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Artikel veröffentlicht am 20.05.2018 um 09:00 Uhr

Rosenkavalier meets Bachelorette: Dank der Crowd in die Kreisliga

Im vergangenen Sommer gründete sich die Frauenmannschaft des USC Bayreuth via Crowdfunding. Im Frühjahr 2018 kann man getrost von einem durchschlagenden Erfolg sprechen, denn sportlich stehen die Studentinnen vor dem Aufstieg und auch die privaten Sponsoren dürften rundum zufrieden sein…

Von Bernd Riemke

„Kurz vor Ende des Projektes dachten wir, dass es knapp werden könnte“, blickt Kiara Kindler auf die Phase des Crowdfunding zurück. 3000€ wurden von den ebenso motivierten wie ambitionierten Damen anvisiert, um eine Saison mit Schiedsrichterkosten, Anfahrten zu Auswärtsspielen, Platzmiete oder Trainingsutensilien bestreiten zu können. Auf der Zielgerade trat genau das ein, was vielen dieser Projekte ähnlich ist. „Die meisten Spenden kommen während der Anfangseuphorie und kurz vor Schluss“, so Kindler – eine der treibenden Kräfte der USC-Damen – weiter, die letztlich mit Stolz auf insgesamt 112 Unterstützer blicken kann, die in der Summe einen Etat von 3235€ bereitstellten. Die meisten Spender kamen freilich aus dem direkten Umfeld der jungen Damen. Ob Familien, Freunde oder Kommilitonen, die den gleichen Hörsaal teilen, häufig begnügten sich die USC-Fans mit finanzieller Unterstützung. Einige nahmen dennoch die in Aussicht gestellten Sachgüter oder Dienstleistungen der Studentinnen in Anspruch, die für unterschiedlich hohe Spendenbeträge angeboten wurden. So sicherten sich zwei Paten mit der monetär größten Einzelspende von über 200€ ihren Namen auf den Aufwärmtrikots der Spielerinnen und im Juli steht das Mega-Event „Wir schmeißen deine Party“ an. Die USC-Damen grillen, stehen am Zapfhahn, am DJ-Pult oder hinter der Cocktailbar, um die Feier eines Spenders auf Hochtouren zu bringen.

Der harte Kern plus X

Auf Hochtouren läuft im Saisonfinale auch das Training der USC-Mädels, die sich berechtigte Hoffnungen auf einen der beiden Aufstiegsplätze in der Kreisklasse Ost machen. Grund genug für anpfiff.info die Fähigkeiten der kickenden Studentinnen einmal aus allernächster Nähe unter die Lupe zu nehmen und einen Reporter während einer gut 90-minütigen Einheit gehörig ins Schwitzen zu bringen. Dass noch wenige Spieltage vor Saisonende vor dem Trainingsbeginn eine kurze persönliche Vorstellungsrunde ansteht, mag Beleg dafür sein, dass der Kader der Bayreutherinnen einer gewissen Fluktuation unterworfen ist. Dabei gibt es zwar einen festen Stamm an Spielerinnen, doch der so genannte harte Kern ist in der Summe zu dünn besetzt. „Wir müssen weiterhin Überzeugungsarbeit leisten, dass der Fußball auch bei den anderen in der Priorität steigt“, so Kindler, die gemeinsam mit den Trainern Joshua Behr und David Cisar des Öfteren kurzfristig händeringend nach einsatzfähigen Spielerinnen sucht – und sich dabei mitunter auch bei der Lacrosse-Abteilung des USC bedient, um Aushilfsspielerinnen zu akquirieren. So kamen im Laufe der bisherigen Saison bereits 26 verschiedene Akteurinnen zum Einsatz doch seit Semesterbeginn steigert sich die Trainingsbeteiligung der Bayreuther „Weltauswahl“, in der sich Damen tummeln, die während der vorlesungsfreien Zeit zwischen Kiel und der Oberpfalz nahezu in der ganzen Republik verstreut sind, stetig.

Am wertvollsten im Zuge des Crowdfundings waren die Rücken der Kickerinnen. Der eigene Schriftzug auf dem Aufwärmtrikot ist die Belohnung.

anpfiff.info

Welcher ist der schwache Fuß?

Der Erfolg bleibt nicht aus. Fünf Spiele, fünf Siege, 45:1 Tore lautet die Bilanz der USC-Frauen im Kalenderjahr 2018, mit der sich die Newcomerinnen die Kronprinzenrolle hinter Spitzenreiter SpVgg Weißenstadt gesichert haben. Anfang Juni kommt es zum großen Showdown gegen den unbesiegten Ligaprimus und spätestens da gilt es nicht nur in Bestbesetzung aufzulaufen, sondern auch Paroli zu bieten, um den knappen Vorsprung auf Rang 3 zu wahren. „Der Aufstieg ist noch immer unser Ziel“, gibt sich Kindler kämpferisch und dafür schuften die jungen Damen emsig während der Trainingseinheiten. Das Training, bei dem anpfiff.info nicht nur Kibitz, sondern aktiver Teilnehmer sein durfte, übertraf die vorher gesteckten Erwartungen an eine neu gegründete Mannschaft, die in der untersten Liga Erfahrungen sammelt, um Längen. Ob im obligatorischen Eckla zum Warmwerden oder den folgenden Passübungen, die Coaches waren stets darauf bedacht, dass ihre Spielerinnen beidfüßig agieren. Die taten nicht nur wie ihnen geheißen, sondern überzeugten mit hoher Konzentration und Aufmerksamkeit während einer Einheit, in der Sprint- und Koordinationsübungen harmonisch ineinander flossen und bei der Übungsform „Ballbesitzspiel“ beinahe beiläufig die Konditionselemente nicht zu kurz kamen. Dies schien jedoch im Wesentlichen nur einen aus der Puste zu bringen – den anpfiff-Reporter. Die angehenden Sport- oder Gesundheitsökonomen und künftigen Juristinnen spulten zielstrebig und gewissenhaft spieltaktische Ballstafetten ab und wurden auch beim abschließenden Spiel auf zwei Tore nicht müde, ihre Positionen zu halten, das Hinterlaufen zu üben und sich geduldig zum Torabschluss zu kombinieren. Geduld, Ausdauer und Präzision - das sind die Tugenden, die nicht nur während einer Einheit deutlich zum Vorschein gekommen sind, sondern es sind auch die Tugenden, mit den die Studierenden der Universität Bayreuth gleich im ersten Jahr ihres Bestehens nach dem Aufstieg streben.