Die Neuen beim Kreissportgericht: Schaller: "Wünschen uns einen fairen Austausch" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.08.2022 um 12:00 Uhr
Die Neuen beim Kreissportgericht: Schaller: "Wünschen uns einen fairen Austausch"
Pünktlich zur neuen Saison gab es in vielen Vereinen neue Spieler oder auch neue Trainer. Was die meisten aktiven und auch ehrenamtlichen im Spielkreis allerdings nicht bemerkten - auch das Kreissportgericht im Spielkreis 3 stellte sich neu auf. anpfiff.info stellt den neuen Vorsitzenden und seine beiden Beisitzer vor. Zudem beantworteten die neuen Entscheidungsträger gleich ein paar Fragen.
Von Maik Schneider
Schon im vergangenen Herbst teilte Harald Hohenberger dem Bezirk mit, nach seiner 25-jährigen Tätigkeit als ehrenamtlicher Vorsitzender des Kreissportgerichtes nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Seine beiden Beisitzer, Rüdiger von der Grün und auch Rainer Saalfranken machten ebenfalls Platz für ein neues Gespann. Bezirksvorsitzender Thomas Unger musste nicht lange suchen und konnte auf dem Verbandstag letztendlich das neue Gespann ins Amt berufen. Dem Trio steht Harald Hohberger, gerade in der Anfangsphase noch beratend zur Seite. anpfiff.info möchte das neue Dreigestirn ins Sachen Sportgerichtbarkeit vorstellen.

Der Vorsitzende: "Mein Name ist Daniel Schaller, ich bin verheiratet und habe eine fast erwachsene Tochter. Beruflich bin ich seit fast 30 Jahren als Verwaltungsfachangestellter beim Landkreis Hof angestellt und bin dort als Bezügerechner in der Personal- bzw. Besoldungsstelle eingesetzt. Nach ziemlich erfolglosen Bemühungen in der Jugend, das Fußballspielen zu lernen habe ich 18 Jahren das Pfeifen angefangen. Ich habe vier Jahre in der Bezirksliga gepfiffen und war bei Kollegen einige Jahre in der Landesliga als Schiedsrichterassistent im Einsatz. In der Schiedsrichtergruppe Münchberg war ich vier Jahre als Lehrwart für die Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichtern zuständig, bis diese aufgelöst wurde. Bei meinem Fußballverein, der TuS Förbau sowie der Jugendfördergemeinschaft Schwarzenbacher Land übte ich jeweils acht Jahre das Amt des Schriftführers aus. Bis zur aktuellen Saison habe ich aktiv im Juniorenbereich sowie bei den Herren in der A-Klasse Spiele gepfiffen."
 
Der 1. Beisitzer: "Ich bin Peter Müller, der Älteste im neuen Trio und habe 1998 die Schiedsrichterprüfung in der damaligen Schiedsrichtervereinigung Münchberg abgelegt. Ich habe Spiele im Jugendbereich und im Herrenbereich in den Klassen des Kreises gepfiffen. Von 2002 bis 2006 war ich als Beisitzer in der alte Schiedsrichtergruppe tätig. Mit der Gründung der Schiedsrichtergruppe Hochfranken habe ich 2006 die Jugendeinteilung übernommen. Die Schiedsrichtereinteilung habe ich bis zum Ende der letzten Wahlperiode ausgeübt und seit 2010 war ich zusätzlich stellvertretender Gruppenobmann der Schiedsrichter." 
 
Der 2. Beisitzer:  "Mein Name ist Florian Heinritz, bin noch nicht verheiratet und 39 Jahre alt. Vom Beruf bin ich seit 13 Jahren Triebfahrzeugführer und arbeite bei der Münchner S-Bahn. Dennoch halte ich mich recht oft in Oberfranken bei meinen Eltern auf, weswegen ich bis zuletzt der Schiedsrichtervereinigung Hochfranken als Schiedsrichter treu geblieben bin und in keine Münchner Gruppe gewechselt bin. In den letzten Jahren war ich Schriftführer meiner Heimatschiedsrichtergruppe. Mein Heimatverein ist der FC Ahornberg, über den ich zum Fußball gekommen bin."
  
Nach etlichen Jahren tritt das altbekannte Team um Harald Hohberger ab, wie seid ihr zum Posten im Sportgericht gekommen?
 
Daniel Schaller: Mir hat im vergangenen Oktober unser Bezirksvorsitzender Thomas Unger mitgeteilt, dass die aktuelle Besetzung des Kreissportgerichtes nach dem Verbandstag nicht mehr zur Verfügung steht. Er hat mich gefragt, ob ich mir das Amt eines Sportrichters vorstellen könne. Ich habe ihn kurz darauf zugesagt und versucht, noch zwei Mitstreiter zu finden. Diese habe ich dann mit Peter Müller und Florian Heinritz auch gefunden.
 
Peter Müller: Daniel war noch auf der Suche nach einem Beisitzer und hat gemeint, dass ich genug Lebens- und Funktionärserfahrung für den Posten habe. Ich habe dann letztendlich auch gerne zugesagt.

Florian Heinritz: Daniel hatte mich gefragt, ob ich Interesse hätte und ich habe da ohne zu überlegen zugesagt.

Der erste Schritt zum Amt war die Berufung durch den Bayerischen Fußball Verband. War das Ganze nur ein pro forma Akt, oder mussten dafür noch etwaige Schwellen überwunden werden?
 
Daniel Schaller: Die Berufung hat Thomas Unger in die Wege geleitet. Diese wurde dann bei einer Sitzung des Verbandsausschusses vollzogen. Das wars eigentlich und es hat auch überhaupt nicht weh getan …

Bezirksvorsitzender Thomas Unger, ging auf den neuen Sportgerichts-Chef zu. Mit Erfolg.
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Harald Hohberger und sein Team waren Jahre lang mit dem Posten im Sportgericht vertraut. Wie lief die Übergabe des Amtes und werdet ihr in den kommenden Wochen noch betreut?
 
Daniel Schaller: Harald Hohenberger war über 25 Jahre als Sportrichter ehrenamtlich engagiert. Seine Kollegen waren auch schon einige Jahre Rüdiger von der Grün und Rainer Saalfrank. Ich durfte in der Rückrunde der letzten Saison schon an den Sportgerichtsverhandlungen teilnehmen und habe somit nach den vorhandenen Kenntnissen als aktiver Schiedsrichter einen tieferen Einblick in die umfangreiche Materie der Satzungen, Richtlinien und Verordnungen erhalten. Von Harald Hohenberger haben wir auch eine Grundschulung sowie einiges an Datenmaterial erhalten. Des Weiteren steht er uns aktuell noch mit Rat und Tat zur Seite und ist immer als Ansprechpartner greifbar, wofür wir natürlich sehr dankbar sind.
 
Ihr habt die ersten Fälle auf dem Tisch liegen und es müssen Entscheidungen fallen. Beschreibt doch einmal kurz, wie so eine Beurteilung und die darauffolgende Verurteilung bei euch abläuft!
 
Daniel Schaller: Die Beurteilung der Fälle läuft sicherlich nicht anders ab als mit unseren Vorgängern. Da wir weiter voneinander weg wohnen als das bisherige Team läuft hier mehr über den Onlinebereich als früher. Der BFV stellt uns für die Arbeit ein System zur Verfügung, in dem neben der Fallerfassung auch die Verarbeitung und der Fallabschluss möglich ist. Auch ist ein digitales Dokumentmanagmentsystem integriert, so dass jeder jederzeit Zugriff auch die aktuellen Dokumente hat.  
Natürlich haben wir uns und werden uns auch immer wieder zu klassischen Sitzungen treffen, was manchmal unumgänglich ist um einen komplexeren Sachverhalt effektiv besprechen zu können.

Ihr habt unter anderem Erfahrung als Schiedsrichter, wo auch ihr euch sicherlich über die ein oder andere Entscheidung nach einem Sportgerichtsurteil gewundert habt. Gibt es Situationen in denen ihr damals anders Entschieden hättet?
 
Daniel Schaller:  Mich haben die Urteile des Sportgerichtes ehrlich gesagt nie interessiert und ich habe auch keine gelesen. Meine Arbeit war als Schiedsrichter abgeschlossen, wenn ich die Meldung verschickt hatte.

Peter Müller: Als stellvertretender Schiedsrichterobmann habe ich mich schon für das ein oder andere Urteil, vor allem der Schiedsrichter betreffend, angeschaut. Gewundert habe ich mich aber eigentlich nie. 
 
Florian Heinritz: Sportgerichtsurteile habe ich in der Vergangenheit kaum wahrgenommen. Als Schiedsrichter hatte man eine Meldung abgeschickt und das wars. Selbst Nachfragen vom Sportgericht hatte ich nie bekommen

Auch Harald Hohenberger (li.) hier im Austausch mit Thomas Unger (mi.) und Gerald Schwan (re.) wird das neue Sportgericht beratend Unterstützen.
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Mittlerweile gibt es ja auf den Plätzen viele mediale Vertretung. Nutzt ihr zum Beispiel unseren Video-Ticker um Szenen zu analysieren und ein Urteil zu finden?
 
Daniel Schaller: Grundsätzlich hat der Schiedsrichter die Aufgabe, Szenen auf dem Fußballplatz zu bewerten und entsprechend zu ahnden. Ihm obliegt dann die Aufgabe besondere Vorkommnisse auf den Spielfeldern zu Papier zu bringen und dies so objektiv wie möglich zu beschreiben. Die betroffenen Vereine haben dann die Möglichkeit ebenfalls den Sachverhalt aus ihrer Sicht dem Sportgericht zu erläutern. Natürlich können wir im Einzelfall verfügbare Beweismittel heranziehen, wenn es erforderlich und das verfügbare Material zielführend ist. Wir sehen ja im Fernsehen, dass bei 20 Kameraeinstellungen so manche Situation nicht klar ersichtlich und aufzuklären ist. Eine einzige Kamera auf einem Amateurplatz wird das sicherlich auch nicht in jedem Fall können.
 
Sicherlich wird es auch einmal Wiedersprüche gegen von euch gefällte Urteile geben, verfolgt ihr diese Dinge dann weiter?

Daniel Schaller: Bisher hat uns noch kein Widerspruch ereilt, was aber natürlich noch passieren wird. Wenn die übergeordneten Instanzen uns Fälle zurückgeben, müssen wir uns selbstverständlich wieder damit befassen. Wir werden auf jeden Fall keine Urteile fällen, die nach dem Motto „nur keinen Widerspruch riskieren“ zustande kommen.
 
 
Einige Meldungen landen bei euch, durch Unerfahrenheit – oder auch fehlende Kenntnisse. Denn Unwissenheit schützt ja bekanntlich vor Strafe nicht. Habt ihr in solchen Fällen Handlungsspielraum, im Sinne der Vereine?
 
Daniel Schaller: Uns gibt die Rechts- und Verfahrensordnung immer einen gewissen Handlungsspielraum mit auf dem Weg. Diesen werden wir nach Abwägung von Anzeigen, Meldungen und Stellungnahmen der Spielleiter, Schiedsrichter und Vereine selbstverständlich ausnutzen. Wir sind ja nicht dazu da den Vereinen mit aller Gewalt zu schaden. Wir – genauso wie die Vereine – wollen immer eine Lösung, die im Sinne eines fairen Fußballs für alle steht.

  
Zu guter Letzt, wollt ihr den Vereinen noch etwas mit auf den Weg geben?
 
Daniel Schaller: Uns steht es fern den Vereinen irgendwas mit auf den Weg geben. Die Ehrenamtlichen machen dort eine hervorragende Arbeit und brauchen sicherlich keine Ratschläge vom Sportgericht. Wir wünschen uns nur einen offenen und ehrlichen Umgang miteinander. 

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