Artikel vom 19.04.2021 19:00 Uhr
Seit einem halben Jahr muss der Amateursport in weitgehender
Bewegungslosigkeit verharren. In den vergangenen 14 Monaten war ein
halbwegs geregelter Sportbetrieb im Amateurfußball pandemiebedingt nur
fünf Monate möglich. Vor allem Kinder und Jugendliche sind vom
Stillstand schwer betroffen. Innenminister Herrmann scheint nun zumindest vorsichtige Öffnungsschritte anzudeuten.
Von
Sebastian Baumann
/ DFB / BFV
"Die vorliegenden Fakten sprechen nach meiner Kenntnis in keiner
Weise gegen Sport unter freiem Himmel", sagte Koch in einem Interview mit dem kicker. "Selbst
dann, wenn eine kleine Gefahrenlage bestehen sollte, gibt es
andererseits ebenso Gefahren, wenn sich die Menschen nicht mehr bewegen
und Sport ausüben können. Wir sollten dringendst die Positionen
überdenken und die Vereine bei einer Rückkehr ins normale Leben mit ins
Boot nehmen."
Dr. Rainer Koch fordert alle Positionen zu überdenken.
fussballn.de/Schlirf
Koch: "Kinder und Jugendliche sehnen sich nach Rückkehr auf Platz"
Wenn nun in Parks Fußball gespielt werde, dies in den Vereinen aber
nicht zulässig sei, werde das zum Problem. "Es wäre weitaus besser, wenn
Kinder organisiert Sport treiben und dadurch ein Stück weit
kontrolliert und angeleitet werden können", sagte Koch weiter.
Insbesondere das fehlende Gemeinschaftsgefühl beim Sporttreiben fehle
vielen Menschen: "Das wieder zuzulassen, ist mit Blick auf das Überleben
der Vereine wichtig - aber auch vor allem mit Blick auf die Menschen.
Kinder und Jugendliche sehnen sich nach der Rückkehr auf den Platz."
Zudem sprach sich Koch für inzidenzunabhängige Parameter in der
Corona-Politik aus: "Ich halte die Zahlen der Todesfälle und die
Belegungsstatistiken von Krankenhäusern und Intensivstationen für
bedeutend."
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann plädierte im
kicker-Doppelinterview mit dem DFB-Vizepräsidenten zudem für Öffnungen
für Kinder und Jugendliche mit negativem Test. "Es wäre ein
Riesenfortschritt, wenn wir es schaffen, dass die Kinder Sport treiben
dürfen, wenn sie ein negatives Testergebnis haben, das sie aus der
Schule mitbringen", so Herrmann. "Je länger die Pandemie dauert, desto
mehr müssen wir im Blick haben, dass die Gesundheit der Menschen nicht
nur im Schutz vor der Corona-Pandemie besteht."
Joachim Herrmann (li.) zusammen mit dem mittelfränkischen Bezirksvorsitzenden Dieter Habermann bei einem Bezirkstag vor der Pandemie.
anpfiff.info
Herrmann stellt Öffnungsstrategien im Mai in Aussicht
Zudem stellte Herrmann baldige Öffnungsstragien für den Amateursport
in Aussicht. "Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis es richtig
zurückgeht auf den Platz, aber dafür müssen wir jetzt die Weichen
stellen." Auf Nachfrage bestätigte der bayerische Innenminister ein
Öffnungsszenario ab dem 9. Mai.
Koch begrüßte Herrmanns Vorstoß und bekräftigte noch einmal: "Der
große Wunsch ist es, dass die Kinder und Jugendlichen wieder Sport
treiben dürfen. Das ist viel wichtiger und existenzieller als etwa die
Frage, ob wieder Fans in die Stadien dürfen." Zur Frage des
EM-Standortes München im Sommer sagte Herrmann: "Wir wollen die EM
unbedingt. Wichtiger für die Gesellschaft ist aber die Perspektive für
Kinder und Jugendliche."
Zuletzt hatte ein öffentliches Positionspapier der deutschen Gesellschaft für Aerosolforschung angemahnt, in der Bekämpfung der Pandemie den Unterschied zwischen
Aktivitäten unter freiem Himmel und in geschlossenen Räumen stärker zu
beachten und damit die Forderung des DFB nach einer Rückkehr auf die
Trainingsplätze untermauert.