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Artikel veröffentlicht am 01.04.2017 um 00:00 Uhr

April, April!: TSG 05 Bamberg trägt das Einhorn auf der Brust

Die DJK Don Bosco Bamberg macht es seit einigen Jahren vor, nun zieht die TSG 05 Bamberg nach. Beim Fusionsverein wird es künftig keinen Trikotsponsor mehr geben. Als Hommage an die Frauen, die seit jeher höherklassiger als die eigenen Herren spielen, ziert künftig ein pinkes Einhorn die Werbefläche der Trikots. anpfiff.info traf die Initiatoren, für die dieser Schritt eine folgerichtige Konsequenz darstellt.

Von Bernd Riemke

Über die tatsächlichen Kegelkünste der Herren Yilmaz und Ergin ist der Redaktion nichts bekannt. Über die Vorliebe der Frauen für pinke Einhörner ebensowenig. Fakt ist jedoch, dass es sich bei diesem Beitrag um einen Aprilscherz gehandelt hat, für den wir uns bei den Mitstreitern der TSG 05 Bamberg herzlich bedanken und allen Teams sportlichen Erfolg wünschen.

„Wir haben uns das damals ganz anders vorgestellt“, Hayati Yilmaz macht aus seiner Enttäuschung hinsichtlich der sportlichen Entwicklung der Herren-Mannschaft der TSG 05 Bamberg keinen Hehl. Der 27-Jährige wurde in den Schüler- und Jugendmannschaft des VfL Jahn Bamberg groß, der – der Vereinsname verrät es – sich im Jahr 2005 mit dem ebenfalls strauchelnden TV 1860 Bamberg zusammenschloss, um gemeinsam an längst vergangene erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen. „Das Ziel war ganz klar die dritte Kraft in der Domstadt zu werden“, erinnert sich auch Berna Ergin, ebenfalls ein Kind des Jahn und seit dieser Saison wieder für die TSG 05 aktiv, an die Gründungseuphorie zurück, in der es für das neu formierte Team immerhin auf Anhieb zu einem 12. Platz in der Kreisklassensaison 2005/06 reichte. Dass dies bis zum heutigen Tag die beste Platzierung in der gut zehnjährigen Historie des Fusionsvereins bleiben sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt freilich niemand ahnen. Im zwölften Jahr des Bestehens spielt die TSG 05 ihr fünftes Jahr in der A-Klasse – das dritte in Folge. Besserung ist auch nach dem Umzug in die A3 nicht in Sicht, wie der enttäuschende 7. Platz fernab der Aufstiegsränge nur allzu deutlich macht.

Frauen sind Bambergs Nummer 1

Ein ganz anderes Bild geben da die Frauen der TSG 05 ab. „Die können kicken. Wir rumpeln stellenweise über den Platz wie einst Deutschlands-Elitekicker auf Island“, flüchtet sich Yilmaz in Galgenhumor angesichts der Tatsache, dass den TSG-Damen auf Anhieb der Durchmarsch von der Kreis- in die Bezirksoberliga gelang, wo sich das Team immerhin sechs Jahre halten konnte und aktuell auf dem 2. Platz in der Bezirksliga zumindest mit der Rückkehr liebäugelt. Eigengewächs und Spielführerin Kimberly Mc Kinney regte daher jüngst an, der Erfolgsgeschichte auch nach außen hin Rechnung zu tragen und warf eine Idee in den Raum, die auf Anhieb eine Vielzahl an Befürwortern fand: ein pinkes Einhorn als Trikotwerbung!

Tradition und Moderne. Berna Ergin (Mi.) präsentiert noch einmal das altehrwürdige Trikot der TSG 05. Gemeinsam wollen er, Kimberly Mc Kinney (re.) und Hayati Yilmaz es jedoch anpacken: Frauen an die Fußballmacht!

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Über Whisky und Kondome zum Einhorn

Der erste Verein, der in Deutschland Trikotwerbung präsentierte war Wormatia Worms im Jahr 1967 als der Regionalligist zur Aufbesserung der leeren Vereinskassen mit dem Schriftzug eines amerikanischen Baumaschinenherstellers auflief. Der DFB verbot daraufhin kurzerhand Trikotwerbung bis Eintracht Braunschweig 1973 per Satzungsbeschluss aus dem Löwen im eigenen Vereinswappen einen Hirsch machte und fortan mit dem Likör-Hirsch der Firma Jägermeister auflief. Die bestehenden Paragraphen wurden somit geschickt umgangen und ein Jahr später gestattete der DFB seinen Vereinen, die eigene Brust zu vermarkten. Für Aufsehen sorgte 1988 der saarländische Bundesligist FC Homburg, dessen Schriftzug des Kondomherstellers London die Obrigkeit wegen eines Verstoßes gegen Moral und Sitte verbieten wollte. Das Veto des DFB scheiterte ebenso wie der gleiche Versuch Ende der 1990er Jahre als FC St. Pauli Hamburg für den Whisky-Hersteller Jack Daniels warb. Gar keiner Werbung bedient sich seit einigen Jahren der heimische Bayernligist DJK Don Bosco Bamberg, der anstelle dessen das Logo „DJK bewegt Jugend“ erfand und auf diese Weise zum Vorbild für den städtischen Nachbarverein wurde.

Eine Kugel... eine Nummer kleiner!

„Es ist ein mystisches Wesen. Lieb, sanftmütig und ein rundum schönes Geschöpf“, schwärmt Berna Ergin vom neuen Logo, das künftig die Trikots aller Mannschaften der TSG 05 Bamberg zieren wird. Das pinke Einhorn symbolisiert die Weiblichkeit, die im Verein an der Schleuse längst nicht nur die sportliche Oberhand gewonnen hat. „Was ist unser Handwerk?“, rufen die A-Klassenkicker der TSG im Kreis vor Spielbeginn und kommen selbst immer mehr zu dem Schluss, dass es der Fußball eben nicht länger sein wird. Während die Männer – angestachelt vom Duo Yilmaz und Ergin – vor allem bei winterkalten Temperaturen immer häufiger dem regelmäßigen Trainingsbetrieb fernbleiben, um auf der wohlig warmen Kegelbahn im Sportheim eine ruhige Kugel zu schieben, starten die Frauen so richtig durch. „Wir stellen einmal mehr unter Beweis, wer das wirklich starke Geschlecht ist“, so Kimberly Mc Kinney, die mit ihrer Initiative „Oben ohne“ offene Türen einrannte. Dass die hübsche 22-Jährige damit allerdings nicht die Primärgedanken der testosterongesteuerten Jungmänner befriedigen wollte, sondern das Trikot der TSG für das neue Logo werbefrei machen wollte, merkten einige Alteingesessene erst als es schon zu spät war. Die Maschinerie kam unaufhaltsam ins Rollen. Im Rahmen einer außerordentlichen Sitzung bekam das pinke Einhorn als neues Identifikationsobjekt des Gesamtvereins den Namen „Schleusi“ verpasst. Die Frauen setzten sich mit diesem Vorschlag durch, da der Verein seit jeher neben der Schleuse im Hain beheimatet ist und auch die Männer zeigten sich rundum zufrieden. „Jetzt können wir das ein oder andere Kaltgetränk schleusen wenn wir den Mädels zuschauen“, so Yilmaz, der ohnehin mit dem Gedanken spielt seine eigene Karriere im besten Fußballeralter an den Nagel zu hängen, um sich ganz und gar dem Frauenfußball zu verschreiben

Jedem das Seine. Während Kimberly Mc Kinney mit den Frauen nach Höherem strebt, widmen sich Berna Ergin (li.) und Hayati Yilmaz künftig der kleineren Kegelkugel - verbunden mit der Hoffnung, wenigstens einige der Kegel zu treffen.

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Fanclub Unicorn United

Dem kommenden Auswärtsspiel in Pödeldorf wird nicht nur Yilmaz bereits fernbleiben. „Das ist intern so abgesprochen“, bekräftigt der 27-Jährige, der mit einer handvoll Aktiven der ersten Herren-Mannschaft die eigenen Damen bei ihrem zeitgleich stattfindenden Heimspiel gegen TSV Oberlauter im Aufstiegskampf der Bezirksliga unterstützen wird. „Wir haben uns in den letzten Wochen häufig getroffen, um den ersten Fanclub unserer Damen aus der Taufe zu heben“, so Ergin, der mit Stolz geschwellter Brust verkündet 1. Vorsitzender des Fanclubs Unicorn United zu sein. Unicorn ist die englische Übersetzung für Einhorn, dem sich die beiden türkischstämmigen Bamberger inzwischen beinahe komplett verschrieben haben. Yilmaz, selbst Schriftführer und Kassier von Unicorn United, plant bereits die Anschaffung rosafarbener Schürzen, die zum Erkennungszeichen eines jeden Fanclub-Mitglieds werden sollen. Noch ist es eine kleine Gruppe, doch die Zahl der neugierig Interessierten wächst täglich. „Wer Lust hat bei uns mitzumachen kann sich gerne melden. Den ersten zehn Neuanmeldungen versprechen wir ein Jahr kostenfreie Mitgliedschaft im Fanclub und freien Eintritt zu allen Heimspielen der Damen in der nächsten Saison“, hoffen Ergin und Yilmaz auf reichlich Zuspruch nicht nur aus den eigenen Reihen. Als Kontaktadresse haben die Verantwortlichen vorläufig die Mailadresse unicorn_united@web.de eingerichtet. Die überaus positive Resonanz seit Bekanntwerden des ersten Frauenfußball Fanclubs in Bamberg überrascht auch Mc Kinney. „Natürlich fühlen wir uns geschmeichelt. Wenn es mit dem Aufstieg klappt, feiern wir mit dem ganzen Fanclub in der Sauna“, verspricht die 22-Jährige ein Meet and Greet der besonderen Art. Dann werden schwitzende Leiber sicher mehr als einmal den neuen melodischen Schlachtruf des Frauenfußball-Fanclubs Unicorn United anstimmen: „Mit dem Einhorn auf der Brust, macht der Fußball große Lust!“

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