Trainerhammer in der Kreisklasse: Vogt wird First Lady des Schwabthaler SV - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 01.04.2018 um 06:00 Uhr
Trainerhammer in der Kreisklasse: Vogt wird First Lady des Schwabthaler SV
Das hat es bislang noch nicht gegeben! Dass Frauenfußball beim Schwabthaler SV mehr als nur geduldet wird, ist längst kein Geheimnis mehr. Dass mit Theresia Vogt nun aber die erste Frau in ganz Franken in die Domäne des Männerfußballs vordringt und ab der kommenden Saison den Trainerstuhl des Kreisklassisten besetzt, grenzt an eine Sensation.
Von Bernd Riemke
April! April! An den Qualitäten von Theresia Vogt gibt es nicht die geringsten Zweifel. Doch nicht nur ihr Musikgeschmack ist in diesem kleinen Aprilscherz frei erfunden. Die 38-Jährige wird auch weiterhin bei den Frauen an der Seitenlinie stehen - nur bei den Frauen. Vielen Dank daher an Theresia Vogt, Dirk Hertel und Klaus Schreppel, der sein Amt als Trainer der Herren des SSV zur kommenden Saison selbstverständlich antreten wird. Die bevorstehenden Vaterfreuden sind frei erfunden. Herzlichen Dank allen Beteiligten und dem Schwabthaler SV mit allen am Spielbetrieb beteiligten Teams weiterhin viel sportlichen Erfolg - mit den Trainern, die sie schon haben.

Der Fußball ist längst keine Männerdomäne mehr. Das weiß man beim Schwabthaler SV nur zu genau, denn seit vielen Jahren laufen die Damen den Herren mit einer beispiellosen Erfolgsgeschichte den Rang ab. Ab der kommenden Serie übernimmt die Mutter des Erfolges des Schwabthaler Frauenfußballs nun sogar hauptverantwortlich die 1. Herrenmannschaft, die sich seit Jahren auf dem absteigenden Ast befindet.

Schreppels Rückzieher ebnet den Weg

Dass der amtierende Coach Robert Hellmuth in der neuen Saison nicht mehr an der Seitenlinie stehen wird, ist seit Wochen klar. Auch sein Nachfolger wurde bereits präsentiert. Klaus Schreppel, der den SCW Obermain in der vergangenen Spielzeit zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Bezirksliga führte, wurde mannschaftsintern bereits vorgestellt. In ihn setzten die Verantwortlichen um 1. Vorsitzenden Dirk Hertel nicht nur große Hoffnungen, sondern knüpften auch hohe Erwartungen an die Person des neuen Übungsleiters. „Es war für uns ein Schlag ins Gesicht“, kommentiert Hertel immer noch völlig konsterniert die Kehrtwende Schreppels, der die Verantwortlichen am vergangenen Donnerstag in einer extra einberufenen Sondersitzung darüber informierte aus beruflichen Gründen sein vorgesehenes Amt im Juli 2018 doch nicht antreten zu können. Schreppel ist als Außendienstler im Vertrieb tätig, vor allem unter der Woche viel auf Reisen und konnte daher nicht garantieren, die wöchentlichen Trainingseinheiten regelmäßig abzuleisten. Auswärtsfahrten ins bis zu über zwanzig Kilometer entfernte Fischbach im Landkreis Kronach seien zudem nicht länger zumutbar. „Denn meine Frau und ich erwarten Drillinge. Die wenige Zeit, die mir bleibt, möchte ich daher der Familie widmen“, setzt Schreppel verständlicherweise, dem Vaterglück entgegen strahlend, klare Prioritäten.

Klaus Schreppel tritt von seinem Amt zurück bevor er überhaupt angefangen hat - unter anderem bevorstehende Vaterfreuden gaben den Ausschlag für seinen nachvollziehbaren Entschluss.
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Einzigartige First Lady

Die Verantwortlichen des Schwabthaler SV waren zum Handeln gezwungen und mussten sich erneut auf Trainersuche begeben. „Das Gute liegt so nah“, bringt Dirk Hertel die Verpflichtung von Theresia Vogt als neuer Trainerin der Kreisklassen-Elf in wenigen Worten auf den Punkt. Und die Fakten sprechen in der Tat für die 38-Jährige, die die SSV-Frauen im Frühjahr 2015 übernahm, trotz starker Rückrunde den Abstieg aus der Landesliga zwar nicht mehr verhindern konnte, Kestler & Co aber mit dem souveränen Gewinn der Meisterschaft in der Bezirksoberliga umgehend zurück auf Verbandsebene führte, wo mit Platz 4 in der letzten Serie auf Anhieb die beste Platzierung der Vereinsgeschichte erreicht werden konnte. Im gleichen Zeitraum ging es mit den Herren des SSV stetig bergab. Zunächst die Plätze elf und 13 in der Kreisliga, die im Sommer 2016 noch mühevoll über die Relegation gehalten werden konnte. 2017 folgte nach neun Jahren Zugehörigkeit zum Oberhaus des Spielkreises der Absturz in die Kreisklasse. Der angestrebte Wiederaufstieg liegt momentan in weiter Ferne. „Ich möchte und werde den SSV wieder dahin führen, wo er meinem Selbstverständnis nach auch hingehört“, schickt Vogt schon jetzt eine Kampfansage an die Konkurrenz, da es für die Trainiererin – wie sie von ihren Landesliga-Mädels liebevoll genannt wird – nur einen Weg geben kann: nach oben!

Grenzenloses Vertrauen – und viel Nachholbedarf bei den Herren

„Wir haben seit Jahren ein sehr gutes Verhältnis zu unserer neuen Chefin. Bei so viel Fachkompetenz in den eigenen Reihen war es für uns nur folgerichtig, sie von dem Doppel-Amt zu überzeugen“, so Hertel weiter, der Theresia Vogt ihren Wunsch, neben den Herren weiterhin die Frauen zu betreuen, gerne erfüllte. Vogt selbst sieht in der Doppelfunktion kein Problem, sondern vielmehr nur Vorteile. „Wir werden gerade in der Vorbereitung etliche Einheiten zusammen abhalten. Die Damen sind in spieltechnischer Hinsicht den Herren um Längen voraus, so dass sich das so genannte starke Geschlecht noch einiges von den besser ausgebildeten Frauen abschauen kann“, lässt die neue Trainerin keinen Zweifel an ihrem konsequenten, aber jederzeit einfühlsamen Führungsstil aufkommen, der auch die in den letzten Jahren Leid geprüften Herren wieder in die Erfolgsspur zurückführen soll.

Vorwärts, immer vorwärts. Theresia Vogt coacht zur neuen Saison Frauen und Herren des Schwabthaler SV.
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Kuschelrock statt Rockzipfel

Um Vorurteile, wie sie der bislang einzigen weiblichen Trainerin einer höherklassigen Männermannschaft im oberbayerischen Eching entgegenstießen, kümmert sich Vogt nicht und erfährt in diesem Zusammenhang vollste Unterstützung durch die Vereinsführung. Sissy Raith führte den TSV Eching 2009 als Trainerin in die Landesliga, bis ein Vorstandsmitglied öffentlich äußerte, dass es Männern nicht zumutbar wäre, nach einem anstrengenden Arbeitstag abends von einer Frau auf dem Fußballplatz herumkommandiert zu werden. „Wenn mir so etwas in Schwabthal zu Ohren kommt, jage ich die Spieler eigenhändig aus dem Lautergrund“, hebt Dirk Hertel schon einmal mahnend den Zeigefinger. An neue Umgangsformen werden sich die Herren der Schöpfung ohnehin gewöhnen müssen. „Es ist die Aufgabe des Spielführers, die Umkleidekabine vor jedem Heimspiel mit Chrysanthemen, meinen Lieblingsblumen, zu schmücken und ordentliche Musik aufzulegen, damit wir in eine aggressive Grundstimmung kommen“, so Vogt abschließend, die im gleichen Atemzug anklingen lässt, selbst großer Fan von Mark Forster oder Mariah Carey zu sein und sich am innigsten wünscht, mit Kuschelrock der 90er von ihren Jungs empfangen zu werden.

Ziel Wiederaufstieg

Nach dem jetzigen Jahr der Konsolidierung in der Kreisklasse soll es unter der neuen First Lady in der kommenden Saison nur ein Ziel geben: Wiederaufstieg. Die Zeichen dafür stehen schon jetzt sehr gut, denn unmittelbar nach Bekanntwerden der Trainerentscheidung des Schwabthaler SV gingen bereits zahlreiche E-Mails und whatsapp-Nachrichten nicht nur ehemaliger, sondern auch höherklassiger Spieler bei Kaderplaner Hertel ein. „Wir können uns derzeit vor Anfragen kaum retten“, blickt der Vorsitzende hoffnungsfroh in die Zukunft und auch Theresia Vogt versprüht jede Menge Tatendrang: „Das ist die Chance, auf die ich schon lange gewartet habe!“

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Bilanz SSV-Frauen

Saison
Pl. 
Liga
2023/24
3. 
Landesliga Nord
 
2022/23
4. 
Landesliga Nord
 
2021/22
10. 
Bayernliga
2019/21
1. 
Landesliga Nord
Seit Januar 2015 ist Theresia Vogt bei den Damen als Trainerin für die sportlichen Geschicke verantwortlich.


Bilanz SSV-Herren

Saison
Pl. 
Liga
2023/24
13. 
Kreisklasse 2 Coburg-Kronach-Lichtenfels
 
2022/23
7. 
Kreisklasse 2 Coburg-Kronach-Lichtenfels
 
2021/22
9. 
Kreisklasse 2 Coburg-Kronach-Lichtenfels
 
2019/21
5. 
Kreisklasse 2 Coburg-Kronach-Lichtenfels
 
In diesem Zeitraum ging es für die Herren des SSV stetig bergab.

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