Artikel vom 03.01.2023 13:00 Uhr
„Ich stelle mich vor: Carlota Hollfelder!“ Viertel-Brasilianerin,
Viertel-Italienerin, Halb-Deutsche und Vollblutangreiferin ist das
18-jährige Juwel des SV Frensdorf, das mit gerade einmal 17 Minuten
Anlaufzeit nachhaltig auf sich aufmerksam und in ihrer bislang ersten
Bayernliga-Saison zur geteilten Toptorjägerin am Failsberg
avancierte.
Ihre Mutter hat italienische sowie brasilianische Vorfahren, woher
auch das eine t im Vornamen von Carlota Hollfelder rührt, die selbst
in der bayerischen Landeshauptstadt geboren wurde und im zarten Alter
von vier Jahren ins beschauliche Scheßlitz zog. Selbstredend floss
auch das feurige Blut einer begabten Tänzerin durch die Adern des
talentierten Youngsters, doch rasch offenbarte Lotti, dass sie lieber
durch den Strafraum dribbelt als über das Parkett zu gleiten. Über
den heimischen TSV gelangte sie in die Mädchenmannschaften des RSV
Drosendorf und SV Gundelsheim ehe sie den Sprung in die
Nachwuchsabteilung des 1. FC Nürnberg wagte.
Feinschliff beim Club
Es war ein
hoffnungsvoller Wechsel in die U17 des Clubs, die in der Bayernliga
ambitioniert im Vorderfeld mitkickte. Genauso ambitioniert wie
Carlota Hollfelder, die sich über starke Leistungen zu
Trainingsbeteiligungen in der 1. Mannschaft empfahl. Ein
Innenbandriss im rechten – dem etwas besseren der beidfüßig
starken Angreiferin – Fuß setzte sie jedoch derart außer Gefecht,
dass sie die meiste Zeit der Hinrunde ihrer ersten Saison im
Damenbereich verletzungsbedingt verpasste und erst im November 2021
in der U23 in der Landesliga zu ersten Einsätzen kam. Die sorgten
wiederum mit neun Treffern in elf Partien für Aufsehen und weckten
das Interesse des SV Frensdorf, bei dem die Offensivkraft die
Gelegenheit bekam, eine Liga höher ihr Können unter Beweis zu
stellen.
Den Blick immer nach vorne gerichtet: Carlota Hollfelder.
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Auf der Jagd nach den Sternen
Am Failsberg
debütierte sie im September am 3. Spieltag der laufenden Serie und
schlug ohne große Anlaufzeit prächtig ein. Im Heimspiel gegen
Amicitia München wurde Hollfelder in der 63. Minute eingewechselt
und traf 17 Minuten später zum vorentscheidenden 3:0 beim
4:0-Heimsieg. Bei ihrer Startelfpremiere zwei Wochen später gegen
Schwaben Augsburg traf sie ebenso wie gegen Ezelsdorf, wo ihr gar der
erste Doppelpack gelang. „We chasin’ stars“ (= Wir jagen die
Sterne) gibt der schweizer Rapper Monet192 in ihrem Lieblingssong
„Niemalsland“ zum Besten und genau das scheint die 18-jährige
Kreativkraft auch zu tun. Schließlich haben bereits die wenigen
Verletzungen, die Hollfelder in ihrer jungen Karriere auskurieren
musste, sie gelehrt, auf ihren Körper zu achten, um möglichst weit
nach oben zu kommen. „Immer wenn ich fit war, waren nicht nur die
anderen von mir überzeugt. Ich war es auch“, konstatiert die groß
gewachsene Angreiferin, die sich trotz aller Umstände rasch an die
Herausforderung Bayernliga gewöhnt hat. „Die Spielschnelligkeit
ist ganz anders. Hier gibt es schnelle Spielerinnen und ganz
schnelle“, schmunzelt Hollfelder, wohlwissend, dass sie im
Vollbesitz ihrer Kräfte hervorragend mit den Anforderungen
zurechtkommt.
Tore sind das Salz in der Suppe
Nicht nur wegen
ihrer imposanten 181cm Körpergröße strahlt sie eine gehörige
Portion Präsenz auf dem grünen Rasen aus. Sie verfügt über einen
guten ersten Kontakt in der Ballan- und -mitnahme, womit sie sich im
Zentrum hinter den Spitzen den nötigen Freiraum für die
Weiterverarbeitung schaffen kann, und letztlich ebenso über einen
platzierten Abschluss. Der hilft selbstredend beim Toreschießen und
genau daran misst sich das Sturmtalent auch ein stückweit selbst.
„Es ist schön eine Vorlage zu geben oder einen Spielzug
einzuleiten, aus dem ein Tor entsteht, aber ich treffe auch gerne
selber“, gibt die „Schlenzerin“, die am liebsten gefühlvoll
ins lange Eck zirkelnd trifft, schelmisch grinsend zum Besten.
Aus dem offensiven Zentrum heraus kurbelt der Youngster das Spiel der Frensdorfer Damen an.
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Hohe Ziele
Fünf sind es
bislang bei acht Einsätzen, in denen sie gemessen an den
tatsächlichen Spielminuten durchschnittlich alle 89 Minuten ins
Schwarze trifft. Mit ihren fünf Toren teilt sie sich
mannschaftsintern derzeit die Torjägerkrone gemeinsam mit
Spielführerin Annalena Haderlein, hinter der sie meist aus dem
Zentrum heraus agiert. „Sie ist eine, der ich gut zuhöre. Wenn sie
mir Laufwege aufzeigt oder anzeigt, wie ich verschieben soll, dann
verinnerliche ich das“, konstatiert Hollfelder, die gleichermaßen
froh und dankbar ist, in Marsia Gath oder Verena Lechner weitere
erfahrene Kräfte um sich herum zu wissen. Das gesamte Team war es
ohnehin, das sie von einem Wechsel vom Valznerweiher an den
Failsberg überzeugte. „Ich bin sehr gut aufgenommen worden und
hatte das Gefühl, dass die Mädels sich aufrichtig über meine
Zusage gefreut haben“, so Hollfelder, die zudem in Lilly Beyer und
Alina Arneth auf zwei Mitspielerinnen traf, mit denen sie schon bei
den Juniorinnen in Gundelsheim zusammen auf dem Feld stand. Mit einer
derart eingeschworenen Truppe ist es das primäre Ziel, möglichst
rasch die magischen 25 Punkte zu erreichen, die voraussichtlich zum
Klassenerhalt reichen. „Ich würde uns allerdings gerne unter den
Top 6 sehen“, gibt die Frau mit der deutschen, der italienischen
und der brasilianischen Staatsbürgerschaft zu, die sich gerne hohe
Ziele steckt. Auf dem Weg zu ihrem persönlichen Ziel, möglichst
hochklassig zu spielen, ist Carlota Hollfelder in jungen Jahren
bereits in der Belletage des bayerischen Frauenfußballs angekommen –
und das auf eine besonders beeindruckende Art und Weise!