Wacker(e) HopfenDoldis: "Sportplatz statt Arena und Bier von hier..." - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 26.10.2016 um 18:00 Uhr
Wacker(e) HopfenDoldis: "Sportplatz statt Arena und Bier von hier..."
MAGAZIN Nur die wenigsten Kreisklassisten in Oberfranken dürften einen eigenen Fanclub haben. Der FC Wacker Bamberg hat einen: Die HopfenDoldis! Gegründet im Spätsommer 2015, unterstützen sie die den derzeitigen Vorletzten der Kreisklasse 1 zuhause und auf fremden Plätzen. Johannes Reißmann, einer der beiden Club-Gründer, stellte uns die HopfenDoldis mit einem Schuss Selbstironie ein wenig näher vor.
Von Markus Schütz
Hannes Reißmann
anpfiff.info
Klein, aber fein ist er, der Wacker-Fanclub. Und treu! Denn auch die momentane sportliche Flaute des Bamberger Vereins schreckt die Jungs und Mädels um Hannes Reißmann und Adrian Krenn - natürlich - nicht ab! Im Gespräch mit dem 33-jährigen Johannes Reißmann merkt man schnell, dass die HopfenDoldis sich selbst nicht allzu ernst nehmen und "mit einem gewissen Augenzwinkern" an die Sache herangehen.

"Die Sache" - das ist die wöchentliche Unterstützung für den FC Wacker Bamberg. "Support your local football club, Sportplatz statt Arena, Bier von hier statt Einheitsplörre!", bringt der in Marktredwitz geborene, in Hof aufgewachsene und in Bamberg sesshaft gewordene Reißmann den sympathischen Selbstzweck der Gruppe mit wenigen Halbsätzen auf den Punkt. Und der wird gelebt - mit eigenen Fanartikeln, Wanderungen zu Auswärtsspielen und selbstverständlich dem "obligatorischen Doppelpass-Gedächtnis-Analyseweizen nach der Partie!", wie uns Hannes Reißmann verriet.

"An jedem verdammten Sonntag"... unterstützt der Fanclub HopfenDoldis den FC Wacker Bamberg.
HopfenDoldis

Herr Reißmann, wer und wie viele sind die HopfenDoldis?
Hannes Reißmann: Wir sind zwischen zwei und zwanzig - je nach Wetterlage, Tabellenstand, Motivation und familiärer Verfügbarkeit.

Wie ist der Background der Mitglieder: Seid Ihr Bamberger oder auswärtige Studenten? Wie groß ist der harte Kern?
Hannes Reißmann: Da ist vom gebürtigen Bamberger bis zum Austauschstudenten alles dabei. Der harte Kern, das sind dann ehrlicherweise bisher nur drei bis vier Leute - die sich unter anderem über das Studium (lang ist`s her...) in Bamberg kennengelernt haben und hier ansässig geworden sind. Also quasi "Neigschlaafta" mit langjähriger Bamberg-Erfahrung.

Habt Ihr eine eigene Fußball-Vergangenheit oder sind die meisten von Euch "reine" Fans? Und sind die HopfenDoldis eine geschlossene Gruppe oder offen für "Neuzugänge"?
Hannes Reißmann: Von der Fußballvergangenheit her: Wir kamen leider nicht über Tipp-Kick hinaus. Ist vielleicht auch besser so ;-) Einige Aktive vom Wacker finden allerdings ab und an mal den Weg zu uns hinter die Bande – darüber freuen wir uns natürlich. Einige haben auch schon den Fanclubbeitritt nach Ende der aktiven Karriere angekündigt. Womit wir beim Punkt sind: Neuzugänge sind immer gern gesehen. Wir sind definitiv keine geschlossene Gruppe! Einfach mal vorbei kommen.

Wie und wann sind die HopfenDoldis entstanden und gibt es ein Motto oder einen Leitspruch?
Hannes Reißmann: Die HopfenDoldis gibt es jetzt seit Spätsommer 2015. Wie sie entstanden sind...puh. Wir waren eigentlich schon länger "privat" beim Wacker Fußball gucken, weil es einfach der Verein aus unserem Gärtner-Viertel ist.  Irgendwann kam am Stammtisch nach dem zweiten, dritten Seidla dann mal so der lapidare Satz: 'Lass` doch einen Fanclub gründen.' Da keiner widersprochen hat, nahm dann alles irgendwie seinen Lauf. Ein 'richtiges' Motto oder Richtlinien im eigentlichen Sinn, haben wir keine. Gründungszweck war einfach „support your local football club“, Sportplatz statt Arena, Bier von hier statt Einheitsplörre. Was uns allerdings sehr wichtig ist: wir sind keine Ultras o.ä., wir nehmen uns selbst auch nicht zu ernst. Alles geschieht mit einem gewissen Augenzwinkern. Wir sind einfach ein paar Jungs (und Mädels), die bei einem Bierchen ihrem Verein zugucken und hin und wieder ein bisschen Lärm machen. Vor und während dem Spiel ein paar nicht allzu wörtlich zu nehmende Sprüche an die Gegner, bisschen Trash-Talk, hinterher wird gemeinsam ein Bier getrunken. Emotion statt Aggression, wenn man so will.

Die HopfenDoldi-Gründer Hannes Reißmann und Adrian Krenn sowie Gastfan Ralf Baltruscheit.
HopfenDoldis

Leitet sich der Name HopfenDoldis von der Hopfendolde oder vom fränkisch-liebevollen, aber dennoch leicht negativ besetzten Wort Doldi ab?
Hannes Reißmann: Beides! Hopfendolde allein schon als Verweis auf unsere Bierkulturerbestadt Bamberg. Und natürlich "Doldi" - schelmisch, frech, sich selbst nicht zu ernst nehmend - aber immer bauernschlau. Das passt einfach!

Auf Kreisklassen-Niveau seid Ihr wahrscheinlich im Spielkreis eher eine Ausnahmeerscheinung! Fühlt Ihr euch als Exoten und wie werdet Ihr auswärts oder insgesamt von gegnerischen Zuschauern wahrgenommen?
Hannes Reißmann: Naja, ein, zwei andere gibt’s da noch, allerdings eher so in der Ultra-Schiene – was auch vollkommen okay ist. Wir haben einfach andere Prioritäten. Wir fühlen uns ungewollt schon als Exoten, und alle schauen erstmal ein bisschen komisch – spätestens wenn wir auswärts unsere Banner aufhängen. Allerdings weicht dann nach dem ersten Besuch und dem Getränkeumsatz im Sportheim die Skepsis meistens der Neugier. Alles in allem können wir, glaube ich, sagen, dass wir zu 95% auswärts sehr gut aufgenommen werden. Daheim sowieso. Anekdote am Rande: In Kemmern wurden wir von den alten Sportplatzkiebitzen angesprochen, „warum wir denn für unser Bier hier zahlen“. Endlich mal einer da, der Stimmung an den Platz brächte, sowas müsse belohnt werden. Das macht dann schon ein bisschen stolz...

Was waren euere "Highlights" seit der Gründung im letzten Jahr: sportlich und/oder gesellschaftlich?
Hannes Reißmann: Bisheriges Highlight war sicherlich die Fanwanderung zum Auswärtsspiel nach Kemmern. Gute Stimmung, viel Spaß und ein super Gastgeber, wie ich ja eben schon erwähnte. Sportlich sind die Highlights leider momentan eher dünn gesät... aber wenn's gut läuft, kanns ja jeder. Aber wenn man so will, dann war das letzte Spiel der vergangenen Saison, das nach langer Durststrecke 3:0 gewonnen und die Relegation abgewendet wurde, eines der sportlichen Highlights.

Hannes Reißmann (li.) und Adrian Krenn mangelt es nicht an der notwendigen Portion Selbstironie: Hier halten sie die Rote Laterne hoch - der FC Wacker Bamberg lag ein paar Spieltage auf dem letzten Rang der Kreisklasse 1.
HopfenDoldis

Das Wort "Hopfen" im Club-Namen lässt darauf schließen, dass den meisten Mitgliedern wahrscheinlich Bier nicht so schlecht schmeckt...?! Oder?
Hannes Reißmann: Dass einem Bier schmeckt, ist quasi das einzige Aufnahmekriterium, das man erfüllen muss - neben der Leidensfähigkeit, die der Wacker so abverlangt. Aber der Wacker muss weh tun, sagte mal einer. (lacht)

Steigt der Verbrauch des Getränks bei einer Niederlage oder bei einem Sieg eher an?
Hannes Reißmann: Der Bierverbrauch ist unabhängig von Sieg oder Niederlage. Was allerdings sein muss: das obligatorische „Doppelpass-Gedächtnis-Analyseweizen" im Sportlerheim, bei dem die vergangene Partie nochmal technisch-taktisch analysiert und ausgewertet wird.

Wie kann man sich Euere Aktivitäten vor, während und nach einem Fußballspiel vorstellen? Gibt es über den Fußball hinaus gemeinsame Unternehmungen?
Hannes Reißmann: Naja, wir kannten uns ja zum Großteil schon vor den HopfenDoldis. Von daher machen wir außerhalb des Fußballs das, was 'andere' auch machen. Hinzu kommen durch den Fanclub Dinge wie Banner erstellen, Fanartikel entwerfen, die Facebookseite pflegen, Touren zu Auswärtsspielen planen... vor dem Spiel dann werden ganz klassisch die Banner gehängt, während dem Spiel Support (oder auch mal nicht) und nach dem Spiel Analyseweizen. Ganz grob gesprochen...

Ihr habt Fanartikel? Wie finanziert Ihr die? Gibt der Verein etwas dazu?
Hannes Reißmann: Naja, etwas über die Hälfte zahlen wir aus eigener Tasche. Jedes Hobby kostet schließlich Geld. Dadurch, dass wir die Fanartikel wie Shirts, Buttons & Aufkleber weitergeben, bekommen wir auch den einen oder anderen Euro wieder zurück. Wir wollen aber keinen Gewinn damit machen. Den Rest finanziert uns unser „Stammwirtshaus“ und Haus- und Hofbrauerei Fässla, wofür wir sehr dankbar sind. Vom Verein bekommen wir nichts, das ist aber vollkommen okay so. Wobei: Das eine oder andere Freibier gibt’s schon mal ;-)

Wie nahe seid Ihr am sportlichen Geschehen beim FC Wacker bzw. in der
Kreisklasse 1 dran?

Hannes Reißmann: Viele Spieler sind während des letzten Jahres Freunde geworden - einige sogar Fanclubmitglieder. Insofern bekommt man da natürlich einiges mit. Über das sportliche Geschehen in der KK1 informiert man sich auch, gerade in der aktuellen Tabellensituation.

Eines der Highlights im etwas mehr als einjährigen Bestehen der HopfenDoldis war die Auswärts-Wanderung zum Spiel nach Kemmern! Immer mi dabei: ausreichend Fässla-Bier...
HopfenDoldis

Wie geht Ihr mit der momentan schwierigen sportlichen Situation des FC Wacker um: Gibt es da auch mal Kritik von Euerer Seite oder bedingungsloser Support bis zu einem
möglicherweise bitteren Saisonende?

Hannes Reißmann: So richtige Kritik eher nicht - die Jungs stehen ja alle freiwillig da 'für uns' auf dem Platz und halten die Knochen hin. Gerne verlieren werden sie jetzt auch nicht unbedingt. Von daher fällt vielleicht nach dem Spiel oder am gemeinsamen Stammtisch mal ein dummer Spruch, aber das war`s dann auch. Der Support steht eindeutig im Vordergrund, ob gewonnen oder verloren wird. Und wenn das Saisonende bitter wird, dann ist das eben so. Ich meine: Hey, wenn ein Kreisklassen-Fanclub schon außergewöhnlich ist - was ist es dann erst in der A-Klasse (lacht). Aber hoffen wir mal das Beste und auf den Klassenerhalt: Werd scho!

Wie steht Ihr zur Fankultur in Deutschland? Nicht alles kann man ja positiv bewerten auf diesem Gebiet.
Hannes Reißmann: Schwierige Frage. Wir haben uns ganz bewusst nicht irgendwie Ultras o.ä. genannt, weil damit mittlerweile einfach zu viel Negatives verbunden wird  - auch wenn die öffentliche Wahrnehmung nicht immer der Realität entspricht. Aber auch dort gibt es halt immer ein paar, die aus der Reihe tanzen, weil sie es zu ernst nehmen, zu viel Alkohol trinken oder aus welchen Gründen auch immer. Von Vielen wird der Fußball auch einfach nur als Plattform missbraucht. Darauf springen die Medien dann leider eher an, als auf positive Ereignisse. Aber das ist meiner Meinung nach vor allem ein gesellschaftliches Problem und kein Problem der Fankultur an sich.

Was wünschen sich die HopfenDoldis für die Zukunft?
Hannes Reißmann: Zuallererst natürlich den Klassenerhalt, das wäre schon was. Ein paar weitere „feste“ Mitglieder, die unserer verrückten Idee etwas abgewinnen können, wären auch spitze. Und zu guter Letzt: Eine Trommel, sowie eine zweite Sitzreihe für unsere HopfenDoldi-Heimtribüne :-)

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Steckbrief Johannes Reißmann

Johannes Reißmann
Alter
41
Geburtsort
Marktredwitz, aufgewachsen in Hof
Wohnort
Bamberg
Familie
verheiratet, 1 Kind
Nation
Deutschland
Beruf
Marketing/PR
Hobbies
Fußball (schauen)
Erfolge
Schnupftabakdosenschnitz-Stadtmeister 2005
Lieblingsposition:
Auf der Couch oder auf der HopfenDoldi-Tribüne am Wacker-Platz

Tabelle Kreisklasse 1 Bamberg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
13
46:11
34
2
14
41:16
32
3
14
29:23
27
4
14
33:21
24
5
14
36:25
24
6
14
16:15
24
8
14
28:27
22
9
13
44:27
20
10
13
31:29
19
11
14
25:33
18
12
14
16:40
14
13
13
20:25
13
14
14
16:37
10
16
14
12:44
5
Bei zwei punktgleichen Teams: Entscheidungsspiel / bei drei und mehr punktgleichen Teams: direkter Vergleich

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