern, und, selbst, wenn der Ball wieder rollen sollte, auf Fußball verzichten wollen, um ihre Frauen und das ungeborene Kind zu schützen. Für den Bezirksvorsitzenden mehr als verständlich. „Das Ganze ist kein Spaß, sondern eine riesige Herausforderung für uns alle.“

BV Thomas Unger (li., hier bei einer Winterarbeitstagung) moderierte die Webinars für die beiden Bezirksligen sowie für die einzelnen Kreise. BSL Gerald Schwan wurde jeweils zugeschalten. 
anpfiff.info

Bis zur Normalität wird es lange dauern

Daran ließ auch Bezirksschiedsrichterobmann Dr. Michael Völk keinerlei Zweifel. Der oberste oberfränkische Referee ist in einem medizinischen Beruf zu Hause, musste die Schalte für den Kreis 1 sogar aufgrund eines Notdienstes verlassen und appellierte inständig an alle, die aktuell geltenden Regeln einzuhalten und Kontakte so weit als nur möglich zu minimieren. Zudem machte er klar, dass es, aus seiner Sicht, nach dem 20. April weder im Alltagsleben und schon gar nicht im Sport nahtlos wieder wie vor Corona sein wird. „Der Freizeitfußball wird sehr viel langsamer zur Normalität zurückkehren.“ Bis wann, das stehe aktuell noch in den Sternen.

Das Fehlen eines exakten Zeitraums spielt auch für das Vorgehen des Verbands eine entscheidende Rolle. „Wir haben den Spielbetrieb bis auf Weiteres ausgesetzt!“, machte Thomas Unger noch einmal klar. Im Hintergrund befasse man sich mit allen möglichen Szenarien von einem vorzeitigen Saisonaus über Play-Offs bis hin zu einer Fortsetzung in einer verlängerten Runde. „Wir müssen bereit sein, kreativ zu denken.“

Hier ein Screenshot vom Webinar für den Kreis 2. Am Samstag hielt BV Thomas Unger (oben links) dies gemeinsam mit Lukas Kachelmann (Geschäftsstellenleiter im Bezirk Oberfranken) für die beiden Bezirksligen und die Kreise 1 und 2 ab. Der Kreis 3 (Hof-Marktredwitz) folgt am Montagabend. 
anpfiff.info
Umstellung aufs Kalenderjahr offenbar kein Szenario

Eines jedoch würden die Verantwortlichen, wenn es irgendwie machbar ist, vermeiden. „Ein Abbruch ist die allerletzte Option“, führte der Bezirksvorsitzende aus und bekräftigte in der Fragerunde noch einmal. „Momentan steht ein Abbruch nicht zur Debatte.“ Übrigens genauso wenig wie eine Aussetzung der Saison bis in den Herbst und einer damit einhergehenden Umstellung aufs Kalenderjahr. Dagegen, so Thomas Unger, sprächen vor allem die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen im Freistaat.

„Wir wissen im Moment nicht, wann wieder Fußball gespielt werden kann“, sagte der Bezirksvorsitzende. Er verstehe, dass die Vereine eine gewisse Sicherheit wollten, „aber es ist nicht die Zeit, um zu spekulieren“. Stattdessen gelte es, die Vorgaben der Politik umzusetzen und sich an diesen zu orientieren. Und schließlich gelte es auch, rechtliche - vor allem haftungsrechtliche - Fragen zu klären! 

„Eine Musterlösung gibt es dabei sicher nicht!“ Und kann es, angesichts der Ungewissheit auch nicht geben. „Wir müssen in diesen Zeiten als Kümmerer der Vereine auftreten“, erklärte Thomas Unger. Deswegen suche man gezielt den Dialog und wolle – zum Beispiel in Webinaren – die Fragen und Anregungen der Vereine aufnehmen und mit ihnen gemeinsam nach Antworten suchen. „Wir wollen für unsere Entscheidungen eine breite Basis haben“, stellte der Bezirksvorsitzende die Bedeutung des Austauschs des Bayerischen Fußballverbandes mit den Vertretern seiner mehr als 4500 Klubs heraus. „Ruhig und besonnen“ wolle man entscheiden. Und zwar dann, wenn absehbar ist, ab wann der Ball überhaupt wieder rollen kann.

Aktuell seien Antworten auf Fragen nach einem letztmöglichen Enddatum der Runde oder englischen Wochen, die unter anderem in den Webinaren gestellt wurden, seriös nicht zu geben. Eine Aussage, die wohl auch für die aktuelle Stunde gilt, bei der der Verband erneut im Rahmen eines Webinars am Samstag, 4. April, gegen 14.30 Uhr (genauer Termin folgt noch) mit seinen Vereinen erneut in direkten Kontakt und Austausch treten will.

Wechselfristen und Finanzen

Neben dem Spielbetrieb wurden auch Wechselfristen – hier arbeitet der DFB an einer Änderung für den Wechsel nach sechs Monaten ohne Spiel – und natürlich die Finanzen erörtert. Wie schon Rainer Koch machte dabei auch Thomas Unger klar, dass der Verband den Vereinen nur schwer unter die Arme greifen kann. Kredite seien rechtlich schwierig und auch finanziell nicht darstellbar. „Wir haben mehr als 4500 Vereine. Mal angenommen, wir zahlen jedem 1000 Euro, dann wären das 4,5 Millionen Euro“, rechnete der Bezirksvorsitzende vor und ließ keinen Zweifel daran, dass dies für den Verband nicht machbar ist.

Ebenso sei es nicht möglich, bereits erstattete Gebühren zurückzuzahlen oder auf künftige Beiträge zu verzichten. Einzig Gelder aus den Schiedsrichterpools seien aktuell wieder an die Vereine gegangen, „weil sie dort sicher helfen“. Ansonsten geht es den Verantwortlichen in München natürlich darum, die Existenz ihrer Vereine zu sichern. Zum Beispiel mit dem Verweis auf Hilfsprogramme des BLSV.

Bis zu sieben Millionen könnten fehlen

Der BFV selbst dagegen muss sparen und er muss vor allem handlungsfähig bleiben. Corona führt – im schlechtesten Fall – zu einem Einnahmeverlust von gut sieben Millionen Euro. Gut ein Drittel des Gesamtetats. Unter anderem fehlen die anteiligen Einnahmen aus dem Kartenverkauf der Profiligen, aber auch Gelder aus der Sportschule Oberhaching, die dem BFV zur Hälfte gehört, oder aus BFV-Fußballschulen. Alle Kosten und Ausgaben kommen deswegen momentan auf den Prüfstand. Und natürlich sei auch Kurzarbeit für die Festangestellten ein Thema.

Dem Verband geht es damit nicht anders als vielen Firmen oder Vereinen aus dem professionellen und semi-professionellen Bereich. Corona hat Folgen! Welche, das ist noch immer nicht absehbar. Eines aber, das sollte klar sein. Deswegen stellte es Thomas Unger auch noch einmal ganz an den Anfang seiner Ausführungen. „Aktuell beschäftigen uns ganz andere Dinge als Fußball!“ Der ist nämlich derzeit nicht mehr die schönste Nebensache der Welt, sondern eben nur noch eine Nebensache. Und bei der ist - so der offizielle Sprachgebrauch für den Moment - der Spielbetrieb ausgesetzt. 

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Corona-Infos beim BFV

Der Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) hat auf seiner Homepage die Infos zur zur aktuellen Corona-Pandemie auf einer Seite gebündelt . Hier findet man Antworten auf die drängendsten Fragen, Beschlüsse, News und Hilfsangebote! Die Seite wird regelmäßig aktualisiert und ergänzt.

https://www.bfv.de/der-bfv/corona-pandemie/bfv-infos-corona-pandemie-fussball-bayern


Hinweise der BZgA

Aktuelle Informationen zum Coronavirus

Mit einfachen Maßnahmen können auch Sie helfen, sich selbst und andere vor Ansteckungen zu schützen,
Krankheitszeichen zu erkennen und Hilfe zu finden.
(Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)

SCHÜTZEN
Halten Sie beim Husten oder Niesen größtmöglichen Abstand – drehen Sie sich am besten weg. Niesen Sie
in die Armbeuge oder in ein Papiertaschentuch, das Sie danach entsorgen. Vermeiden Sie Berührungen,
wenn Sie andere Menschen begrüßen, und waschen Sie Ihre Hände regelmäßig und gründlich mindestens
20  Sekunden lang mit Wasser und Seife.

ERKENNEN
Erste Krankheitszeichen sind Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber. Einige  Betroffene leiden zudem an Durchfall. Bei einem schweren Verlauf können Atemprobleme oder eine Lungenentzündung eintreten. Nach einer Ansteckung können Krankheitssymptome bis zu 14 Tage später auftreten.

HANDELN
Haben Sie sich in einem Gebiet aufgehalten, in dem bereits Erkrankungsfälle mit dem neuartigen
Coronavirus aufgetreten sind? Sollten innerhalb von 14 Tagen die oben beschriebenen Krankheitszeichen
auftreten, vermeiden Sie unnötige Kontakte zu weiteren Personen und bleiben Sie nach Möglichkeit
zu  Hause. Kontaktieren Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt per Telefon oder wenden Sie sich an die
Nummer 116 117 und besprechen Sie das weitere Vorgehen, bevor Sie in die Praxis gehen. Hatten Sie
Kontakt zu einer Person mit einer solchen Erkrankung? Wenden Sie sich an Ihr zuständiges Gesundheitsamt.

Alle Informationen unter 116117 oder unter www.infektionsschutz.de

Meist gelesene Artikel


Neue Kommentare

18.04.2024 14:28 Uhr | Frank_Typ_
17.04.2024 21:11 Uhr | Oliver65
17.04.2024 10:51 Uhr | Männerhort
Nach verletzungsbedingtem Abbruch: A-Klassen-Partie im Frankenwald neu angesetzt
15.04.2024 23:15 Uhr | Torwart Horder
15.04.2024 20:01 Uhr | Halufo

Hintergründe & Fakten

Keine Daten vorhanden

Zum Thema

Keine Daten vorhanden


Diesen Artikel...