Artikel vom 10.05.2018 13:00 Uhr
Der Umzug der Damen
der SpVgg Rattelsdorf von der Gruppe Süd in die Kreisklasse Nord war
zwar nicht freiwillig, aber am Ende voraussichtlich lohnenswert. Las
Chicas stehen wenige Spieltage vor dem Saisonende auf dem zum
Aufstieg berechtigten zweiten Rang. Diesen „Schock“ hat nicht nur
Spielführerin Jenny Stade inzwischen gut verkraftet…
„Auf jeden Fall
wollen wir jetzt auch aufsteigen“, lässt die 24-Jährige
Arbeitsbiene mit der Kapitänsbinde keinen Zweifel daran, dass man
eine bislang starke Saison mit dem i-Tüpfelchen krönen möchte. Es
wäre zweifelsohne der Höhepunkt der gerade einmal vier Spielzeiten
lang andauernden Historie des Frauenfußballs in Rattelsdorf. Im
Sommer 2014 aus einer Hand voll Akteurinnen der benachbarten SpVgg
Ebing und zahlreichen blutigen Anfängerinnen gegründet, ging es für
„Las Chicas“ zunächst mühevoll, aber doch stetig bergauf. Der
von Beginn an laufende Countdown scheint nun durchbrochen zu werden.
Die Platzierungen der SpVgg Rattelsdorf in der Kreisklasse Süd
lauteten: sieben, sechs und fünf…! Dass es nun kein Vierter,
sondern voraussichtlich der zweite Aufstiegsrang wird, hat womöglich
auch mit dem ungeliebten Wechsel in die Gruppe Nord zu tun.
Eine Spielzeit ohne
Derbies
Die Aussicht auf
Fahrten zu den über 60km entfernten Auswärtsspielen in Ludwigsstadt
oder Leuchau sorgte bei den Verantwortlichen der SpVgg zunächst für
eine gewisse Portion Unmut. Schließlich wäre die Süd-Gruppe nicht
zuletzt aufgrund mancher Derbies wie gegen Baunach oder Dörfleins
reizvoller gewesen. Nun legen die Chicas anstelle von
durchschnittlich 22km in der Süd-Gruppe satte 42km im Norden pro
Auswärtspartie zurück. „Sportlich konnte uns im Nachhinein nichts
Besseres passieren“, lacht Jenny Stade angesichts des derzeitigen
zweiten Tabellenplatzes. Dabei ging Rattelsdorf nach
einerdurchwachsenen Vorbereitung ohne große Erwartungen in die neue
Spielzeit. Ein Platz im vorderen Mittelfeld sollte es zwar schon
sein, aber sich dauerhaft in der Spitzengruppe festzusetzen, kam
selbst für die kühnsten Optimisten ein wenig überraschend. „Zur
Winterpause waren wir selbst ein wenig schockiert“, schmunzelt
Stade in Erinnerung an Rang 3 zum Jahreswechsel, der bei den Frauen
der SpVgg noch einmal zusätzliche Motivation freisetzte. Sechs Siege
mit 23 erzielten Toren später haben Stade & Co jenen dritten
Platz schon um acht Zähler distanziert.
Meist einen Schritt schneller als die Konkurrenz: Barabara Albert (li.) und die Damen der SpVgg Rattelsdorf.
anpfiff.info
Teamgeist und eine
starke Achse
„Wir haben eine
gute Abwehr, sind vorne immer für ein Tor gut und überzeugen durch
eine geschlossene Teamleistung“, bringt die Spielführerin das
Erfolgsrezept in wenigen Worten auf den Punkt. In der Tat steht mit
der gerade erst 18 Jahre jung gewordenen Annika Süppel eine sich
stetig nach vorn entwickelnde Torfrau hinter einer von Luisa
Schleicher umsichtig organisierten Abwehr. Die Libera ist nicht nur
zweikampfstark und schnell, sondern verfügt auch über eine gute
Übersicht von hinten heraus. Davor ackert im zentralen defensiven
Mittelfeld Julia „Mama“ Hagel, die mit 27 Jahren schon Team-Oldie
ist. „Sie ist enorm wichtig für uns und hält den Laden auch in
schwierigen Phasen zusammen“, spart Stade nicht mit Lob für die
erfahrene Sechserin in der Mannschaft. In vorderster Front
schließlich trifft Lisa Willomeit nahezu nach Belieben. 25 Treffer
stehen für die eiskalte Knippserin mit dem goldenen Füßchen zu
Buche, wodurch sie in der Offensive eine der großen
Erfolgsgarantinnen ist. Fester, nicht wegzudenkender Bestandteil ist
außerdem Beatrice Richter, die nach zwei Kreuzbandrissen in das Amt
der Spielleiterin geschlüpft ist, bei personellen Engpässen aber
immer noch auf dem grünen Rasen aushilft.
Ich packe meinen
Koffer und nehme mit…
„Eine
Sonnenbrille, einen Bikini und mein Las Chicas-Cap“, träumt Jenny
Stade schon von der Aufstiegsfahrt an den mallorcinischen Sandstrand.
Auf der Deutschen liebste Ferieninsel soll es schließlich mit der
gesamten Mannschaft gehen, wenn am Saisonende tatsächlich der große
Coup gelingen sollte und der SpVgg Rattelsdorf im vierten Jahr des
Bestehens der Sprung in die Kreisliga gelingt. Das wären dann auch
der perfekte Abschied für Trainer Nico Imhof, der zur neuen Saison
zum VfL Mürsbach wechselt. „Er hat enormes fußballerisches
Verständnis und kann es uns ausgesprochen gut vermitteln – auch
wenn er dabei manchmal etwas streng ist“, skizziert Jenny Stade den
Erfolgscoach der Chicas, der sich sicherlich ebenso gern als
Aufstiegstrainer verabschieden möchte. Seinen Platz übernimmt zur
kommenden Serie Jeffry Stade, der jüngere Bruder von Käptn Jenny
Stade. „Zum Einstieg kann er gleich mal für uns grillen und Hugo
und Weinschorle spendieren“, setzt die große Schwester schelmisch
grinsend die Messlatte für den Einstieg des neuen Trainers schon
einmal hoch. Wenn der dann allerdings eine Kreisliga-Elf coachen
darf, fällt ihm dies zweifelsohne umso leichter. Die SpVgg
Rattelsdorf ist auf die Zielgerade eingebogen und ist noch maximal
zwei Siege vom großen Ziel entfernt...