Eine Neverending-Story: Absichtliches Handspiel, oder nicht? - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.10.2018 um 10:00 Uhr
Eine Neverending-Story: Absichtliches Handspiel, oder nicht?
Mit der Regel zum Handspiel werden wir jedes Wochenende konfrontiert. Und jedes Wochenende gibt es reichlich Streit und Gesprächsstoff. Dabei gibt es durchaus klare Richtlinien, wann auf Freistoß / Strafstoß zu entscheiden ist und wann nicht.
Von Markus Schütz anpfiff.info
Kürzlich in Buttenheim. Topspiel des heimischen FSV gegen den TSV Burgebrach. Eine Viertelstunde vor dem Ende springt einem Verteidiger der Gäste beim Stand von 0:0 beim Klärungsversuch im eigenen Strafraum der Ball an die Hand, die sich zu diesem Zeitpunkt bei weit ausgestrecktem Arm auf Kopfhöhe befindet. Der Schiedsrichter entscheidet sofort auf Strafstoß und zieht sich dadurch den Zorn der Gäste zu. Richtige oder Fehlentscheidung?  

Regelauslegung

Zunächst rentiert sich der Blick in das Regelbuch. Dort ist eine klare Aussage zu finden: Dem gegnerischen Team wird ein direkter Freistoß zugesprochen, wenn ein Spieler den Ball absichtlich mit der Hand spielt. Wichtig ist hier das Wort absichtlich. Denn ein unabsichtliches Handspiel kann nicht bestraft werden. Die FIFA hat Anhaltspunkte dafür herausgegeben, wann ein Handspiel als absichtlich einzustufen ist. Demnach soll der SR darauf achten, ob die Hand zum Ball geht und nicht umgekehrt. Auch die Entfernung zwischen Spieler und Ball ist zu beachten. Im Klartext heißt das, dass der SR beurteilen muss, ob der Spieler überhaupt eine Chance hatte, dem sich nähernden Ball auszuweichen. Auch die Position der Hand kann eine entscheidende Rolle spielen. Befindet sie sich nämlich in einer unnatürlichen Haltung bzw. einer für den Fußball nicht typischen Haltung, oder wird durch das Handspiel die Körperfläche vergrößert, muss von Absicht ausgegangen werden. Die Regel geht sogar so weit, dass ein Handspiel auch dann absichtlich ist, wenn der Spieler den Kontakt zwischen Ball und Hand zwar vorhersehen kann, ihn aber nicht verhindert.

Handspiel oder nicht? Hier muss man wohl von einer nicht fußballtypischen Haltung ausgehen und auf Freistoß entscheiden.
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Kehren wir kurz zum oben erwähnten Eingangsbeispiel zurück. Hier lag zwar sicherlich keine aktive Bewegung zum Ball vor - der Arm hatte da oben aber nichts verloren, weswegen es sich um ein absichtliches Handspiel handelte und der SR zu Recht auf Strafstoß entschied.

Persönliche Strafe

In der Folge bleibt zu klären, welche persönliche Strafe der handspielende Akteur erhalten muss. Eine Verwarnung ist erst vorgesehen, wenn das Handspiel unsportlich geschieht, nicht schon nur dann, wenn es absichtlich ist! Das kann z.B. dann sein, wenn der Verteidiger mit seinem absichtlichen Handspiel eine gute Angriffssituation unterbindet. Aber auch, wenn der Spieler versucht, dadurch ein Tor zu erzielen, oder wenn er sich vor einem Torschuss den Ball absichtlich mit der Hand vorlegt. Ebenso, wenn er einen Torschuss mit seinem Handspiel verhindert, ohne dabei eine klare Torchance zu verhindern. Denn dann muss er gar mit einem Feldverweis und dem Zeigen der Roten Karte bestraft werden.

Hier dürfte es keine zwei Meinungen geben. Die Hand hat nichts am Ball verloren.
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Fehlende Transparenz


Beim Handspiel kann es immer wieder zu strittigen Situationen kommen, die von den SR nicht einheitlich bewertet werden. Grenzen sind mitunter schwer zu ziehen und Grauzonen entstehen. Aber mit den erwähnten Anhaltspunkten fährt in der Regel jeder SR gut. Es täte dem Fußball sicherlich auch gut, wenn nicht nur die SR intern über Regeländerungen informiert würden, sondern diese auch transparent nach außen an die Vereine, Funktionäre und Spieler gesteuert werden würden. Denn hier herrscht eine größere Unkenntnis der gerade geltenden Richtlinien, als bei den Unparteiischen selbst, die sich ob ihrer Entscheidungen oft zu Unrecht in der Kritik sehen.

Hier kurz drei Beispiele zu den aktuellsten Entwicklungen bzgl. der persönlichen Strafen beim Handspiel:

Szene 1:
Ein Angreifer schlägt nach einer Flanke den Ball mit der Hand ins Tor. Entscheidung?
Direkter Freistoß + Verwarnung

Szene 2:
Ein Angreifer versucht mit der Hand ein Tor zu erzielen, allerdings trifft er den Ball nicht optimal und dieser geht nicht ins Tor. Entscheidung?
Direkter Freistoß + Verwarnung

Szene 3:
Ein Angreifer stoppt den Ball mit der Hand, den aufspringenden Ball schießt er anschließend mit dem Fuß ins Tor. Entscheidung?
Direkter Freistoß + Verwarnung (sollte in dieser Situation kein Torabschluss erfolgen, sondern ein Pass zu einem Mitspieler bzw. ein Dribbling, dann ist keine Verwarnung vorgesehen)

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