Neumeister zum Re-Start: "Ich bin stinksauer auf den Verband" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 19.09.2020 um 12:15 Uhr
Neumeister zum Re-Start: "Ich bin stinksauer auf den Verband"
Einige Vereine haben bereits die Möglichkeit genutzt, um bei Bedenken mit der Umsetzung des Hygienekonzepts eine Verlegung zu erwirken. Nachdem der Verband dies den Vereinen am Dienstag gewährt hat, haben die Spielleiter keine andere Möglichkeit, als die Spiele herunter zu nehmen. Wir sprachen mit Manfred Neumeister vor dem Spieltag, der wohl zerrissen sein wird - und Termine für eine Neuansetzung sind rar gesät.
Von Markus Schütz
Wie berichtet, hat KSL Neumeister mit dem Kulmbacher Landrat und dessen Justiziar am freitäglichen Vormittag "gemeinsam nach Lösungswegen für einen möglichen Re-Start gesucht und diese erarbeitet. Denn die Zuständigkeit für die Umsetzung des Hygienekonzepts zur aktualisierten Bayerischen Infektionsmaßnahmenschutzverordnung liegt nun einmal bei den Kreisverwaltungsbehörden." So konnte zumindest die Möglichkeit gewährt werden, auch in diesem der zahlreichen Landkreise, die der Kreis 1 umfasst, am Wochenende in den Spielbetrieb zu starten. 

"Wir versuchen, das Ohr an den Vereinen zu haben, ihre Ängste zu kennen, die Bedenken zu respektieren und die Vereine vor Ort mitzunehmen.", formuliert er den Anspruch der Kreisspielleitung. Diese weiß: "Wenn ein Verein es nicht schafft und die Hygienemaßnahmen nicht bis zum Wochenende umsetzen kann, dann darf er laut BFV-Präsidium die Spiele ohne Sanktionen verlegen. Das gilt aus meiner Sicht aber nur für den austragenden Heimverein, jedoch nicht für die Gastmannschaft. Denn auch hier gibt es bereits Mannschaften, die als Gast (!) verlegen wollen..." Zudem könne derzeit nicht "unmittelbar und auf einen klar benannten neuen Termin verlegt" werden, "da einfach keine Kapazitäten, besser gesagt Termine vorhanden sind." Somit setzt die Spielleitung momentan die Partien ab, "in der Winterpause werden wir alles checken und uns neu ausrichten müssen.", erklärt Neumeister das Vorgehen.

Seit diesem Samstag darf der Ball grundsätzlich wieder auch im Wettkampfbetrieb und mit Zuschauern rollen. 
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Kritik an der Informationspolitik   

Am Vorgehen der Verbandsspitze dagegen hat er einiges auszusetzen: "Stinksauer bin ich auf das Präsidium, das an uns Spielleitern vorbei direkt und unmittelbar in unseren Spielbetrieb bis in die unterste Klasse eingreift. Dadurch, dass jeder Heimverein selbst bestimmen kann, ob einzelne Spiele neu anzusetzen sind, haben wir den Spielplan nicht mehr in der Hand. Unsere Autorität zu den Vereinen und das Vertrauen der Vereine in uns wurde dadurch erheblich gestört. Zumal die Vereine am Dienstag bereits über dieses Vorgehen und ihre Möglichkeiten informiert wurden, wir BFV-Ehrenamtlichen erst zwei Tage später. Was ist das für eine interne Informationspolitik?", beschwert er sich. Zumal die Spielleiter vor Ort am Nähsten dran seien und wüssten, was gehe oder eben nicht. "Die Kommunikation zu den Vereinen ist das beste Steuerungsmittel für Lösungsmöglichkeiten."

Obwohl er als Spielleiter "nach dem Vorstoß der Verbandsspitze keine andere Wahl" habe, als die Spiele zu verlegen bzw. herunterzunehmen, "bin ich nun auch noch der Buhmann in den Augen mancher Vereine, vor allem der Gastvereine dieses Wochenendes, die gerne spielen würden... Auch deswegen bin ich stinksauer, weil nun die Vereine auf mich zukommen: 'Warum verlegst du einfach die Spiele ohne Absprache mit uns, obwohl wir stets das Miteinander zwischen Spielleiter, Heim- und Gastverein gepflegt haben?!'"

Bedenken werden respektiert

Neumeister stellt dennoch klar: "Nochmal: Wenn ein Heimverein zwecks Hygieneregeln wirklich Bedenken hat, so ist das zu respektieren. Und dann habe ich keine andere Chance, als die Spiele runterzunehmen! Aber zum einen brennen viele Gastvereine auf einen Einsatz, wollen einen geregelten - und nun auch möglichen - Spielbetrieb und hätten in einigen Fällen für einen Spielorttausch zur Verfügung gestanden." Entgegen der Gepflogenheit einer vorherigen Kommunikation mit den Vereinen und einer gemeinsamen Suche nach Lösungen, "geben nun aber die Heimvereine dem Spielleiter die Anweisung, das Spiel herunterzunehmen!" So werde man als Kreisfunktionär ausgehebelt und als "unmittelbarer Ansprechpartner in Nöte gebracht. Für mich ist es ein Imageverlust in meiner Position als Spielleiter, gerade im Zusammenhang mit der guten Zusammenarbeit mit meinen Vereinen. Jedenfalls wurde hier das Maß der Einflussnahme durch den Verband im Verhältnis zu den Spielleitern aus meiner Sicht überschritten."

Hoffen auf zahlreiche Spiele an diesem Wochenende

Zudem sei er in schwierigen Situationen wie dieser auch mit den zuständigen Kreisverwaltungsbehörden im engen Kontakt. "Mehrmals habe ich auch darauf hingewiesen, dass die Zuständigkeit bei den Behörden liegt und die Bayerische Infektionsmaßnahmenschutzverordnung dort umgesetzt wird. Vor Ort kann man mit Überblick und in einer Regionalität die richtigen Entscheidung treffen. Siehe Kulmbach. Wir bauen auf die Sensibilität und Vernunft der Vereine. Mein Dank gilt jedenfalls meinen beiden Spielleitern, wir haben in den letzten Tagen fast unermüdlich den Spielbetrieb und mehr als 1.600 Spielneuansetzungen vornehmen müssen." Mittlerweile kämen mehr als 200 Verlegungen, einige Absagen - "und wahrscheinlich doppelt so viel Gespräche mit den Vereinen dazu. Auch oder gerade für Ehrenamtliche gilt: Ein Tag hat leider nur 24 Stunden...!", sehnt natürlich auch er einen geregelten Spielbetrieb wieder herbei. 

Wie geregelt der schon an diesem Wochenende stattfinden wird, da ist auch Manfred Neumeister gespannt. "Es bleibt einfach zu hoffen, dass nicht noch mehr Vereine aus Angst davor, im Hinblick auf das Hygienekonzept etwas falsch zu machen oder nicht alle Vorgaben umsetzen zu können, einen Verlegungswunsch äußern." Erfahrungsgemäß werden wohl direkt an den Spieltagen weitere dazukommen. Damit, dass mancher Verein den "Freifahrtschein" nutzt, um in einer personell schwierigen Situation nicht antreten zu brauchen, müsse man nun ebenfalls leben. Unterstellen wolle er aber keinem etwas. "Allen Vereinen und Fußballern, die ab heute wieder im Wettkampfbetrieb gegen den Ball treten, wünsche ich faire, spannende und verletzungsfreie Spiele!" 

Manfred Neumeister steht für Nachfragen zum Hygienekonzept weiterhin zur Verfügung und weist noch einmal auf die wichtigsten Hygieneregeln hin, bei deren Beachtung ein sicherer Spieltag grundsätzlich gewährleistet sei:

1. Abstand von 1,5 m einhalten
2. Maskenpflicht beachten                                   
3. Dokumentationspflicht                                                             
4. Desinfektion
5. Beachten und Einhaltung der Corona-Regelungen 

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