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Artikel veröffentlicht am 05.04.2017 um 12:00 Uhr

Neulingskurs hinter Gittern: Bamberger Lehrwart geht ungewöhnliche Wege

MAGAZIN Vom 24. bis zum 26. März 2017 führte der Lehrwart der Bamberger Schiedsrichtergruppe, Michael Demus, einen Neulingslehrgang an einem ungewöhnlichen Ort durch: In der JVA Ebrach absolvierten zehn kurz vor der Entlassung stehende Häftlinge erfolgreich die Schiedsrichter-Prüfung. Wir sprachen mit Michael Demus über seine Eindrücke und Erlebnisse bei dieser außergewöhnlichen Schulungsmaßnahme.

Von Markus Schütz

Lehrwart Michael Demus.

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Die Kosten für diesen Schiedsrichter-Lehrgang hinter Gittern wurden von der BFV-Sozialstiftung übernommen. Die JVA-Ansprechpartner Harry Götz und Oliver Becher zeigten sich sehr zufrieden mit dem Erfolg dieser Maßnahme, wie sie in einer Pressemitteilung wissen ließen: "Die Teilnehmer waren mit viel Interesse und Konzentration bei der Sache. Allen Beteiligten hat es Spaß gemacht, eine neue Erfahrung sammeln zu dürfen. Dies wird von der Sportabteilung sehr begrüßt, da die jungen Männer das Fußballspiel aus einer anderen Perspektive erleben konnten. Es ist den Schiedsrichterneulingen zu wünschen, dass sie diese neuen Erfahrungen in ihr zukünftiges Leben nach der Haft mitnehmen und nutzen können. Nicht zuletzt wegen der positiven Rückmeldungen würden wir gerne wieder einen Neulingskurs anbieten.", heißt es aus der Justizvollzugsanstalt Ebrach.

Gruppenbild der Teilnehmer am Schiedsrichter-Lehrgang mit einem Betreuer (stehend, li.) und Lehrwart Michael Demus (stehend, re.).

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Freizeit und Sport

Eine logische Schlussfolgerung im Hinblick auf die Prinzipien der JVA Ebrach, die auf www.justiz.bayern.de beschrieben sind: "Eine sinnvolle Freizeitgestaltung ist zur Strukturierung des Alltags der Gefangenen von großer Bedeutung und ist auch NACH der Haft wichtig. (...), dabei spielt auch die körperliche Betätigung beim Sport eine wichtige Rolle!" Der Hauptbau des ehemaligen, im Jahre 1127 gegründeten und 1803 säkularisierten Zisterzienserklosters, dient seit 1851 verschiedenen vollzuglichen Zwecken. Zunächst als Zwangsarbeitsanstalt, dann als Zuchthaus, Vorbestraftenanstalt, Erstbestraftenanstalt und seit dem 01.04.1958 als Jugendstrafanstalt. Die JVA Ebrach ist die größte der drei bayerischen Jugendstrafanstalten und zuständig für männliche Gefangene ab 17 Jahren, die vorbelastet sind oder eine längere Jugendstrafe verbüßen, sowie für mehr als 21 Jahre alte Gefangene. Die Belegungsfähigkeit der JVA Ebrach liegt bei 312 HaftplätZen, aufgeteilt in 222 Einzelhafträume und in Wohngruppen gegliederte Gemeinschaftshafträume für 90 Gefangene, außerdem stehen zwei Krankenplätze und zehn Haftplätze in der Zugangsabteilung zur Verfügung. Die JVA Ebrach verfügt über 15 eigene Handwerksbetriebe, einige Betriebe, die für Fremdfirmen produzieren und die arbeitstherapeutischen Betriebe mit 20 Plätzen.

"Theoretisch und praktisch sehr gut abgeschnitten"

"Ich bin auf die Verantwortlichen der JVA zugegangen, die sofort einverstanden waren.", erzählt Michael Demus vom Entstehen und Umsetzen der Idee. Und er nimmt das positive Ergebnis gleich vorweg: "Dass die Verantwortlichen sich wünschen, künftig einmal im Jahr einen Kurs abzuhalten, zeigt ja, dass es sowohl bei den Insassen als auch bei den Verantwortlichen sehr gut aufgenommen wurde. Es waren zehn Teilnehmer - und alle haben sowohl im theoretischen, als auch im praktischen Teil sehr gut abgeschnitten. Es hatten grundsätzlich sogar noch mehr Insassen Interesse am Neulingslehrgang, aber die Gruppe sollte nicht größer sein als zehn Teilnehmer.", erklärt Michael Demus.

Aufmerksam hören die Teilnehmer des Neulingslehrganges dem Bamberger Schiedsrichterlehrwart Michael Demus (rote Jacke) in der Turnhalle der JVA Ebrach bei seinen Ausführungen zu.

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"Offen und ohne Vorurteile"

"Ich bin recht offen zu diesem Neulingskurs gegangen. Beeindruckt hat es mich natürlich schon, zumal doch 300 Inhaftierte in der JVA Ebrach untergebracht sind.", gibt der Bamberger Schiedsrichter-Lehrwart zu. "Mein persönlicher Eindruck hinsichtlich der Teilnehmer war: Große Neugier und Entschlossenheit, diesen Kurs erfolgreich abzuschließen. Die Jungs haben bei mir einen super Eindruck hinterlassen. Den gleichen Eindruck hatte ich auch bei den Verantwortlichen Harry Götz und Oliver Becher, die selbst auch ein wenig über deren Ehrgeiz überrascht waren.", schildert Michael Demus seinen Eindruck von den Teilnehmern. "Es nahmen ausnahmslos Inhaftierte teil, deren Entlassung in den nächsten Monaten ansteht!"

Michael Demus ist selbst noch regelmäßig als Schiedsrichter im Einsatz, hier kürzlich bei der Partie SV Walsdorf - SC Reichmannsdorf.

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"Im Fußball wie im wahren Leben: Es gibt Regeln"

"Wie im wahren Leben, gibt es auch im Fußball Regeln. Bei der Schiedsrichterei oder im Fußball allgemein, sind das die Regeln 1 bis 17. Hier habe ich noch einmal deutlich gemacht, dass man bestimmte Regeln einhalten muss. Die Regel 12 (Verbotenes Spiel und unsportliches Betragen) zum Beispiel ist die Kernregel bei uns Schiedsrichtern. Wer diese Regel beherrscht, beherrscht auch das Spiel. Ich hoffe, dass die Teilnehmer das verstanden haben. Ich persönlich würde es jedem einzelnen von ihnen wünschen.", so der Lehrwart, der auf den einen oder anderen hofft, der dauerhaft der Schiedsrichterei erhalten bleibt: "Zumindest haben es alle vor. Ein mancher wird vielleicht dabei bleiben!"

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Leser-Kommentare

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Steckbrief M. Demus

Michael Demus

Spitzname

Mike

Alter

Geburtsort

Haßfurt

Wohnort

Kirchschletten

Familie

ledig, 5 Kinder

Nation

Deutschland

Größe

185 cm

Gewicht

95 kg

Beruf

Freigestellter Betriebsrat ZF Schweinfurt

Hobbies

Familie, Fußball, Schiedsrichter

Starker Fuß

Rechtsfuß

Lieb.-Position

Torwart

Erfolge

Aufstieg mit FC Sand in die Landesliga / Durchmarsch von C- über B- bis A-Klasse mit Spfr Unterhohenried / Aufstieg Kreisklasse mit Spfr Steinsfeld

Stationen als Spieler:
- FC Haßfurt
- TV Haßfurt
- FC Sand
- Spfr Unterhohenried
- Spfr Steinsfeld

Höchste Liga Schiedsrichter:
- Kreisliga, Assistent Bayernliga