Artikel vom 27.03.2021 09:30 Uhr
Mit einer 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Köln sind die Frauen der Würzburger Kickers in die restliche Runde gestartet. Eine starke Leistung zeigte dabei Jule Dickmeis. Die Rottendorferin stand erstmals in der Liga in der Startelf. Dabei ist sie mit 17 Jahren das Nesthäkchen im Team, profitiert aber von den Erfahrungen, die sie in der Jugend des FC Schweinfurt 05 bei den Jungs gesammelt hat.
Du hast in deiner Karriere schon einiges
erlebt. U15-Bayernliga und U17-Landesliga gespielt. Wie war es nur unter Jungs
zu spielen und wie hast du mitgenommen?
Jule Dickmeis: Für mich war es vollkommen selbstverständlich, mit den Jungs
zusammen zu spielen, weil ich beim TSV Rottendorf bei den Jungs in der U6
angefangen habe und damit sozusagen groß geworden bin. In meinem Heimatverein
habe ich die Jugendmannschaften gemeinsam mit den Jungs durchlaufen, weshalb es
auch für diese total normal war, ein Mädchen mit im Team zu haben. Auch nach
meinem Wechsel in die U15-Bayernliga-Mannschaft des FC Schweinfurt 05 wurde ich
sehr gut von der Mannschaft aufgenommen
und sofort akzeptiert. Dafür bin ich all meinen Trainern und Mitspielern immer noch sehr
dankbar. Sportlich gesehen profitiere ich auch jetzt noch davon, dass ich
mich körperlich durchsetzen kann und kein Problem mit einer härteren Spielweise
habe. Vor allem in der U17-Landesliga und in der U15-Bayernliga musste
ich mit dem Tempo der Jungs mithalten. Davon profitiere ich heute ebenfalls noch.
Jule Dickmeis stellt Kölns Angreiferin Amber Barrett.
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Auch Nationalmannschaftslehrgänge hast Du schon besucht. Wie ist es, zu
den besten deutschen Kickerinnen seiner Alterklasse zu gehören?
Jule Dickmeis: Ich durfte für den DFB beim Länderpokal in Duisburg die U16-Nationalmannschaft
vertreten, habe allerdings noch kein offizielles Länderspiel gegen ein anderes
Land bestritten. Die Nationalmannschaftslehrgänge waren immer sehr interessant und
eine großartige Erfahrung. Es macht einen persönlich sehr stolz, in dem Alter
vom DFB gesichtet zu werden und im Nationaltrikot aufzulaufen.
Im Sommer hast Du den Schritt zu den
Frauen gewagt. War die Umstellung schwierig?
Jule Dickmeis: So groß war die Umstellung eigentlich gar nicht. Der Ton im Training
ist natürlich schon etwas anders als bei den Jungs, aber das kannte ich schon
von den Auswahlmannschaften. Nach der Corona-Pause war es ungewohnt wieder zu
trainieren und daher ein kompletter Neuanfang, den wir alle gemeinsam bestritten haben. Die Mannschaft
hat es uns Neuzugängen wirklich sehr leicht gemacht. Wir haben uns sofort
wohlgefühlt. Gemeinsam hatten wir im Sommer eine intensive Vorbereitungszeit
und haben als Team schnell
zusammengefunden. Taktik und Spielsystem sind in jeder
Mannschaft anders, aber auch das kannte ich schon aus meiner Zeit bei den
Jungs.
Du bist das Nesthäkchen im Team. Wie ist
es, plötzlich die jüngste und nicht mehr die älteste zu sein?
Jule Dickmeis: Dadurch, dass ich direkt von der Jugend bei den Jungs zu den Frauen
gewechselt bin, gehöre ich mit meinen 17 Jahren natürlich zu den Jüngeren in der
Mannschaft. Aber wir sind insgesamt ein sehr junges und offenes Team, so dass ich mich
nie unwohl oder als das Nesthäkchen gefühlt habe. Unsere Mannschaft hat eine sehr gute Mischung aus erfahrenen und
jungen Spielerinnen. So können wir jüngeren von den Erfahrungen der anderen profitieren
und uns dabei auch noch einiges abschauen. Das bringt mich persönlich und sportlich
weiter.
Im Trikot des FC Schweinfurt 05 sammelte die gebürtige Rottendorferin höherklassige Erfahrungen.
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Wie war es, gegen die Topspielerinnen
der Liga zu spielen und was nehmt ihr mit?
Jule Dickmeis: Das war ein ganz besonderes Gefühl. Wir haben uns schon im Vorfeld wahnsinnig
auf den Liga-Restart und das Spiel gegen Köln gefreut. Die ganze Mannschaft war
heiß auf die Partie, was man dann auch im Spiel gemerkt hat. Alle haben
gemeinsam gekämpft und um jeden
Ball gefightet. Der Zusammenhalt und der Teamgeist in der
Mannschaft waren riesig, so dass wir im Spiel eine gute Teamleistung abgeliefert haben. Gegen
Namen wie Mandy Islacker oder Amber Barrett zu spielen, nötigt einem zuerst einmal einen
gewissen Respekt ab. Aber was wir mitnehmen, ist, dass wir in der Liga mithalten können und
uns nicht verstecken müssen. Trotzdem haben wir leider knapp verloren, haben uns aber außerordentlich gut verkauft und nehmen das Selbstbewusstsein, das wir in diesem Spiel
gesammelt haben, hoffentlich auch in die nächsten Spiele mit.
Am Sonntag geht es gegen den FC
Ingolstadt. Ist da noch eine Rechnung offen? Was kommt auf euch zu?
Jule Dickmeis: Gegen Ingolstadt sind wir leider im September durch eine knappe
Niederlage aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Daher wollen wir natürlich dieses
Mal als Sieger vom Platz gehen. Unser erstes Aufeinandertreffen war noch ganz
am Anfang der Saison. Wir mussten uns als Team noch finden und es war zudem unser erstes
Pflichtspiel in dieser Konstellation. Inzwischen sind wir als Mannschaft noch weiter
zusammengewachsen und haben auch im Köln-Spiel gezeigt, dass wir auf dem Platz
mitspielen können. Wenn wir es schaffen, eine so konzentrierte und engagierte Leistung
wie am letzten Sonntag auch in Ingolstadt auf den Platz zu bringen, ist es
absolut möglich, mit drei Punkten im Gepäck nach Hause fahren. Letzte Woche hat man klar
gesehen, dass wir zu Recht in dieser Liga spielen.