Wahnsinn des Tages: Ein Spiel dauert tatsächlich 90 Minuten - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 01.09.2017 um 22:00 Uhr
Wahnsinn des Tages: Ein Spiel dauert tatsächlich 90 Minuten
SPIELTAG AKTUELL Das, was die gut 300 Zuschauer am Freitag Abend in der Grünen Au zu Lettenreuth geboten bekamen, war Fußball mit Leidenschaft und Emotionen pur. 0:2 - 4:2 - 4:5 - so lauteten die Zwischen- beziehungsweise der Endstand bei einem Duell, das am Ende konsternierte Gastgeber und glückselige Domstädter zurückließ.
Von Bernd Riemke

Dreißig Minuten Einbahnstraßen Fußball, bei dem sich der Tabellenvorletzte im und am eigenen Strafraum einigelte und der Ligaprimus sich in der gegnerischen Hälfte festspielte. Dreißig Minuten, in denen der FC Eintracht Bamberg folgerichtig eine 2:0-Führung herausspielte, die zu diesem Zeitpunkt nicht nur völlig verdient war, sondern im engen Kessel der Grünen Au Spekulationen aufkommen ließ, wie hoch der Favorit aus der Domstadt dieses ungleiche Duell wohl für sich entscheiden würde.

Aus 0:2 mach 4:2

Fünf Minuten später waren all diese Diskussionen Schall und Rauch. Mariusz Jankowiak legte zweimal auf, Daniel Fischer erzielte seine Saisontore Nummer acht und neun und plötzlich war nicht nur der Spielverlauf auf den Kopf gestellt, sondern der Gast sichtlich angezählt. An der optischen Überlegenheit änderte sich freilich nichts, doch Chancen kreierte Bamberg vorläufig keine mehr. Im Gegenteil: Das Defensiv-Konzept der SpVgg Lettenreuth ging auf. Hinten massiert verteidigen, nach vorne schnell umschalten und dann entweder schnell zum Abschluss kommen oder ruhende Bälle herausholen. Denn gerade bei Standards kam die Kopfballstärke des Aufsteigers im gegnerischen Strafraum zum Tragen. Eine Hereingabe von Kapitän Fischer, der am Ende an allen vier Toren direkt beteiligt sein sollte, köpfte zunächst Namensvetter Dirk Fischer ein und als der Mann mit der Nummer 11 in der 78. Minute seinen persönlichen Dreierpack schnürte - zum dritten Mal nach Vorarbeit des wieselflinken Mariusz Jankowiak - schien der Spitzenreiter gestürzt. Lette ließ bei einem Konter in der 82. Minute jedoch eine hochkarätige Dreifach-Möglichkeit liegen - und wurde auf bitterste Weise bestraft.

Aus 2:4 mach 5:4

Hätte der FC Eintracht Bamberg diese Partie verloren, man hätte der jungen Truppe hinsichtlich des Willens und der Einsatzbereitschaft keinen Vorwurf machen können, denn der Gast berannte die massierte Deckung der Hausherren trotz eines Zwei-Tore-Rückstandes sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit unbeeindruckt weiter. Christos Makrigiannis erweckte die Lebensgeister endgültig als er bei einsetzender Dämmerung ins kurze Eck einschob (84.). Der Jubel über den Anschlusstreffer war noch nicht ganz verhallt, da traf Patrick Görtler aus ähnlicher Position sogar zum Ausgleich (86.). Der Irrsinn wollte jedoch kein Ende nehmen! Der Aufsteiger wankte, der Tabellenführer drückte unvermindert und brachte Kapitän Großmann in der 89. Minute im Strafraum in Schussposition. Seine linke Klebe traf flach ins rechte untere Eck und sorgte für grenzenlosen Jubel im Lager der mitgereisten Blau-Weiß-Violetten Anhängerschar. Als der Unparteiische wenige Augenblicke später die Partie beendete hätte die Gemütslage kaum unterschiedlicher sein können, wie auch die Protagonisten exklusiv gegenüber anpfiff.info aussagten.

Florian Eberth (Trainer SpVgg Lettenreuth): Was bleibt ist die Enttäuschung. Wir haben das in der ersten Halbzeit schon gut gemacht und Bamberg aus dem Spiel heraus kaum Möglichkeiten gestattet - trotzdem lagen wir zum wiederholten Mal 0:2 zurück. Wir haben uns dann überragend zurückgekämpft und bis zur 80. Minute wahrscheinlich das Beste geboten, was Lettenreuth seit langer Zeit zu sehen bekam. Danach sind wir im Kollektiv zusammengebrochen. Wir müssen das 5:2 machen, dann wäre der Deckel drauf gewesen. Letztlich kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen, denn wir haben dem Spitzenreiter einen Wahnsinns-Fight geliefert und alles reingehauen, was wir hatten. Wenn wir in den nächsten Spielen gegen die direkten Konkurrenten so auftreten, dann werden wir unsere Punkte holen.

Maximilian Großmann (Siegtorschütze FCE Bamberg): Es ist ein "blödes" Zitat, aber ein Spiel dauert eben wirklich 90 Minuten. Uns war klar, dass Lettenreuth noch einmal Probleme kriegen wird, wenn uns das 3:4 gelingt. Wir haben immer wieder versucht anzurennen, denn wir hatten nach unserem eigenen 2:0 in der ersten Halbzeit ja das Paradebeispiel vor Augen, wie schnell es gehen kann, eine Führung auszugleichen. Da haben einige wohl schon gedacht gehabt, die Partie wäre gelaufen. Am Ende sind wir natürlich überglücklich und es ist wichtig, solche Spiele zu gewinnen. Solche Spiele mit einem solchen Verlauf gibt es natürlich nicht oft, aber wir haben gesehen wie wichtig es ist, niemals aufzugeben!

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Spielstenogramm

SpVgg Lettenreuth: Surenthiran 2,6, Beier 3,3, Fischer 2,5 (82. Baumann), Treusch 3,0, Eberth F. 2,9, Gencali 3,5, Humpert 3,8 (67. Pfaff K. 2,4), Partsch 3,1, Jankowiak M. 1,9, Beloch 3,0 (87. Stottele), Fischer D. 1,3 / Lins
FC Eintracht Bamberg 2010: Dellermann 2,0, Hofmann F. 2,9 (52. Reischmann M. 1,6), Bugar 2,9 (58. Hegewald 2,6), Ott 2,9, Vetter 2,5 (67. Bube 2,6), Schmittschmitt 2,2, Nögel P. 2,7, Linz 2,9, Makrigiannis 2,8, Görtler P. 2,5, Großmann 2,1 / Dorsch A., Görtler T., Schmitt
Tore: 0:1 Vetter (18., Schmittschmitt), 0:2 Großmann, Foulelfmeter (32.), 1:2 Fischer D. (34., Jankowiak M.), 2:2 Fischer D. (37., Jankowiak M.), 3:2 Fischer (55., Fischer D.), 4:2 Fischer D. (78., Jankowiak M.), 4:3 Makrigiannis (84., Hegewald), 4:4 Görtler P. (86., Reischmann M.), 4:5 Großmann (89., Bube)
Gelbe Karten: Fischer - Foulspiel (32.), Jankowiak M. - Foulspiel (61.), Beloch - Foulspiel (81.) / Bugar - Foulspiel (54.), Großmann - Foulspiel (71.)
Zuschauer: 300 | Schiedsrichter: Ercan Gündüz (VfB Kulmbach)


Tabelle Bezirksliga Oberfranken

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
8
28:10
21
3
7
17:10
16
4
7
19:11
15
10
7
8:20
7
12
7
10:18
6
13
7
11:16
5
14
7
11:17
5
15
8
16:27
4
16
7
10:20
3
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