Christoph Starke ist wieder da: Keine finanziellen Risiken mehr - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 21.07.2010 um 00:00 Uhr
Christoph Starke ist wieder da: Keine finanziellen Risiken mehr
Ihr Auftritt Christoph Starke! Erstmals nach seiner Rückkehr auf den Trainerstuhl des FC Eintracht Bamberg stand Christoph Starke am Montag den Vertretern der Medien Rede und Antwort. Er, der neue Vorsitzende des FC Eintracht 2010, Mathias Zeck und Sportchef Markus Grasser wagten einen ersten Blick in die Zukunft des höherklassigen Fußballs in Bamberg und wirkten dabei durchaus optimistisch.
Von Marco Heumann
Christoph Starke krächzte! Kein Wunder! Schließlich hatte er am Wochenende zweieinhalb Tage lang in altbekannter Manier lautstark die Spieler des FC Eintracht Bamberg über den Platz gescheucht. Trainingslager in Trabelsdorf. Fast wie in alten Zeiten. Aber eben nur fast. Wie ein Blick auf die Kosten zeigt.

Trainingslager aus eigener Tasche finanziert


Zurück auf der Bamberger Fußballbühne und engagiert wie eh und je: Christoph Starke.
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„Die Jungs haben die zwei Tage im ,Alten Kurhaus’ aus eigener Tasche und mit Sponsoren selbst finanziert“, betont der alte und neue Coach des Bayernligisten. „Wir vom Verein hätten keine Möglichkeit gehabt, den Spielern so etwas zu bieten“, erklärt Mathias Zeck, der Vorsitzende des neuen FC Eintracht 2010.
Die Mütter und Väter einiger Spieler steuerten ebenso einen Teil der Kosten bei, wie die Betreiber des „Alten Kurhaus“, die einen Preisnachlass von 50 Prozent gewährten. „Das ist absolut bemerkenswert“, lobt Christoph Starke das Engagement des Gastronomen. Ihm und seinen Spielern fehlte es während der Pausen zwischen den Einheiten an nichts. „Wir wurden vom Feinsten bemuttert.“
Die Anleihe in der Vergangenheit erlaubt einen eindrucksvollen Blick auf die Gegenwart, die Matthias Zeck in einem Satz zusammenfasste. „Es darf keine finanziellen Risiken mehr geben.“ Mit einem Etat, der knapp unter dem sechsstelligen Bereich und damit eher auf Landesliga-Niveau liegt, geht der FC Eintracht Bamberg in die erste Saison nach der Pleite. Zum Vergleich: Der FSV Erlangen-Bruck kann gut das Dreifache ausgeben. Geblieben sind immerhin neun Spieler aus dem Regionalliga-Kader. „Die Jungs haben alle auf Geld verzichtet“, sagt Christoph Starke. Gehälter wie in Liga vier können eine Klasse tiefer nicht mehr bezahlt werden. Wichtig sei den Verantwortlichen gewesen, dass eine Linie durchgehalten wird. Großverdiener soll es beim FC Eintracht künftig nicht mehr geben. Dafür eine hohe Sicherheit. „Die Spieler wissen, dass sie ihr Geld kriegen“, erklärt der neue Vorsitzende. „Wir zahlen lieber realistisch, als dass wir Versprechungen machen, die wir spätestens im Januar oder Februar nicht mehr erfüllen können.“ Oder um es mit Christoph Starke zu sagen: „Wir haben diesmal mit ehrlichen Karten gespielt.“
Eine der wenigen kleinen Spitze gegen die Vorgänger, die den 1. FC Eintracht Bamberg in die Insolvenz führten. „Wir wollen keine schmutzige Wäsche waschen, sondern nach vorne blicken“, bringt es Christoph Starke auf den Punkt.

Harter Ritt auf der Rasierklinge

Dort wartet auf den alten neuen Coach eine, wie er es nennt „absolute Herkulesaufgabe, ein harter Ritt auf der Rasierklinge“. Neben den neun Verbliebenen stehen mit Oldie Christian Hassa und Youngster Florian Muckelbauer zwei Akteure im Kader, die auch in der letzten Saison bis zur Winterpause „Domreiter“ waren. Komplettiert wird das 21 Mann starke Aufgebot durch Neuzugänge, wie Florian Pickel, den Resten der zweiten Mannschaft, zum Beispiel Johannes Wolfschmidt oder Manuel Rebhan und Spielern, die noch in der U 19 spielen könnten, wie Sven Wieczorek. „Ein interessanter Junge, klein und pfiffig, ein Typ wie Marcus Marin“, lobt Christoph Starke den Youngster. Die Zielsetzung kann für den Coach nur der Klassenerhalt sein. „Man sollte von der Mannschaft keine Wunderdinge erwarten“, baut er gegen zu viel Euphorie vor. Warum zeigt ein Blick auf den Kader. Während die erste Elf richtig gut besetzt ist, könnte es dahinter schnell eng werden, wenn Leistungsträger länger ausfallen. 14 der 21 Spieler im Kader sind 23 Jahre oder jünger. Zudem könnte sich auch die kurze Vorbereitungszeit als Nachteil entpuppen.
„Für Christoph war die Rückkehr sicherlich keine Selbstverständlichkeit“, erinnert Mathias Zeck an die Begleitumstände der Entlassung, in deren Folge sich der Coach und sein Ex-Verein auch vor Gericht trafen. Jetzt ist der Mann, der den FC Eintracht einst aus der Landes- in die Regionalliga führte, wieder da. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem Türkei-Urlaub erreichte in der Hilferuf. „Natürlich hätte ich es mir auch einfach machen und auf dem Sofa liegen bleiben können“, berichtet Christoph Starke. Das wäre aber mit seinem Faible für den FC Eintracht nicht vereinbar gewesen. „Die Sache ist eine Herzensangelegenheit für mich. Wir sind Bamberger. Wir lieben den Bamberger Fußball und können nicht mit ansehen, wie er in der A-Klasse endet“, versucht er seine Gründe für die Rückkehr zu begründen.
Die entscheidende Rolle spielten aber Mathias Zeck und Markus Grasser.

Einen besseren gibt es nicht


Neu als Sportchef: Markus Grasser.
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„Einen besseren Sportchef könnte man sich gar nicht vorstellen“, lobt der Trainer den neuen Mann an seiner Seite, der lange Jahre als Kapitän sein verlängerter Arm auf dem Rasen war und jetzt mit Handy am Ohr alles daran setzt, den Spielbetrieb, der am Sonntag mit einem Auswärtsspiel beim FC 04 Ingolstadt II, in geordnete und gut organisierte Bahnen zu lenken. Noch gibt es jede Menge zu tun.
Genau wie in finanzieller Hinsicht. „Ich kann jeden Sponsoren verstehen, der, nachdem was er in den letzten Monaten erlebt hat, sagt, die sollen erst einmal zeigen, dass sie solide arbeiten können“, erklärt Mathias Zeck. Dennoch gebe es Signale, die Mut machen. Sei es von der Stadt oder von anderen finanziellen Unterstützern. In den nächsten Wochen und Monaten werde es – unter anderem bei der Jahreshauptversammlung am 22. September – darum gehen, dem neuen Verein Strukturen zu geben, mit denen er dauerhaft wirtschaftlich arbeiten kann. „Ich bin sehr optimistisch!“ Ein Satz, aus dem Mund des neuen Vorsitzenden, der nicht seine, sondern die Stimmung aller Beteiligten, die auf dem Podium Platz genommen hatten, auf den Punkt bringt.
 
Lesen Sie am Donnerstag das große anpfiff-Interview mit Christoph Starke vor dem Start in die Bayernliga.

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