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Artikel veröffentlicht am 26.04.2019 um 08:00 Uhr

Fußballerinnen halten zusammen: Mistendorf und Dörfleins setzen ein klares Zeichen

Schmähkommentare, Beleidigungen, spottende User. Was dem DJK SC Mistendorf vor Kurzem auf Facebook widerfahren ist, hat mit sportlicher Fairness nur wenig zu tun und ärgerte nicht nur die DJKlerinnen selbst, sondern auch den Ligakonkurrenten vom SV Dörfleins. Wie gut, dass diese beiden zufällig am Mittwoch zum Nachholspiel aufeinandertrafen, sodass man im Rahmen dessen direkt ein Statement setzen konnte.

Von Sebastian Pflaum

Mit nach wie vor null Punkten und 0:181 Toren steht der Liganeuling aus Mistendorf immer noch am Tabellenende der Kreisklasse. Auf das - zugegeben etwas ungewöhnliche - Tabellenbild wurde kürzlich eine mittelgroße Facebookseite aufmerksam, die sich kurzerhand einen schlechten Scherz erlaubte.

Ligatabelle mit 100.000 Usern geteilt

"Mal sehen, ob Mistendorf den Abstieg noch verhindern kann" spottete man auf besagter Facebookseite in einem Beitrag, den mehr als 100.000 Follower zu Gesicht bekamen. Zahlreiche Schmähkommentare ließen nicht lange auf sich warten, noch immer wird der Post auf der Plattform munter geteilt und belächelt. „Natürlich ist man erstmal schockiert“, berichtet uns Social Media Beauftragte Julia Schwab, die selbst Woche für Woche auf dem Platz steht. „Man rechnet als kleine, neu gegründete Mannschaft nicht damit, plötzlich so viel Aufmerksamkeit zu bekommen“, fährt sie fort.

Auch den Verantwortlichen beim SV Dörfleins stieß diese Sache sauer auf, weshalb man sich kurzerhand zu einer kleinen Protestaktion gezwungen sah, um ein Zeichen gegen dieses grobe "Foulspiel" zu setzen und den Gegner mit einer lieb gemeinten Geste zu überraschen. Für das Nachholspiel am Mittwoch wurde daher spontan ein Plakat angefertigt, mit dessen Botschaft man sich klar auf die Mistendorfer Seite stellte: "Der Spott von heute ist der Neid von morgen!" war darauf in Großbuchstaben zu lesen - als Mutmacher, wie Defensivspielerin Nadine Weiß noch einmal genauer erklärt: "Natürlich haben auch wir Spieler die hämischen Kommentare im Netz gelesen und wollten Mistendorf mit dieser Aktion animieren, nach ihrer ersten Saison nicht aufzugeben, sondern weiter zu machen. Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen."

Bereits vor dem Anpfiff wurde das Plakat hinter einem der beiden Tore aufgehängt.

anpfiff.info

Überall positives Feedback

Wie der Schmähbeitrag, wurde auch das Bild des Protestplakats zusammen mit den Spielerinnen beider Mannschaften auf beiden Vereins-Facebookseiten veröffentlicht. Dort erhielt es innerhalb weniger Stunden über 125 "Gefällt mir"-Angaben und wurde zudem mehrfach geteilt. Über 1.500 Personen haben das Bild bereits gesehen und positiv darauf reagiert. „Wir haben uns sehr gefreut, dass uns mehrere Damenmannschaften im Kreis und auch viele einzelne Personen den Rücken gestärkt haben. Es gibt kaum eine Mannschaft, die uns bei unserem ersten Treffen nicht von ihren Anfangsschwierigkeiten und ähnlichen Tordifferenzen berichtet hat. Genau das hilft, selbst nach hoch verlorenen Spielen nicht den Mut zu verlieren“, freut sich Julia Schwab.

„Wir lassen uns nicht unterkriegen!“

Bereits zu Beginn der Saison war klar, dass das „Pilotprojekt Damenmannschaft“ in Mistendorf voll eingeschlagen hat. Dieser Meinung ist auch nach wie vor Social Media Frau Julia Schwab, die sich letzten Endes wenig beeindruckt auf den Spott in Facebook zeigt: „Wir haben von Anfang an gekämpft, um diese Mannschaft zu gründen. Dass uns das gelungen ist, ist nicht selbstverständlich, immerhin werden Mädels in der Regel nicht von klein auf zu Fußballern herangezogen. Wir haben für jedes einzelne Mitglied gekämpft und sind stolz, dass wir es geschafft haben, sofort im ersten Jahr eine Mannschaft zu stellen. Wir gehen auch jetzt noch nach jedem Spiel erhobenen Hauptes vom Platz. Von solch einem Shitstorm lassen wir uns nicht unterkriegen!“

Auch SVD-Betreuerin Melanie Jander zieht den Hut vor der aufopferungsvollen Einstellung des Liganeulings: "Ich habe den größten Respekt vor den Mädels, dass sie das alles so konsequent durchziehen“, so Jander.

Das Spiel selbst, das mit 23:0 an Dörfleins ging, wurde quasi zur Nebensache.

anpfiff.info

Ein Tor wäre noch schön

Vier Spiele stehen in der Premierensaison noch an für den DJK SC Mistendorf. Große Ziele im Bezug auf die Tabelle setzt man sich logischerweise nicht mehr, stattdessen hofft man innerhalb der Mannschaft auf die eine oder andere Weiterentwicklung, um langfristig ein konkurrenzfähiger Kreisklassist zu werden. „Wir stecken noch in den Kinderschuhen, was Fußball angeht. Da eigentlich fast alle von uns noch blutige Anfänger sind, versuchen wir aktuell, aus jedem Spiel Erfahrung mitzunehmen und den Spaß bei der Sache nicht zu vergessen“, analysiert Julia Schwab die momentane Situation sachlich. „Ansonsten würden wir uns natürlich freuen, die Saison mit zumindest einem Tor für unsere Mannschaft abzuschließen“, fügt sie nachfolgend an - und wenn man ehrlich ist, hätte sich Mistendorf das doch wohl mehr als verdient!

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Daten DJK-SC Mistendorf

DJK-SC Mistendorf e.V.

Gründung: 1983

Mitglieder: 300

Farben: blau-weiß

Abteilungen: Fußball

Internet: http://www.djk-mistendorf.de

Information

Nach wie vor ist man in Mistendorf auf der Suche nach Spielerinnen ab 16 Jahren für die Damenmannschaft. Hierbei ist es egal, ob man sportlicher Neuling ist oder schon Erfahrungen auf dem Platz gesammelt hat.

Trainiert wird jeden Mittwoch um 19:00 Uhr und jeden Freitag um 18:30 Uhr auf dem Sportgelände des DJK SC. Jeder ist herzlich Willkommen!