Bürgermeister? Ja, ich: Will: Ein Mannschaftsspieler wird Gemeindeoberhaupt - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 12.04.2020 um 08:15 Uhr
Bürgermeister? Ja, ich: Will: Ein Mannschaftsspieler wird Gemeindeoberhaupt
MAGAZIN Volker Will war bereits Spielertrainer bei seinem Heimatverein Stadelhofen, in Teuchatz und in Königsfeld und spielte für den SV Würgau in der Bezirksoberliga. Aber seine größte Herausforderung tritt er nun an: Er setzte sich in der Stichwahl zum Bürgermeister der Gemeinde Stadelhofen durch. Wir nahmen den 44-Jährigen, der in dieser Saison schon zehn Mal für Teuchatz 2 auflief, etwas näher und die Lupe. 
Von Markus Schütz
Zwei der Orte, an denen sich Volker Will mit am liebsten aufhält, das dürften zum einen der Fußballplatz und zum anderen der Ausschank sein. Denn der künftige Stadelhofener Bürgermeister, der es am 15.03. in die Stichwahl schaffte, in der er sich zwei Wochen später mit 58,01 Prozent gegen seinen Mitbewerber durchsetzte, ist im Nebenerwerb Gastwirt in seinem Heimatort Wölkendorf. Einem von zehn Stadelhofener Ortsteilen, der ca. 100 zu den insgesamt 1250 Einwohnern, die sich auf das 41 Quadratkilometer große Gemeindegebiet verteilen, beiträgt. Einer davon, der 44-jährige Volker Will, wird nun also Bürgermeister der Jura-Gemeinde. 

Stadelhofens neuer Bürgermeister Volker Will.
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"Nicht nur kritisieren, sondern selber anpacken"

Der Vater einer vierjährigen Tochter ist seit fast sechs Jahren im Gemeinderat. Und wurde in der Vergangenheit immer wieder darauf angesprochen, ob er sich nicht eine Kandidatur vorstellen könne, nachdem Vorgänger Ludwig Göhl nach 18 Jahren nicht mehr antrat. "Das aktive Gestalten unserer Gemeinde Stadelhofen
für die Zukunft.", nennt er auf Nachfrage den Hauptgrund, dass er sich schlussendlich - und schließlich mit Erfolg - zur Wahl stellte. "Ich wollte nicht einer von vielen sein, die immer nur kritisieren und alles besser wissen, sondern ich möchte anpacken und die Dinge vor Ort mit der bestmöglichen Lösung umsetzen." 

Ein Anspruch, der auch auf den Fußballer Volker Will zutrifft. Ungern charakterisiert er sich zwar selbst, dann aber doch völlig zutreffend als "absoluten Mannschaftsspieler." Denn er weiß - und hier gibt es durchaus Parallelen zum Fußball - "nur mit einem funktionierenden Team und der dazugehörigen Einstellung, kannst du die wichtigen Spiele gewinnen!" Auf dem Fußballplatz brachte sich Volker Will nicht nur als Spielertrainer bei seinem Heimatverein, der DJK SG Stadelhofen, sondern auch bei der DJK Königsfeld und der DJK Teuchatz, für die er noch immer aktiv ist, ein. Als lauf- und zweikampfstarker Mittelfeldspieler, überzeugte er nicht nur durch seinen Einsatz und seine Zuverlässigkeit, sondern eben auch durch seine Mannschaftsdienlichkeit und Loyalität. Kurz gesagt einer, wie ihn sich jeder Trainer wünscht und mit dem man als Mitspieler gerne gemeinsam auf dem Feld stand! Und vor allem einer, der sich nicht nur den Respekt in den eigenen Reihen, sondern auch beim Gegner verdiente. Passend zum Motto: "Nicht nur reden, sondern anpacken!"

Viel mehr Parallelen sieht der zurückhaltende, aber zielstrebige Will im Vergleich Fußball/Lokalpolitik erst einmal nicht. So sei auch die Situation eines Erfolges bei einer Stichwahl nur schwer mit der in einem Fußballspiel zu vergleichen: "Bei einer Stichwahl kannst du am Tag selbst nichts mehr ändern, der Wählerwille ist das wahre Ergebnis. Anders bei einem wichtigen Spiel, da kannst du bis kurz vor dem Anpfiff beziehungsweise während der Partie tätig werden und eingreifen, um dein Ergebnis zu erzielen. Nach dem gewonnenen Spiel bist du erstmal erleichtert und freust dich über eine Meisterschaft, den Nichtabstieg oder das Erreichen der Relegation. Nach der gewonnenen Stichwahl wird dir erst einmal richtig bewusst, dass du jetzt die große Verantwortung für DEINE Gemeinde hast!" Eines ist natürlich dennoch sehr ähnlich: "Wenn der Erfolg feststeht, freust du dich riesig!" 

Volker Will (li.) nimmt in dieser Szene von 2016 im Trikot der DJK Teuchatz die Verfolgung des Heiligenstadters Florian Lippold auf. 
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"Absolut überragende Zeit beim SV Würgau"

Früh nahm der Fußball eine hohe Bedeutung im Leben von Volker Will ein. Geblieben sind bis heute nicht nur viele enge und umkämpfte Matches. Siege, die es zu feiern und Niederlagen, die es wegzustecken galt. Sondern eben auch die Kameradschaft, der Gemeinschaftssinn, die eine Mannschaft und die einen Verein ausmachen und zu denen Volker Will stets seinen Beitrag leistete. "Ich durfte durch den Fußball sehr viele gute Freunde fürs Leben gewinnen, ich durfte Trainergrößen erleben und Vereinsbossen die Hand schütteln." Aber nicht nur diese Begegnungen blieben hängen: "Ich lernte auch, nach und nach selbst den 'Schwarzen Mann' zu verstehen. Insbesondere in Person von Günther Reitzner, mit dem ich oft das Vergnügen auf dem Platz hatte.", blickt er zurück. Highlights gab es in all den Jahren viele, wie die Relegationsspiele mit der DJK Teuchatz oder der DJK Königsfeld - jeweils um die Kreisliga und vor bis zu 1200 Zuschauern. Aber auch der frühzeitige Klassenerhalt mit seinem Heimatverein Stadelhofen ist ein in Erinnerung gebliebenes Ereignis im Fußballerleben des ursprünglichen Rechtsfußes, der sich mit Willen und Eifer die Beidfüßigkeit antrainierte und der sich als Mittelfeldakteur am liebsten im Zentrum des Spielfeldes aufhält. Im Zentrum seiner Erinnerungen steht aber vor allem die Zeit am Fuße des Würgauer Berges, wo er einst von der Bezirks- in die Bezirksoberliga aufstieg: "Beim in ganz Oberfranken bekannten SV Würgau ;-)! Das war ganz ohne Zweifel meine schönste Zeit bisher! Einzigartig und absolut überragend. Es würde alle Rahmen sprengen, jedes Erlebnis mit dem SVW zu erzählen. Aber ich bin froh und dankbar über jedes einzelne, das ich miterleben und mit genießen durfte!", kommt er noch heute ins Schwärmen.

Seine schönste Zeit als Fußballer erlebte Volker Will beim SV Würgau, hier die Aufstiegsmannschaft in die Bezirksoberliga 1995 unter Trainer Klaus Gunreben (Mitte, ganz rechts). Volker Will noch mit wallendem Haupthaar in der oberen Reihe als Zweiter von rechts. 
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Dem "Berch" treu geblieben

Zeit seines Lebens blieb Volker Will nicht nur als Fußballer, sondern auch privat "dem Berch" treu. Und als Nebenerwerbs-Gastwirt auch der Familientradition. Wie anderswo, herrscht derzeit auch im Gasthof "Zum Goldenen Schwan", wo am Ausschank Volker Will stand, Stillstand... "Wie bei allen von uns, ist es auch bei mir privat und im beruflichen Leben eine ganz neue, ungewohnte Situation. Gerade über die Ausgangssperren mache ich mir persönlich große Gedanken, so etwas kannte ich bisher nur aus Filmen. Ganz zu schweigen von meiner kleinen Gastwirtschaft", erklärt Volker Will, "meine Stammgäste, die vielen Bekannten, aber auch jeder Besucher oder Freund, der nur kurz auf einen Kaffee oder auf ein Bierchen vorbei gekommen ist, fehlen mir schon sehr!" 

Aber auch eine Amtsübernahme ist in einer solchen Situation alles andere als einfach: "Leider ist vieles der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, man wird sehen müssen, was die nächsten Wochen und Monaten bringen bzw. wie man sich verhalten soll. Das wird im Vordergrund stehen. Und natürlich wäre mir ein ganz normaler Übergang von Bürgermeister zu Bürgermeister lieber gewesen.", so der 44-jährige Lagerleiter. In sein Amt nimmt Volker Will jedenfalls seinen gesammelten Erfahrungsschatz, auch den als Spielertrainer, mit: "Egal, welche Erfahrungen und wo auch immer man sie macht, jede für sich bringt einen weiter, wenn man sie richtig einordnen kann. Das Bürgermeisteramt wird eine ganz neue, große Aufgabe für mich." Und auf der liegt jetzt ganz klar sein Fokus, auch, wenn "ich sicherlich noch das ein oder andere Spiel mit meinen Jungs bestreiten möchte."

Wenn es dann doch noch weitere Parallelen zwischen dem Fußball und der Lokalpolitik gibt, dann auf jeden Fall diese: Mit Volker Will steht auf dem Feld der Gemeinde an vorderster Front einer, der vom Anstoß an so lange sein Bestes geben wird, bis der Schiedsrichter - oder der Wähler - wieder abpfeift!

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Steckbrief Volker Will

Volker Will
Alter
48
Geburtsort
Scheßlitz
Wohnort
Wölkendorf
Familie
ledig, 1 Kind
Nation
Deutschland
Größe
170 cm
Gewicht
65 kg
Beruf
Lagerleiter
Hobbies
Fußball, Gastwirt
Starker Fuß
Beidfüßig
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld ("6er")
Erfolge
- Aufstieg als Spieler mit dem SV Würgau in die damalige BOL
- Relegationsspiel mit der DJK Teuchatz um Aufstieg in die Kreisliga
- Relegationsspiel mit der DJK Königsfeld vor(1200 Zuschauern) um Klassenerhalt in der Kreisliga
- Frühzeitiger AK-Klassenerhalt mit meinem Heimatverein DJK SG Stadelhofen
STATIONEN SCHÜLER/JUGEND:
- DJK SG Stadelhofen

STATIONEN SENIOREN:
- DJK SG Stadelhofen
- SV Würgau
- SC Weismain
- DJK Teuchatz
- DJK Königsfeld


Saisonbilanz V. Will

 
23/24
2
0
0
2
R
0
0
23/24
5
0
0
0
R
0
0
22/23
10
1
0
0
R
0
0
22/23
2
0
0
2
R
0
0
21/22
12
1
0
1
R
0
0
19/21
14
2
0
0
R
0
0
18/19
2
0
0
1
R
0
0
18/19
7
1
0
0
R
0
0
17/18
1
0
0
0
R
0
0
16/17
14
2
2
3
R
0
0
15/16
24
1
1
4
R
0
0
15/16
1
0
0
0
R
0
0
14/15
27
3
1
0
R
1
0
13/14
24
1
1
0
R
1
0
12/13
26
7
2
0
R
1
0
11/12
29
4
7
0
R
2
0
10/11
28
1
0
0
R
0
1
09/10
25
6
0
1
1
0
0
08/09
29
5
0
0
3
0
1
07/08
26
4
0
1
3
0
0
06/07
29
7
0
2
6
1
0
00/01
29
5
0
3
9
0
1
99/00
1
0
0
0
0
0
0
99/00
28
9
0
2
10
3
0
98/99
32
3
0
1
14
0
0
97/98
30
3
0
0
8
1
0
95/96
2
1
0
1
0
0
0
Gesamt
459
67
14
24
54
10
3

Bilanz 2019/20 V. Will

ST
Gegner
Erg.
Min
11
K
Nt.
1
R
 
0
0
0
 
-
13
R
 
0
0
0
 
-
15
R
 
0
0
0
 
-
17
R
 
0
0
0
 
-
18
R
 
0
0
0
 
-
Gesamt
-
 
2
0
0
 
-

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