Was macht eigentlich Elena Wicht?: Brötla heißt jetzt Semmel, des Schlenkerla bleibt - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 31.08.2016 um 06:00 Uhr
Was macht eigentlich Elena Wicht?: Brötla heißt jetzt Semmel, des Schlenkerla bleibt
MAGAZIN Bezirkspokalsiegerin, Aufstieg in die Landesliga mit dem SV Frensdorf und Sandmadla – 2013 war ein mehr als ereignisreiches Jahr für Elena Wicht, die einst zu den Gründungsdamen der SpVgg Stegaurach zählte. Wohin der Weg sie führte, welche Meisterschaft sie jüngst feierte und welche Erinnerungen sie noch heute an das Fischerstechen hat, erzählte sie anpfiff.info am Rande ihrer Sandkerwa. 
Von Bernd Riemke
„Bis ich nicht mehr durfte!“ So lange kickte Elena Wicht, die schon mit fünf Jahren anfing, bei der DJK Don Bosco Bamberg dem runden Leder nachzujagen, mit den Jungs zusammen. Elmar Schmitt holte sie schließlich in die Talentschmiede des Bamberger Frauenfußballs zur TSG 05, wo es unter anderem eine eindrucksvolle Meisterschaft der C-Juniorinnen mit 18 Siegen in 18 Spielen, 196:12 Toren und „ziemlich vielen“ Wicht-Treffern zu bejubeln gab. Das blieb auch der aufstrebenden SpVgg Stegaurach nicht verborgen, die den begnadeten Rechtsfuß als eine der Triebfedern für die Neugründung einer eigenen Frauenmannschaft ins Aurachtal holte. 22 Spiele und 29 Tore später lockte sie schließlich die Aussicht auf Landesligafußball zum SV Frensdorf. Eine Entscheidung, die sie nicht bereuen sollte, denn schon das Frühjahr 2013 hielt allerlei Auszeichnungen parat. Im Saisonendspurt feierte Elena Wicht nicht nur die Vizemeisterschaft in der Bezirksoberliga und den damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga/Nord am Failsberg, sondern in einem dramatischen Finale auch den Gewinn des oberfränkischen Bezirkspokals. Im Finale wurde die Edeltechnikerin kurz vor Schluss beim Stande von 1:1 eingewechselt und traf schließlich im Elfmeterschießen souverän, so dass der Pott erstmals in der Vereinsgeschichte nach Frensdorf ging.

Zwischen Hahnenschlag und Fischerstechen

Abseits des Fußballplatzes bewarb sich die damals 19-Jährige auf Initiative ihrer Mama Lydia via Facebook als Sandmadla 2013. Als eine der jungen Damen, deren Foto die meisten Likes erhielt, durfte sich Elena Wicht einer Jury präsentieren und wurde schließlich unter anderem nach erfolgreicher Beantwortung einiger Fragen zur Historie der beliebten Bamberger Kerwa zum Sandmadla gekürt. Beginnend mit der offiziellen Eröffnung durch den Bieranstich mischte sich Wicht – stets begleitet von einem Kamerateam – fünf Tage lang unter das feiernde Volk. „Es war schon beeindruckend, die Sandkerwa mal aus einer anderen Perspektive zu sehen“, erinnert sich die 22-Jährige heute gerne an den Moment zurück, in dem sie die Sandmadla-Scherpe umgehangen bekam, lernte, spiralenförmige Kartoffelspieße herzustellen oder Veggie-Burger und Popcorn verkaufte. Dass sie beim traditionellen Fischerstechen buchstäblich baden ging, weil „die andere schon etwas stämmiger war“, tat der Freude an der Ausübung des Amtes keinen Abbruch. Mit der Distanz von drei Jahren Abstand besucht Elena Wicht die Sandkerwa heute bei ihren wenigen Besuchen in der oberfränkischen Heimat gerne als Gast und genießt ihr Schlenkerla ohne den Trubel begeisterter Fans, die selbstredend ihr Erinnerungsfoto mit dem Sandmadla 2013 haben wollten.

Mit dem SV Frensdorf wurde Elena Wicht (2.v.li.) oberfränkische Pokalsiegerin 2013.
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Aus Zweitspielrecht wird Erstwohnsitz

Der Beginn des Studiums für das Lehramt an Grundschulen führte sie nur wenige Wochen später ins niederbayerische Passau. „Ich wollte weg, um selbständig zu werden. Hätte ich in Bamberg studiert, würde ich wahrscheinlich heute noch zu Hause wohnen“, so Wicht, die sich schließlich als Studienort gegen das weltstädtische München und das heimatnahe Würzburg entschied und vielmehr die Drei-Flüsse-Stadt nahe der österreichischen Grenze auserkor. Die wunderschöne Altstadt sowie zahlreiche Stau- und Badeseen haben es der gebürtigen Bambergerin auf Anhieb angetan, so dass die reiselustige Elli inzwischen ein Studium für das Lehramt an Realschulen obendrauf gesetzt, im Salzburger Land das Skifahren als neues Hobby für sich entdeckt und in Passau eine neue Heimat gefunden hat. „Die Arbeit mit Kindern hat mich schon in den Praktika begeistert, weil sie unheimlich dankbar sind“, so die angehende Lehrerin, die schon im Herbst 2013 mit dem Zweitspielrecht ausgestattet wurde und neben ihren Einsätzen für den SV Frensdorf in Niederbayern auch fußballerisch eine neue Wirkungsstätte fand.

Derby gegen Batavia

Zunächst erlag sie der Verlockung, sich dem Bayernliga-Absteiger VfB Straubing anzuschließen. Fahrtzeiten von bis zu einer Stunde zu den wöchentlichen Trainingseinheiten sowie Auswärtspartien beim FC Augsburg oder Athletik Nördlingen, die nicht selten einen ganzen Tag Aufwand in Anspruch nahmen, ließen die frisch gebackene Studentin sich jedoch anderweitig orientieren. Mit Beginn der Saison 2014/15 schloss sich Elena Wicht dem 1. FC Passau an. Der war in der Kreisliga beheimatet und auch wenn diese in Niederbayern die unterste Spielklasse darstellt, so stuft Wicht zum einen das Niveau im Vergleich zum oberfränkischen Frauenfußball höher ein und ist zum anderen rundum zufrieden damit, Fußball inzwischen weit weniger intensiv, sondern „nur“ noch als angenehme Freizeitbeschäftigung zu betrachten. Am sportlichen Ehrgeiz auf dem grünen Rasen mangelt es indes nicht. Auf ihrer angestammten Lieblingsposition im Sturm des FCP steuerte Wicht vier Treffer zur Meisterschaft in der Kreisliga Ost im Kreis Passau und dem damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksliga bei. Derbysiege gegen Batavia Passau fühlen sich da mindestens genauso gut an wie einst oberfränkische Rivalenkämpfe in der Landesliga Nord.

Seit der Saison 2015/16 stürmt Elena Wicht (unten ganz rechts) für den 1. FC Passau.
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PA statt BA – für Franken bleibt sich das gleich!

Elena Wicht hat ihren neuen Lebensmittelpunkt in Niederbayern gefunden und pflegt entsprechend wenig Kontakte zu ihren fußballerischen Wegbegleitern früherer Tage. „Die, mit denen ich vor fünf Jahren in Stegaurach angefangen habe, spielen selbst nicht mehr dort. Wenn ich zu Hause bin, dann schaue ich ab und zu meinen Geschwistern Laura und Dominik zu, die beide bei DJK Don Bosco Bamberg spielen“, so die freiwillige Exil-Niederbayerin, die nur noch gelegentliche Besuche in der oberfränkischen Heimat bei ihrer Familie und ehemaligen Schulfreunden abstattet. Zwischen Stephansdom und dem Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz, da, wo mit Herbert Waas – ehemaliger deutscher Nationalspieler und im Jahr 1988 UEFA-Pokalsieger mit Bayer 04 Leverkusen  - der wohl bekannteste Fußballsohn der Stadt aufwuchs und wo der germanische Volksstamm der Bataver Namensgeber für das heutige Passau ist – da is sie dahoam!

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Steckbrief E. Wicht

Elena Wicht
Spitzname
Elli
Alter
29
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Passau
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
170 cm
Beruf
Studentin
Hobbies
Reisen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm


Saisonbilanz E. Wicht

 
21/22
7
5
0
2
R
0
0
19/21
13
2
0
2
R
0
1
18/19
11
27
0
0
R
0
0
13/14
5
0
0
4
1
0
0
13/14
2
0
0
0
R
0
0
12/13
2
0
0
2
0
0
0
12/13
7
9
0
0
R
0
0
11/12
14
18
0
0
R
0
0
Gesamt
61
61
0
10
1
0
1

Bilder-Galerie


Entweder...oder

Passau oder Bamberg
Passau, weil dort der Mittelpunkt meines eigenen Lebens ist und weil ich Niederbayern an sich ziemlich cool finde. Da ist es viel ländlicher als hier. Auch wenn ich wegen meiner Sprache dort ziemlich oft auf den Arm genommen werde, weil ich ?Gnobbers? so gern mag.
Sandmadla oder Skihaserl
Sandmadla, weil es die Kultur vertritt, aus der ich herkomme und weil es dadurch einfach immer ein Stückchen Heimat wiederspiegelt.
Hacklberg oder Schlenkerla
Schlenkerla, weil man da wegen des Räucherns über dem Schinken das Essen gleich mit dabei (lacht). Hacklberg zählt zu den größten Brauereien Niederbayerns. Das trinken wir dort auf jeder Sportlerparty und im Biergarten. Keller darf ich dort natürlich nicht sagen. Übrigens genauso wenig wie Brötla. Das heißt dort Semmel.
Mats Hummels oder Mario Götze
Da fällt die Wahl eindeutig auf Mats Hummels, weil er sympathisch ist und gut ausschaut.
Strand oder Berge
Ich mag Thailand sehr gerne, weil die Menschen dort ausgesprochen nett sind und ich gerne neue Kulturen entdecke. Allerdings habe ich im letzten Winter in Saalbach/Hinterglemm meinen ersten Skikurs erfolgreich absolviert und war dann den ganzen Winter über im Salzburger Land auf den Brettern unterwegs. Auf einer Hütte warmen Glühwein zu trinken und dabei draußen im Schnee zu sitzen, hat schon auch etwas Besonderes.

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