Von Hamburg nach Bamberg und zurück: Das" Bolzplatzkind" Henoch Förster im Gespräch - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 16.08.2017 um 18:00 Uhr
Von Hamburg nach Bamberg und zurück: Das" Bolzplatzkind" Henoch Förster im Gespräch
MAGAZIN Karrieren verlaufen nicht immer geradlinig. Auch ein Fussballspiel verläuft nicht immer geradlinig. Das weiss auch Henoch Förster nur zu gut, jedoch weiss er ebenfalls, dass man nie aufgeben und für seine Träume etwas tun muss. Mittlerweile ist der heute 32-jährige Bamberger Ex-Student mit seiner Modemarke "Bolzplatzkind" selbstständig. anpfiff.info bat ihn zum Gespräch.
Von Stanimir Bugar
Henoch Förster: Damals noch Student und mit Bart...
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Fast jeder von uns Fußballbegeisterten hat seine ersten fußballerischen Schritte auf einem ganz schlichten Bolzplatz gemacht. Direkt nach der Schule hat man sich auf den Weg nach Hause begeben, etwas gegessen, die lästigen Hausaufgaben erledigt  - oder auch nicht -  und ist zum Kicken mit seinen Freunden auf den Bolzplatz gegangen. Genau das hat auch Henoch Förster gemacht. Doch wer ist eigentlich Henoch Förster, für den in seiner anpfiff-Bilanz insgesamt 59 Spiele für Drosendorf und Don Bosco stehen? Geboren wurde der 32-Jährige in Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Schule begann er zunächst ein VWL-Studium, das er wenig später abbricht. Kurz darauf macht er eine Ausbildung zum Fitness- und Sportkaufmann. Weitere drei Jahre später entschließt er sich zur weiteren persönlichen Verwirklichung für ein Studium in Bamberg im Bereich Kommunikationswissenschaften und Germanistik. Den Abschluss erhält er im Jahr 2015: "Damit man später als Opa im Schaukelstuhl sagen kann, dass man ein Studium abgeschlossen hat.", sagt er mit etwas Selbstironie. Mittlerweile ist er selbstständig - mit einem Mode-Label, das genau an diese Kindheit auf dem Bolzplatz erinnert.

...und heute selbstständig mit "Bolzplatzkind" und gekürztem Bart.
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"Solche Gebäude kennt man in Hamburg in dieser Form nicht!"

Doch fangen wir etwas weiter vorne an. Wie der erste Eindruck damals in Bamberg war, weiß der Erfinder bzw. Gründer des Mode-Labels "Bolzplatzkind" noch heute ganz genau: "Ich bin damals gemeinsam mit meiner Schwester zur Einschreibung gegangen. Vorher war ich noch nie in Oberfranken. Ich war direkt von Bamberg fasziniert - es ist einfach nur eine tolle Stadt. Solche Gebäude kennt man in Hamburg in dieser Form nicht!", zeigte sich Henoch Förster sichtlich geblendet von der Schönheit des "fränkischen Roms." Somit stand nach der erfolgreichen Immatrikulation auch einem fußballerischen Engagement in Oberfranken nichts mehr im Wege. Seine erste Anlaufstation war damals der RSV Drosendorf, nachdem er den SV Borussia Möhnsen in seiner Heimat verließ: "Nach Drosendorf bin ich durch einen krassen Zufall gelangt. Ich war damals im Fitnessraum der Uni Bamberg im Volkspark trainieren, als mich ein Herr fragte, wo denn hier der Frauenfussball stattfindet (lacht). Im weiteren Verlauf des Gesprächs erhielt ich dann quasi die "Einladung nach Drosendorf. Ohne zu zögern bin ich mit einem Kumpel nach Drosendorf zum Training gefahren und wir waren plötzlich im Team - zu diesem Zeitpunkt war Fred Gräf der Mannschaftstrainer. Er war wirklich sehr engagiert und wir hatten ein gutes Team. Sogar der Aufstieg in die Kreisklasse ist uns gleich in unserer ersten gemeinsamen Saison gelungen!" Trotzdem wechselt Förster, dem vor seinem Studium ebenfalls ein Angebot aus der Oberliga Hamburg als Innenverteidiger vorlag, nach nur einem Jahr in Drosendorf zur DJK Don Bosco Bamberg 2: "Gleich mit dem ersten Eindruck wurde klar, dass die gesamte Anlage in Wildensorg einfach nur super ist! In der Form habe ich das noch nicht erlebt. Zudem war ein wirklich gutes Niveau in der Mannschaft vorhanden auch unter Berücksichtigung der ersten Mannschaft. Christian Martin war zu diesem Zeitpunkt mein Trainer. Er und das Team haben es mir wirklich leicht gemacht, mich in den Verein zu integrieren. Allgemein gesehen kann man sich mit Hilfe des Fussballs hervorragend integrieren."

Genau aus diesem Prozess der Integration heraus sind Freundschaften entstanden, die bis heute noch erhalten geblieben sind: "Natürlich spielt die Entfernung beim Pflegen einer Freundschaft eine große Rolle, doch aufgrund des Zeitalters von Facebook und Konsorten ist es sehr leicht möglich, zumindest ansatzweise oder sporadisch den Kontakt am laufen zu halten. Sowohl zu einigen Spielern des RSV Drosendorf als auch zu Spielern der DJK Don Bosco Bamberg habe ich noch immer Kontakt!", sagt Henoch Förster. "Erst kürzlich habe ich mit dem jetzigen 1. Vorsitzenden Marcus Lauterbach geschrieben und würde mir gerne auch mal wieder ein Spiel live vor Ort anschauen!"

Vorbereiter Sören Keck (li.) und Torschütze Henoch Förster (re.), vorher über Borussia Möhnsen und den RSV Drosendorf nach Bamberg gewechselt, freuen sich gemeinsam über ihre Co-Produktion zu einem Führungstreffer ihrer Farben.
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Bolzplatzkind: Geboren an einem verregneten Sonntag in der Bibliothek

In der anpfiff-Statistik sind für den mittlerweile in Hamburg lebenden Fußballbegeisterten insgesamt 59 Spiele verzeichnet, in denen er für den RSV Drosendorf und die DJK Don Bosco Bamberg 17 Tore erzielen konnte. Fast genauso viele Kooperationspartner sind beim Anfertigen der Kleidung des Unternehmens beteiligt, das im September 2015 gegründet wurde: "Insgesamt ein Mini-Jober ist bei mir angestellt. Der Rest des Produktes entsteht durch eigenständige Unternehmen wie z.B. Druckereien. Somit gehören sie zum Team, jedoch nicht zu den festen Mitarbeitern des Unternehmens. Die Teilnehmerzahl beläuft sich dabei auf insgesamt 15 Leute." Doch bis sich das Team von momentan 15 Leuten gebildet hat, war es ein weiter Weg. Entwickelt wurde diese Marke nämlich anfangs im schönen Bamberg: "Ich saß eines veregneten Sonntagnachmittages in der Bib in Bamberg und schwelgte ein wenig in meinen Kindheitserinnerungen als mir dieser Bolzplatz in den Sinn gekommen ist. Also schrieb ich darüber einen Text für meine Facebookseite "Fusifüchse". In diesem Text schuf ich auch erstmals das Wort "Bolzplatzkind". Zur Sicherheit schaute ich auf Google nach, ob es diesen Namen schon gibt - lange Rede, kurzer Sinn: Es gab ihn nicht. Danach kam irgendwann die Idee eben genau dieses Wort auf Textilien zu drucken. Daraus entwickelte sich dann im weiteren Verlauf die Enstehungsidee, dieses Wort als eigene Marke herauszubringen und ein eigenes Logo dafür zu entwickeln. Die damalige Story zum Bolzplatz "Schön war die Zeit" ist jetzt noch genau im originalen Zustand auf meiner Homepage von "Bolzplatzkind" wiederzufinden, da alles genau mit diesem Text wie bereits erwähnt an einem verregneten Sonntag in Bamberg in der Bib angefangen hat."

5. August 2012: Kevin Förtsch vom FVG zieht nach innen und an Henoch Förster vom RSV Drosendorf vorbei.
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"Auch das viele und sehr gute Bier kann und darf man nicht vergessen!"

Doch nicht nur der entscheidende Ort der Entstehungsgeschichte seiner Idee ist ein Grund mehr für das 32-jährige Bolzplatzkind, Bamberg niemals zu vergessen und auch häufig zu vermissen: "Natürlich habe ich die Stadt noch richtig gut in Erinnerung. Das Aussehen an sich und ihre Größe taugt mir ebenfalls sehr gut. Auch das viele und sehr gute Bier kann und darf man nicht vergessen! Ich finde es ehrlich gesagt krass, dass so gut wie jedes Dorf eine eigene Brauerei besitzt und zudem auch noch als Sponsor für den Dorfverein agiert - das finde ich wirklich sehr gut. Hier in Norddeutschland haben wir soetwas überhaupt nicht. Auch das Studentenleben in Bamberg ist familärer als in anderen Städten und genau das vermisse ich teilweise. Erst den halben Tag in der Bib verbringen, um anschließend in das Hainbad zu gehen. Franken bzw. Oberfranken ist fast schon "Erholungsgebiet", da man aufgrund der vielen guten und schönen Möglichkeiten Atmosphären geboten bekommt, die entschleunigend wirken können."

Lukas Görtler: "Später werde ich wohl sicher wieder in Kemmern wohnen!"

Einer, der ebenfalls Franken (und seine Biersorten zumindest vom Hörensagen) ganz gut kennt und einen ganz besonderen Bezug zu seiner Heimat in Oberfranken pflegt, ist ohne Frage Lukas Görtler. Neben ihm tragen auch weitere Stars wie beispielsweise Marco Reus, Daniel Aminati, Komiker Luke Mockridge oder auch Julia Simic die Kleidungsstücke der Hamburger Modemarke, um nur einige zu nennen. Auch Lukas Görtler hat seinen Bezug zu Bolzplatzkind geschaffen: "Zum einen finde ich die Marke authentisch. Ich selbst kann mich damit zu 100 Prozent identifizieren, da ich früher versucht habe, mit meinen Jungs aus Kemmern jede freie Minute Fußball zu spielen. Nach der Schule mussten wir gar keine Zeit ausmachen - jeder wusste schon Bescheid! Zum anderen mag ich auch den Stil und die Qualität - schlicht, aber trotzdem aussagekräftig.", sagt der mittlerweile beim FC Utrecht unter Vertrag stehende 23-Jährige aus Kemmern, der noch immer sehr gerne in seine nicht nur fußballerische Heimat zurückkehrt: "Ich komme gerne zurück, da es mein Dorf ist. Meine Familie und Freunde wohnen dort und auch Kemmern finde ich super. Später werde ich wohl sicher wieder in Kemmern wohnen!" Doch bis es soweit sein dürfte, dürfen wir hoffentlich noch viele spannende und erfolgreiche Jahre im Profifußball mit ihm miterleben. Der erste Eindruck bei seiner neuen Station beim FC Utrecht war dabei sehr gut: "Die erste Woche war sehr spannend und durchweg positiv. Ein sehr professionell geführter Verein in einer sehr guten Liga. Die Lebensqualität an sich ist hier natürlich auch super und man kann sehr viel unternehmen - es mit Oberfranken zu vergleichen ist jedoch natürlich sehr schwer, denn dazu fehlen die zahlreichen Brauerein!", erwähnt Lukas Görtler scherzhaft mit einem Augenzwinkern.
Auch Lukas Görtler ist einer derjenigen Fussballstars, die gerne und mit voller Überzeugung Kleidung der Marke "Bolzplatzkind" tragen.
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Bolzplatzkinder... und Bolzplatzenkelkinder

Lukas Görtler lebt dabei den Traum vieler Kinder, tatsächlich Fußballprofi geworden zu sein und hat dabei auf sympathische Art und Weise niemals sowohl seine familiären Wurzeln als auch seine fußballerischen Wurzeln vergessen. Er weiß, wo er herkommt und wie alles auf dem Bolzplatz angefangen hat. Henoch Förster wiederrum zeigt uns, dass der Bolzplatz ein Zufluchtsort ist, der immer für einen da ist und einem zuhört. Ein Zufluchtsort an dem wir frei sein können. Henoch Förster: "Gerade in der jetzigen Zeit ist es wichtig, dass im Fußball an sich und auf dem Bolzplatz alle Menschen, egal wieviel sie verdienen, ob sie gebildet oder ungebildet sind, egal welche Hautfarbe sie haben, wo sie herkommen und welche Sprache sie sprechen, einfach gleich sind. Genau dies macht den Fußball und damit verbunden den Bolzplatz aus! Alle Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, kommen für die eine Sache -  unseren Fußball - zusammen und haben daran mächtig Spaß." Dabei setzt die Marke, deren Vater Henoch Förster ist, ebenfalls auf bestimmte Prinzipien bei der Herstellung und möchte nicht nur seinen Kunden bewusst machen, "dass wir einzig und allein diesen einen Planeten besitzen und man auf jeden Fall die Ausbeutung von Arbeitskräften in industriell schwachen Ländern verhindern sollte:  Alles ist bei uns auf jeden Fall fairtrade und aus Bio-Baumwolle hergestellt. Die Folgen unseres Planeten sind nicht absehbar. Wir müssen verantwortungsbewusst handeln und wollen versichern, dass auch noch unsere Enkel die Möglichkeit haben, auf dem Bolzplatz zu spielen!" Bolzplatzkinder - und Bolzplatzenkelkinder sozusagen...

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Leser-Kommentare


Steckbrief H. Förster

Henoch Förster
Alter
38
Beruf
Bolzplatzkind


Saisonbilanz H. Förster

 
14/15
13
2
1
9
R
0
0
14/15
3
2
0
0
R
0
0
13/14
21
2
0
4
R
1
1
13/14
1
2
0
0
R
0
0
12/13
21
9
1
0
R
0
1
Gesamt
59
17
2
13
0
1
2

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