Artikel vom 26.03.2024 11:15 Uhr
Auch bei den Fans der SpVgg Bayeuth formiert sich der Protest gegen die Montagabend-Spiele.
Kritische Töne gibt es derzeit rund um die vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) eingeführten neuen Spieltermine unter der Woche. Da gibt es auch seit Neuestem die im Profibereich schon abgeschafften Montag-Spiele wieder, die kaum einer will. Die Problematik kann von vielen reinen Amateurvereinen nicht gestemmt werden, oder nur unter sehr großen und nicht akzeptablen Anstrengungen.
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) versucht die Regionalliga
Bayern immer mehr zu professionalisieren. Das stößt bei vielen Amateurvereinen auf Kritik. Da geht es einerseits um die Einführung
einer Flutlichtpflicht mit 400 Lux Lichtstärke in den Stadien per Saison 2025/2026
sowie um die Einführung von Wochentags-Spielen, die für reine Amateure nur unter
größten Anstrengungen zu stemmen sind.
Zwar hatten die anderen vier Regionalligen in Deutschland, Nord, Nordost,
West und Südwest die Pflicht, Flutlicht in Liga vier zu haben, schon länger in
ihren Lizenzierungs-Unterlagen stehen, in Bayern wird sie nun kommen. Nur der TSV
Aubstadt, die SpVgg Ansbach, der SV Schalding-Heining und die DJK Vilzing haben
derzeit kein künstliches Licht an ihrer Regionalliga-Spielstätte. Die Vilzinger
haben nun erst einmal die mögliche Ausnahme-Genehmigung beantragt, müssen also
erst mit Startschuss der Spielzeit 2025/2026 Flutlicht anbieten.
Spiele werden im Internet übertragen
Gelder fließen in den TV-Topf: Fabian Frühwirth.
anpfiff.info
Dass der BFV mit dieser Forderung vor einigen Monaten um die Ecke gekommen
ist, war schon kritikwürdig. Doch nun ist klar, warum der Verband diesen Schritt
gewählt hat. Es sollen Wochentags-Spiele live im Internet, nicht einmal im
Fernsehen, gezeigt werden. Die erste Partie fand an einem Freitagabend (15. März) in Burghausen gegen Eintracht Bamberg (2:2) statt, die zweite am darauf folgenden Montag. Es standen sich im fränkischen Duell die SpVgg Bayreuth und die SpVgg Ansbach
(2:0) gegenüber. Auch am gestrigen Montag gab es wieder ein Abendspiel - und zwar Viktoria Aschaffenburg gegen die SpVgg Bayreuth (1:0).
"Die
Bewegtbildvermarktung ist zentraler Bestandteil der Weiterentwicklung", lautete
die Aussage von BFV-Präsident Dr. Christoph Kern in einer am vorigen Dienstag
verschickten Pressemitteilung. Das ist kaum zu verstehen, weil es den
Regionalliga-Teams finanziell keine Vorteile bringt. "Wir haben kein Geld für
unser Spiel in Bayreuth bekommen”, informiert der Ansbacher Abteilungsleiter
Harald Riegler, der Zuschauer im Internet auf BR24 im Livestream war: "Die Qualität der Bilder war sehr gut, auch der Kommentator Edgar Endres war sehr gut informiert", erklärt Harald Riegler.
Zum Thema Fernsehgelder für die Vereine, die aus diesen Übertragungen gewonnen werden, sagt BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth: "Die
Erlöse aus sämtlichen Rechte-Vereinbarungen für Live-Übertragungen fließen
grundsätzlich in den TV-Topf der Regionalliga Bayern, der solidarisch unter
allen Vereinen aufgeteilt wird." Über die Höhe gibt es allerdings keine Aussage: "Über einzelne Vertragsdetails mit Sendern und
Rechtehaltern können wir keine Auskunft geben", heißt es seitens des BFV.
Ansbach bedauert die Intransparenz
Christoph Hasselmeier befürwortet eine bessere Vermarktung der Liga, würde sich aber mehr Transparenz dabei wünschen.
fussballn.de / Strauch
Bei der SpVgg Ansbach war der Sportliche Leiter Christoph Hasselmeier überrascht, dass es überhaupt eine solche Aufteilung geben soll: "Das höre ich zum ersten Mal, dass dafür Geld bei den Vereinen landen soll. Schade finde ich nur, dass das dann intransparent ist, wie die Erlöse verteilt werden. Wir haben der Verlegung in Bayreuth zugestimmt, nachdem wir intern geklärt hatten, dass es für uns keine sportliche Verschlechterung sein würde. Da haben wir gerne einmalig mitgemacht, weil es sicher auch etwas Besonderes war. Auf die Dauer lassen sich Montagsspiele aber nicht stemmen."
Andererseits ist Hasselmeier ein absoluter Befürworter von Anstrengungen, die unternommen werden, um die Regionalliga Bayern attraktiver zu machen: "Gerade, wenn man sich da im Vergleich die anderen Regionalligen anschaut, finde ich es gut, dass man versucht, die Liga zu vermarkten", sagt der Ansbacher, der mit seiner SpVgg vor der großen Aufgabe steht, eine Flutlichtanlage am Xaver-Bertsch-Sportpark zu errichten: "Wir haben einen Beteilugungsaufruf gestartet, haben auch schon die ersten Unterstützer gefunden. Wir erwarten demnächst konkrete Zahlen, um zu wissen, was da genau auf uns zukommt und gehen das Flutlicht-Projekt an. Denn wir planen - wie jedes Jahr - zwar zweigleisig, wollen aber weiter in der Regionalliga vertreten sein."
Protest gegen Spiele am Montag in Bayreuth.
anpfiff.info
Protest der Fans wird lauter
Vielmehr formiert sich Protest gegen Montag-Spiele, auch bei den
Fans. Jeder war froh, als die Montagabend-Spiele in der Zweiten Liga abgeschafft
wurden. Nun fängt der BFV im Amateurbereich damit wieder an, was nicht
nachvollziehbar ist. "Es wurden von den zehn Partien, die auf BR24 gezeigt
werden, exakt zwei Spiele verlegt (die beiden Montagsspiele) - und das mit
ausdrücklicher Zustimmung der beteiligten Vereine. Alle anderen blieben
unberührt - aber auch hier erfolgte selbstredend eine Rücksprache mit den
Klubs", betont Frühwirth.
Protest gegen diese neue Form der Spiele gab es in Ansbach, Würzburg, Burghausen und Bayreuth mit entsprechenden Bannern. Doch was bringt das den Vereinen wirklich? Eines ist klar: Die Regionalliga
Bayern ist sportlich und finanziell betrachtet eine der ungerechtesten Spielklassen.
Denn dort spielen Profi-Reserven wie die des FC Bayern München, FC Augsburg, 1. FC
Nürnberg und SpVgg Greuther Fürth. Zudem mischen dort Vereine mit, die unter
Profibedingungen ihren Sport betreiben, wie die Würzburger Kickers und zu großen
Teilen die SpVgg Bayreuth. Auch Klubs wie Wacker Burghausen, FV Illertissen und
Viktoria Aschaffenburg sind dem Profitum eher zugeneigt.
Der Rest sind reine
Amateure. Das Beispiel 1. FC Schweinfurt 05 zeigt, wie es einem Verein mit hohen
Ansprüchen gehen kann. In den vergangenen Jahren haben die "Schnüdel" immer wieder
erfolglos versucht, in die Dritte Liga aufzusteigen, haben daher unter
Profibedingungen gearbeitet. Zu dieser Saison wurde das Profitum wieder
abgeschafft, der Etat um fast eine Million Euro gesenkt und nun trainieren die
Schnüdel auch wieder dreimal pro Woche, wie auch Vilzing und vielen anderen Amateur-Standorten.
Protest gegen Spiele gab es am Montag auch im Ansbacher Gästeblock.
anpfiff.info
Aubstadt nörgelt nicht
Vom TSV Aubstadt ist auf Nachfrage von anpfiff.info folgende Aussage von Pressesprecher Philipp Müller zu diesem Thema eingetroffen: "Wir finden es gut,
dass der BFV hier Sachen ausprobiert und möchten hier auch nicht nörgeln. Aus
unserer Sicht ist es das nur nicht wert, dass für ein Spiel im
Internet-Livestream auch der Montag infrage kommt. Würden die Partien beim BR im
TV zu sehen sein, wäre das noch einmal etwas anderes. Aber in diesen Genuss
werden die Vereine wohl kaum einmal kommen. Wir glauben auch nicht, dass die
Regionalliga-Vereine finanziell groß von diesem Deal profitieren werden. Hinzu
kommt, dass die Spieler schon genug belastet sind und es ja auch so bereits
viele Spiele unter der Woche gibt. Wer beispielsweise einmal eine Aufwärtsfahrt von
Aubstadt nach München begleitet hat, weiß, wie stressig so eine Anreise sein
kann."
Um Abendspiele aus Aubstadt zu übertragen, müsste in der dortigen NGN-Arena erst einmal ein Flutlicht mit 400 Lux gebaut werden. Dazu heißt es aus Aubstadt: "Wir haben Angebote
vorliegen und sind mit der Kommune und dem Landkreis in Gesprächen, um nötige
Fördermittel dafür zu bekommen." Einen Termin für den Baubeginn gibt es noch nicht.
Schweinfurt nur bedingt zufrieden
Von Seiten des 1. FC Schweinfurt 05 äußert sich Julian Walter von der Pressestelle so zu diesem Thema: "Wir
als Verein finden die Bestrebungen des BFV, die Liga weiter
professionalisieren zu wollen und Spiele via Livestream zu übertragen, sehr
positiv. Montagsspiele
sind und waren in den letzten Jahren heiß diskutierte Themen im Fußball. Man muss
abwarten, was letztendlich bei den Vereinen ankommt. Wir hätten kein Problem
damit, ein bis zwei Spiele in der Saison am Montag zu absolvieren, jedoch nur, wenn die
Spiele in der Region wären. Eine Anreise am Montag nach Oberbayern oder in die
Oberpfalz ist für einen Amateurverein sehr herausfordernd."
Bamberg begrüßt Neuerungen grundsätzlich
Unterstützung für Ideen: Sascha Dorsch.
anpfiff.info
Vom FC Eintracht Bamberg äußert sich der Sportliche Leiter Alexander Dorsch wie folgt: "Grundsätzlich unterstützen wir Neuerungen und Ideen, die dabei helfen, die
Regionalliga attraktiver zu machen. Wenn in der Folge sich Optionen entwickeln,
auch attraktiver für Sponsoren zu sein, begrüßen wir dies. Bisher gab es aber keine intensive Diskussion im Verein darüber, da auch
seitens des Verbandes keine konkreten Vorgaben oder Anfragen gemacht wurden. Wir sind in der Lage, auch Wochentag-Spiele in der gewünschten Form auszutragen."
DJK Vilzing ist nur für reguläre Termine zu haben
Roland Dachauer,
Abteilungsleiter Fußball bei der DJK Vilzing, sagt zum Thema Abendspiele: “Es
stellt sich für uns die Frage, wie weit das Thema Professionalisierung von
Verbandsseite noch gehen wird. Jedes Jahr fällt ihnen etwas Neues ein.” Für
TV-Spiele sind die DJK Vilzing und Roland Dachauer zu haben, aber dann bitte zu
regulärer Zeit am Samstag. “Denn ein regulärer Spieltag am Montagabend ist für
jeden Amateurverein eine Katastrophe”, weiß der Abteilungsleiter. Die Austragung eines
Heimspieles ist schon am Samstag ein Kraftakt. Es werden rund 50 ehrenamtliche
Helfer gebraucht. Montags aber ist Arbeitstag, da stünden die Kräfte für Verkauf
und Verpflegung nicht zur Verfügung. Schon von Verbandsseite sind mit
Stadionsprecher, Sicherheitsbeauftragter, Dopingbeauftragter Aufgaben
vorgeschrieben.
Roland Dachauer geht noch einen Schritt weiter: “Ein Geschäftsmodell für die 4.
Liga, das tragbar wäre, gibt es nicht. Denn Profitum heißt, dass alle
Beteiligten davon leben können. Dazu wäre etwa ein Etat von ein bis zwei
Millionen Euro nötig. Daher sehe ich nicht ansatzweise Einnahmen, mit denen wir
das finanzieren könnten. Als Regionalligist bräuchte man dazu einen Schnitt von
4000 bis 5000 Zuschauer pro Heimspiel, dann könnte es funktionieren. Doch
davon sind wir in der Regionalliga Bayern meilenweit entfernt.”
Für den Funktionär erschließt es sich auch nicht, dass eine Live-Übertragung Sinn macht, “weil es
in Hamburg oder im Ruhrgebiet keinen gibt, der sich ein Regionalliga-Spiel aus
Bayern anschauen wird.”
Kritisch sieht die neue BFV-Strategie auch der SV Schalding-Heining mit
seinem Sportlichen Leiter Markus Clemens, während es aus Buchbach mit deren
Abteilungsleiter Georg Hanslmaier eher positive Töne in Richtung BFV zu hören
gibt.