Artikel vom 02.11.2020 19:10 Uhr
Bedingt durch die vom Freistaat Bayern umgesetzten
Bund-Länder-Beschlüsse zur Eindämmung der Corona-Infektionen und dem
damit einhergehenden vierwöchigen Trainings- und Wettkampfverbot für den
kompletten Breitensport im November hat der Vorstand des Bayerischen
Fußball-Verbandes (BFV) den vorzeitigen Gang in die Winterpause
beschlossen.
Gleichzeitig aber unterstrich das Gremium in seinem
einstimmig getroffenen Beschluss die große Notwendigkeit, auf Sicht
zumindest den Trainingsbetrieb in angepasster Form wieder zu gestatten,
um weiteren Schaden von den Sportvereinen abzuwenden. Hier seien alle
Sportfachverbände in der Pflicht, mit einer Stimme zu sprechen.
„Dass wir bereits jetzt mit allen Spiel- und in Altersklassen in die
Winterpause gehen, ist sicherlich keine überraschende Nachricht, sondern
vielmehr die logische Konsequenz aus dem jetzt verhängten Sportverbot“,
betont Schatzmeister Jürgen Faltenbacher, der im BFV-Präsidium für den
Spielbetrieb in Bayern verantwortlich zeichnet: „Fakt ist, dass wir im
kompletten November ein Sportverbot haben. Es wäre keinem Verein
zuzumuten, jetzt abzuwarten und direkt im Dezember wieder ins Geschehen
einzugreifen. Das wäre ohnehin nur mit einer Vorlaufzeit von zwei Wochen
möglich gewesen. Es macht aber keinen Sinn, Mitte Dezember, wo
vielerorts witterungsbedingt Spielen quasi schon unmöglich ist, nochmals
einen Versuch zu unternehmen – zumal wir heute noch gar nicht wissen,
wie sich die Zahl der Infektionen nach diesen harten Einschnitten
entwickelt und welchen Kurs die Politik in vier Wochen verfolgt.“
Formell hat der BFV-Vorstand am Montagabend einstimmig die
pandemiebedingte, allgemeine Wettkampfs-Spielbetriebsaussetzung bis 31.
Dezember 2020 beschlossen, alle weiteren Entscheidungen hinsichtlich der
Spielplangestaltung für den Re-Start im neuen Jahr 2021 werden – wie
auch schon in der Vergangenheit – individuell von der jeweils
zuständigen spielleitenden Stelle auf Verbands-, Bezirks- und Kreisebene
getroffen. Grundsätzlich gilt für alle Ligen und Altersklassen
weiterhin eine zweiwöchige Ankündigungszeit, ehe der
Wettkampf-Spielbetrieb wiederaufgenommen werden kann.
Jürgen Faltenbacher
anpfiff.info
Durchführungsbestimmungen erlauben Liga-Pokal-Modifikationen
Mit der im April getroffenen Entscheidung, die Saison 2019/20 nicht
abzubrechen, sondern stattdessen fortzusetzen, hatte der BFV die
Voraussetzung geschaffen, um maximal flexibel auf pandemiebedingte
Folgen reagieren zu können. Im Falle eines Abbruchs wäre es alleine
schon zeitlich nicht mehr möglich gewesen, eine neue Saison 2020/21
komplett auszutragen – zumal der Spielbetrieb in Bayern erst wieder am
19. September 2020 aufgenommen werden durfte. In der
Entscheidungsfindung spielte auch immer ein möglicher zweiter Lockdown
eine tragende Rolle. „Entsprechend haben wir auch die
Durchführungsbestimmungen des neu geschaffenen Liga-Pokal-Wettbewerbs
gestaltet. Oberste Priorität – und das war von Anfang an so auch klar
kommuniziert worden – hat der Ligen-Spielbetrieb der Saison 2019/20, den
es zu retten gilt, damit wir hoffentlich zum 1. Juli 2021 wieder in
geordnete Bahnen übergehen können“, sagt Jürgen Faltenbacher: „Wir haben
Bezirken und Kreisen deshalb bewusst völlige Freiheit bei der
Ausgestaltung des Liga-Pokal-Modus‘ gewährt und dabei auch in den
Statuten individuell geregelt, wie wir im Falle einer neuerlichen
Zwangspause damit umgehen. Es gibt etwa Regelungen zur vorzeitigen
Wertung oder zur Verkürzung des Liga-Pokals, um nur zwei Beispiele zu
nennen. Diese Regelungen passgenau den unterschiedlichen Fortschritten
in den einzelnen Spielebenen für einen Re-Start im Frühjahr 2021
anzugleichen, wird jetzt die Aufgabe sein. Wenn ich vereinzelt lese,
dass der Liga-Pokal in Teilen schon jetzt eine Farce sei, dem muss ich
klar und deutlich sagen, dass wir immer gesagt haben, dass es in dieser
so nicht gekannten Situation zu Änderungen kommen kann – von der
Modus-Modifikation bis hin zur gänzlichen Streichung.“
Sportler brauchen Bewegung, Vereine finanzielle Hilfen
Dass der erneute Lockdown im Breitensport verheerende Folgen nach
sich ziehen wird, war auch Thema der Online-Konferenz des BFV-Vorstands.
„Wir wissen, was der Breitensport Großes in den Vereinen bewegt, gerade
wenn es darum geht, Gesundheitsvorsorge zu betreiben. Dass dies fortan
für die Frauen und Männer, Jungen und Mädchen im ohnehin schon
reduzierten Maße nicht mehr möglich ist, tut uns allen sehr weh. Darum
ist es ganz besonders wichtig, dass dies nicht zum Dauerzustand wird –
zumal wir mittlerweile wissen, dass das Infektionsrisiko beim Sport an sich äußerst gering ist. Dass Vereine und Verbände jetzt wiederholt
vor extremen Herausforderungen stehen, liegt auf der Hand, wenn wir
daran denken, dass Mitglieder fernbleiben müssen, sich womöglich in der
Folge ganz abwenden oder Kinder erst gar keinen Zugang mehr zum Fußball
im Verein finden. Das muss die Politik bei allen ihren Entscheidungen
immer mit im Blick haben – und wir werden alles dafür tun, dass dieser
Blick nicht verloren geht. Das darf keinesfalls passieren“, hatte
BFV-Präsident Rainer Koch bereits bei Bekanntwerden der harten
Einschnitte verdeutlicht: „Ungeachtet des Spielbetriebs, für den wir
jetzt die folgenrichtige Entscheidung getroffen haben, müssen alle
Sportfachverbände mit der Politik um Lösungen ringen, dass unsere
Amateursportler rasch wieder in Bewegung kommen – auch wenn kein
offizieller Wettkampf stattfindet. Unsere Vereine haben gemeinsam mit
uns detaillierte Hygienekonzepte entwickelt und eindrucksvoll bewiesen,
dass diese vorbildlich umgesetzt werden und maximal möglichen Schutz
bieten.“
Sandra Hofmann
anpfiff.info
Für Sandra Hofmann, Vorsitzende des Frauen- und Mädchen-Ausschusses,
sowie Florian Weißmann, Vorsitzender des Jugend-Ausschusses, ist klar,
„dass wir gerade unseren Kindern wieder Bewegungsmöglichkeiten in den
Vereinen bieten müssen. Wir alle wissen, wie wichtig Bewegung gerade im
Kindesalter ist. In anderen Bundesländern wurden Kinder und Jugendliche
vom Sportverbot ausgenommen, das sollte auch in Bayern möglich sein“.
Sportfachverbände müssen sich weiter Gehör verschaffen
Zudem erneuerte Koch die Forderung nach finanziellen Entschädigungen
zum Erhalt der Vereinsvielfalt in Bayern: „Was für die Kultur gilt,
beansprucht auch der Sport für sich. Das muss die Politik anerkennen,
erste Signale gibt es ja bereits. Wir als Fachverbände müssen aber
hartnäckig bleiben und mit einer unüberhörbaren Stimme sprechen.“